Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Ort.«
Er wandte sich um und hob seinen Stab, um die Umgebung ein wenig auszuleuchten. Erst jetzt kamen die Gefährten dazu, sich anzusehen, wohin sie sich geflüchtet hatten.
Es war eine Eingangshalle, quadratisch in ihrer Form und von vierkantigen Säulen getragen, die Decke so hoch, dass sie im spärlichen blauen Licht der Elfenkristalle nicht zu erkennen war; dem Widerhall der Stimmen nach zu urteilen, musste die Raumhöhe jedoch beträchtlich sein.
Auf der rückwärtigen Seite, der Pforte genau gegenüber, gab es einen weiteren Eingang, der in unergründliche Schwärze führte. Auch das viereckige Portal wurde von den unheimlich anmutenden Schriftzeichen der verbotenen Zaubersprache umlaufen, die zumindest ansatzweise zu entziffern Farawyn und Riwanon von ihren Meistern gelernt hatten.
Als Farawyns Blick jedoch auf die Zeichen fiel, tat er etwas, das er noch nie zuvor getan hatte und das Granock zutiefst entsetzte: Der Zauberer stieß einen lauten Schrei aus, und derartiges Entsetzen schien von ihm Besitz zu ergreifen, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Am ganzen Körper zitternd, sank er an seinem Stab nieder.
»Was ist mit Euch, Meister?«, fragte Granock entsetzt und eilte zu ihm. »Was habt Ihr?«
»D-die Inschrift«, stammelte Farawyn nur, noch zu schockiert, um ausführlich antworten zu können.
»Was ist damit?«, wollte Aldur wissen.
»Ja, was bedeutet sie?«, drängte auch Granock.
»Sie besagt: >Dies ist die Ruhestätte des Dunkelelfen. Der Ort, an den er gebracht wurde, um die Zeit zu überdauern*«, übersetzte Meisterin Riwanon ohne erkennbare Regung.
»D-die Ruhestätte des Dunkelelfen?«, fragte Alannah entsetzt. »Soll das heißen, dass ... dass ...?«
»Genau das«, bestätigte Riwanon. »Das hier ist Margoks Grab.«
21. CYSGURA'GORFENNUR
Das Entsetzen griff um sich wie eine Seuche.
Bislang waren die düsteren Vermutungen, die während des Marsches geäußert worden waren, nichts als Spekulationen gewesen, auch wenn sie aus dem berufenen Mund eines Sehers gekommen waren. Das Auftauchen der neidora jedoch und erst recht die Inschrift, auf die die Gefährten in der Eingangshalle des Tempels gestoßen waren, machten aus düsteren Mutmaßungen harte Tatsachen, die nicht mehr länger zu leugnen waren: Es musste tatsächlich jemandem gelungen sein, in den Besitz des laiffro'y'essathian zu gelangen, des »Buches der Geheimnisse«, in dem der Dunkelelf verbotenes Wissen und frevlerische Erkenntnisse niedergelegt hatte, mit denen auch die Echsenkrieger aus ihrem Jahrtausende währenden Schlaf geweckt worden waren. Und was beinahe noch schwerer wog: Jene Gerüchte, die seit dem Ende des Krieges umhergeisterten und in denen behauptet wurde, der Leichnam des Dunkelelfen wäre von seinen Anhängern nach der letzten Schlacht an einen verborgenen Ort gebracht und dort beigesetzt worden, entsprachen offenbar der Wahrheit.
Was all dies bedeutete, war im Augenblick noch nicht zu ermessen. Eines jedoch schien offensichtlich: dass der ebenso verräterische wie vernichtende Geist des Dunkelelfen noch immer am Wirken war ...
»Ihr glaubt, dass diese Pyramide wirklich Margoks Grab beherbergt?«, fragte Alannah leise.
»Die Vorgeschichte dieser Reise, der Überfall auf Carryg-Fin, die Säule, das Auftauchen der neidora, das Ungeheuer aus Stein - alles deutet darauf hin«, bestätigte Farawyn. »Dennoch können wir nicht von diesem Ort weichen, ohne uns Gewissheit verschafft zu haben.«
»Gewissheit? Worüber?«, fragte Granock, aber die Blicke, mit denen sowohl sein Meister als auch die anderen ihn bedachten, machten deutlich, dass es eine höchst überflüssige Frage war.
Die Antwort lag auf der Hand - auch wenn sie Granock ganz und gar nicht gefiel...
»Wir müssen wissen, ob diese düsteren Mauern tatsächlich Mar- goks Leichnam bergen«, entgegnete Farawyn, »und wenn es so ist, müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.«
»Was für Maßnahmen? Der Kerl ist tot, oder nicht?«
»Das waren die neidora auch«, brachte Farawyn in Erinnerung, »und es war toter Stein, der verantwortlich ist für den Tod unseres Gefährten Cethegar. Das Böse vermag manches, Junge. Es kann kein Leben neu erschaffen, aber es vermag die Gesetze der Schöpfung auf manche Art zu manipulieren.« Granock hatte keine Ahnung, was das genau bedeutete, und er war sich auch nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. Sein Meister jedenfalls schien entschlossen, dem Geheimnis des Tempels auf den
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