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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dumpfe Gefühl, dass sie mit ihren Vermutungen erst an der Oberfläche der Wahrheit kratzten und dass das Geheimnis, das diese Mauern bargen, noch sehr viel erschreckender war, als sie es sich auszumalen vermochten ...
    »Habt ihr Angst?«, erkundigte sich Aldur plötzlich bei seinen Gefährten. Als niemand antwortete, schickte er Granock einen forschenden Blick. »Ein wenig«, gestand dieser widerstrebend ein. »Und du?«
    »Ein wenig«, wiederholte Aldur die Antwort des Menschen. »Alannah?« »Es wäre im höchsten Maße töricht, an einem Ort wie diesem nicht von Furcht erfüllt zu sein«, sagte die Elfin, die sich sichtlich unwohl fühlte in ihrer Haut. Ihr Blick fiel auf die schmucklosen, aus großen Quadern zusammengefügten Wände, an denen große Eisenringe hingen, mit rostigen Ketten durchzogen. »Grässliches ist hier geschehen«, flüsterte sie. »Grässliches...«
    »Ist das so 'ne Art Vision?«, neckte Granock, um sie ein wenig aufzumuntern. »Willst du meinem Meister Konkurrenz machen?«
    »Ich meine es ernst«, entgegnete sie ein wenig verärgert. »Fühlt ihr das denn nicht? Als ob die Geister derer, die hier zu Tode gequält wurden, noch immer da wären.«
    »Hör auf!«, ermahnte Aldur sie. »Mit derlei Dingen treibt man keinen Spaß.« »Mir ist auch nicht nach Spaß zumute«, versicherte sie, während sie abermals argwöhnisch umherspähte. »Dies ist ein dunkler, unheimlicher Ort. Ich kann das Böse fühlen ...«
    »So wie du es in dir selbst fühlen konntest?«
    Weder Granock noch Aldur hatte dies gesagt, sondern eine Stimme, die sehr viel sonorer war und von der Gelassenheit und der Erfahrung eines langen, sehr langen Lebens zeugte.
    Erschrocken fuhr Alannah herum - und gab einen spitzen Schrei von sich, als kein anderer als Meister Cethegar vor ihr stand.
    Cethegar, der sich geopfert hatte, damit sie alle überlebten, der vor ihren Augen eins geworden war mit einer Kreatur, die zerstörerischer gewesen war als alles, was ...
    Oder hatte sie sich das nur eingebildet? War es nur ein Traum gewesen, eine Täuschung?
    Natürlich, so musste es sein. Wie wäre es sonst möglich, dass sie selbst sich weder in der drückenden Hitze Aruns wiederfand noch in einem steinernen Gewölbe, sondern unter freiem Himmel, inmitten der klirrenden Kälte der yngaia?
    Cethegar stand vor ihr, die Arme energisch in die Hüften gestemmt. In den Zöpfen seiner Haare und seines Bartes hatten sich kleine Eiskristalle verfangen, die im unwirklichen Nordlicht funkelten und dem alten Zauberer etwas Ehrfurchtgebietendes verliehen. Und er stand fest auf beiden Beinen, war nicht verstümmelt.
    »W-was habt Ihr gesagt, Meister?«, fragte Alannah, noch immer verwirrt. »Ich habe dich gefragt, ob du das Böse in dir fühlen konntest, damals, als du diesen Menschenjungen getötet hast.«
    Die Last der Erinnerung ließ die Elfin zusammenzucken. »Verzeiht, Meister«, bat sie, »ich möchte nicht...«
    »Was denn? Daran erinnert werden?« Er lachte spöttisch. »Dabei ist das noch die geringste Herausforderung, die hier in Shakara auf dich wartet. Stelle dich ihr und erweise dich deines Erbes als würdig, statt dich im Selbstmitleid zu suhlen.«
    »Das tue ich nicht!«, verteidigte sie sich entschieden.
    »Nein? Bist du nicht überzeugt davon, schuldig zu sein wegen des Todes dieses Menschen? Bist du in der Tiefe deines Herzens nicht der Auffassung, bestraft werden zu müssen?«
    »Das ist nicht w...«, setzte sie erneut zum Widerspruch an, verstummte dann aber. Denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hatte ihr Meister recht. »Beantworte mir nur diese eine Frage, Novizin«, verlangte Cethegar streng. »Konntest du das Böse in dir fühlen, als du den Menschen getötet hast?« Alannah brauchte nicht lange zu überlegen. Sie hatte ihre Gefühle oft genug erforscht, um genau zu wissen, was sie empfunden hatte. »Nein«, antwortete sie.
    »Warum nicht?«, hakte er nach. »Du hast fraglos Böses getan. Warum hast du nicht entsprechend dabei gefühlt?«
    »Weil alles so schnell geschah, dass ich nicht mehr dazu kam, etwas zu empfinden. Das erste Gefühl, woran ich mich entsinne, ist blanker Schrecken, Entsetzen über das, was ich getan hatte.«
    »Also hast du nicht aus Vorsatz gehandelt.«
    Alannah schüttelte den Kopf. »Nein, Meister.«
    »Warum gibst du dir dann die Schuld an dem Geschehenen? Weder wusstest du, was passieren würde, noch hast du es absichtlich getan.«
    »Dennoch habe ich es getan«, beharrte sie. »Ich war

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