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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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heiserer Schrei, der von solch roher Wildheit war, dass er unmöglich aus einer menschlichen Kehle stammen konnte.
    Die Gefährten tauschten erschrockene Blicke. Niemand fragte, woher der Schrei gekommen war oder was er bedeuten mochte, zu sehr schreckten alle vor der Antwort zurück.
    »Dort drüben!«, rief Aldur plötzlich und deutete auf den Waldrand. »Das Gebüsch bewegt sich!«
    »Dort auch!« Alannah deutete in eine andere Richtung - und im nächsten Moment sah Granock in den sich lichtenden Regenschleiern eine wahre Albtraumgestalt: grobschlächtiger Wuchs, grünbraune Haut, das Haupt eines Reptils ...
    »Die neidora !«, rief Farawyn. »Sie sind hier! Sie haben uns eingeholt!« Wie um seine Worte zu bestätigen, wiederholte sich der grässliche Schrei, und eine weitere der grausigen Kreaturen tauchte auf, die halb menschliche, halb tierische Formen hatte und deren Augen wie rote Lichter durch den Dunst stachen.
    »Hinein, rasch hinein!«, drängte Farawyn und stürmte die Stufen zum Tempelportal hinauf, den Zauberstab in der Hand.
    »Aber Meister ...«, wandte Granock ein.
    »Willst du bei lebendigem Leib zerfetzt und gefressen werden?«, fragte Farawyn über die Schulter zurück. »Dann bleib nur draußen. Wer überleben will, der folgt mir! Im Tempel können wir uns verteidigen!«
    Das leuchtete ein, und so stürmte Granock seinem Meister hinterher die Stufen hinauf, gefolgt von Aldur und Alannah, während Riwanon einmal mehr den Rückzug der anderen deckte. Aus dem Augenwinkel erheischte Granock einen Blick auf weitere Echsenwesen, die aus dem milchigen Nebel traten, die zähnestarrenden Mäuler aufgerissen und die tödlichen Pranken schwingend. Gleichzeitig wiederholte sich das schreckliche Gebrüll, und Granock verspürte eine Angst, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben empfunden hatte. Sie schnürte ihm die Kehle zu und sorgte dafür, dass er kaum noch atmen konnte. Keuchend kämpfte er sich zusammen mit Aldur und Alannah die steilen Stufen empor.
    »Los doch, ihr Narren!«, mahnte Riwanon sie zur Eile, während sie leichtfüßig an ihnen vorbeihuschte. Für einen Moment blickte Granock zurück und gewahrte die zehn Echsenkrieger - Monstren, die schrecklicher waren als alles, was er je zu Gesicht bekommen hatte. Ihre Augen glommen in unstillbarem Blutdurst, Geifer troff aus ihren Mäulern, während sie in grotesken Bewegungen auf den Tempel zusetzten.
    »Scheiße!«, stieß Granock in der Menschensprache hervor.
    »Wo du recht hast...«, sagte Aldur nur. Sie liefen ihren Meistern hinterher, an den Säulen vorbei und durch die Pforte.
    Jenseits des Eingangs war es nicht nur einfach dunkel; Granock hatte das Gefühl, gegen eine Mauer aus bodenloser Schwärze zu laufen, und jede Faser seiner Existenz drängte danach, sofort wieder umzukehren. Aber hinter ihm waren die neidora, erklommen bereits die Stufen des Tempels. »Das Tor! Schließt das Tor!«, wies Farawyn seine jungen Begleiter an, und obwohl Granock bezweifelte, dass das altersschwache und vom Rost zerfressene Eisen den neidora lange Widerstand leisten würde, tat er sofort, was sein Meister ihm sagte. Gemeinsam mit den anderen stemmte er sich gegen die Torflügel, die sich quietschend in ihren Angeln bewegten und dann donnernd zuschlugen.
    Die Finsternis, die von einem Moment zum anderen herrschte, war so vollkommen, dass Granock das Gefühl hatte, davon verschluckt worden zu sein. Einen endlos scheinenden Augenblick lang blieb es dunkel, dann flammten die Elfenkristalle an Farawyns und Riwanons Zauberstäben auf. »Rasch, den Riegel vor!«, mahnte Farawyn, und die Novizen legten die Schließvorrichtung des Tores um. Zahnräder, die sich wohl seit einer halben Ewigkeit nicht mehr bewegt hatten, griffen mit markigem Knirschen ineinander und verschlossen das Tor, und im nächsten Moment war von außerhalb des Tempels ein wilder, lang gezogener Schrei zu hören, voll unsagbarer Wut und Enttäuschung.
    Die neidora waren leer ausgegangen - aber sie würden sich damit nicht abfinden ...
    In der Erwartung, dass sich schon im nächsten Moment etwas mit zorniger Urgewalt von außen gegen die Torflügel werfen würde, wichen Granock und seine Gefährten zurück.
    Aber die erwartete Attacke erfolgte nicht.
    Augenblicke verstrichen.
    Noch immer kein Angriff.
    »Sie haben sich zurückgezogen«, flüsterte Alannah hoffnungsvoll. »Unwahrscheinlich«, knurrte Farawyn. »Schon viel eher hat sie etwas zurückgerufen. Oder aber sie fürchten sich vor diesem

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