Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Grund zu gehen, ganz gleich, was ihn in jenem finsteren Stollen erwarten mochte, der sich jenseits der Eingangshalle erstreckte.
»Wartet hier auf mich«, wies er seine Gefährten an und wollte gehen. Riwanon hielt ihn jedoch zurück. »Farawyn, ich komme mit dir. Wenn du tatsächlich findest, was du vermutest, so werden unser beider Kräfte vonnöten sein.«
»Dann kommen wir auch mit«, erklärte Aldur entschlossen.
»Nein.« Farawyn schüttelte den Kopf. »Ihr müsst hierbleiben und die Stellung halten für den Fall, dass die neidora doch noch versuchen, durch das Tor zu brechen.«
»Aber Meister«, wandte Granock ein, »Ihr sagtet doch vorhin, dass sich die neidora wahrscheinlich vor dem Tempel furchten und ...«
»Ihr bleibt!«, befahl der Zauberer in einem Tonfall, der jeden Widerspruch ausschloss. »Nur Schwester Riwanon und ich werden gehen. Habt ihr verstanden?«
»Verstanden«, bestätigte Granock leise.
»Und wenn die neidora kommen?«, fragte Alannah.
»Dann ruft nach uns«, beschied ihr Farawyn. »Einstweilen habt ihr Waffen genug, um sie aufzuhalten.«
»Die haben wir«, bestätigte Aldur und ließ eine kleine Flamme auf seiner rechten Handfläche auflodern. »Fragt sich nur, wie lange wir sie aufhalten können.«
»Lange genug«, war Farawyn überzeugt, und nachdem er Granock versöhnlich zugezwinkert hatte, wandte er sich zum Gehen. Im nächsten Augenblick waren sowohl der Seher als auch die Netzknüpferin im dunklen Stollen verschwunden. Für kurze Zeit waren noch die leuchtenden Elfenkristalle ihrer Zauberstäbe auszumachen, dann waren auch sie nicht mehr zu sehen. Dass es in der Eingangshalle nicht stockdunkel wurde, lag an Aldurs Flamme. »Du meine Güte!«, stieß Granock hervor. »So aufgebracht habe ich den Alten noch nie erlebt!«
»Er sorgt sich um uns«, war Alannah überzeugt.
»Ach ja?«, fragte Aldur, während er die Flamme zu einem beträchtlichen Feuerstrahl formte und diesen gegen einige der steinernen Bodenfliesen lenkte. Das Gestein begann daraufhin zu glühen und verbreitete orangeroten Schein. »Mir kam es eher so vor, als würde er uns absichtlich zurücklassen, damit wir ihm den Rückweg offen halten.«
»Mir auch«, stimmte Granock zu.
»Dann habt ihr alle beide keine Ahnung«, konterte die Elfin fast wütend. »Meister Farawyn hat uns aus einem einzigen Grund befohlen, hierzubleiben: weil er wusste, dass nichts von dem, was uns hier widerfahren wird, auch nur annähernd so schrecklich und gefährlich ist wie das, dem Meisterin Riwanon und er sich aussetzen werden.«
»Und das wäre?«, fragte Granock.
»Das absolut Böse«, entgegnete sie, und es hatte den Anschein, als würde die Glut dämonische Schatten auf ihre sonst so anmutigen Züge werfen. Granock schauderte und schlug den Blick nieder. Einerseits schämte er sich, weil er für einen Moment tatsächlich an seinem
Meister gezweifelt hatte. Andererseits befiel ihn wieder jene unbegreifliche, aus seinem Innersten kommende Furcht, gegen die es kaum ein Mittel gab und die offenbar nicht nur sein Herz ergriffen hatte, sondern auch an seinem Verstand zu nagen begann.
Er fröstelte in seiner klammen Tunika und ließ sich unweit der wärmenden Glut auf den Boden nieder, das Gesicht in den Händen vergraben. Erst da fiel ihm auf, wie still es in der Halle war, wenn niemand sprach. Kein Regenprasseln war zu hören, die Stimmen des Waldes waren ebenso verstummt wie das Gebrüll der Echsenkrieger. Schweigen herrschte. Tödliche Stille - die Granock irgendwann nicht mehr aushielt.
»Glaubt ihr«, fragte er leise, »dass der Geist von diesem Kerl tatsächlich noch existiert?«
»Wessen Geist? Margoks?«, fragte Aldur.
»Still«, zischte Alannah energisch. »An einem Ort wie diesem seinen Namen laut auszusprechen, ist keine gute Idee.«
»Du denkst, er ist hier?«, fragte Granock.
»Es spielt keine Rolle, was ich denke. Die Fakten zählen, die Hinweise, auf die wir gestoßen sind. Diesen Tempel dürfte es streng genommen überhaupt nicht mehr geben, der Zahn der Zeit müsste ihn längst zerstört haben. Wer anders sollte diesen Tempel vor dem Zerfall bewahrt haben als die Anhänger des Dunkelelfen? Und zu welchem Zweck, wenn nicht dazu, seinen sterblichen Körper zu bewahren?«
Sie verstummte und überließ es ihren Gefährten, sich selbst die weiteren Antworten zu geben.
Ein seltsames Gefühl beschlich Granock und gesellte sich zu der Furcht, die ihn ohnehin schon in ihren Klauen hielt. Es war eine Ahnung, das
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