Die Zauberer 01 - Die Zauberer
schwergefallen, das Schwert mit einem Gedankenbefehl abzuwehren - an diesem düsteren Ort jedoch war sie schutzlos.
Heiser rang sie nach Atem, während sie zurücktaumelte und in Labhras' Arme stürzte. Es war, als hätte ihre Schönheit Sprünge bekommen, ihr Atem ging schwer und stoßweise, während unter dem Heft der Waffe Blut hervorquoll und ihre Robe tränkte.
»Was habt Ihr getan?«, schrie Aldur den Zauberer an und ließ seinen Tränen freien Lauf. »Was habt Ihr nur getan?«
»Sie hat uns verraten«, sagte Farawyn mit tonloser Stimme.
Dann ging alles blitzschnell.
»Tötet sie!«, brüllte Rurak außer sich vor Zorn. »Tötet sie alle! Stürzt sie in den Pfuhl! Keiner von ihnen soll entkommen ...!«
Seine Worte waren noch nicht verklungen, als Erweins Männer bereits vorwärts stürmten, die Äxte und Schwerter erhoben. Von beiden Seiten des Sarkophags kamen sie heran, um Farawyn und die Novizen in die Zange zu nehmen - alles, was blieb, war die Flucht nach vorn!
»Zum Ausgang, los!«, brüllte der Meister, und es lag solche Autorität in seiner Stimme, dass Granock und Alannah trotz des Schocks,
unter dem sie standen, sofort gehorchten. Schon die Enthüllung, dass die Zauberin Riwanon, zu der sie stets mit Respekt und Bewunderung aufgeblickt hatten, eine Verräterin war, war schon schrecklich genug gewesen. Doch mit eigenen Augen zu sehen, wie ein anderer Zaubermeister sie dafür mit dem Tod bestrafte, zu sehen, wie Riwanons Blut hervorschoss, und ihren Todesschrei zu hören, war geradezu erschütternd.
Dennoch setzten sich Granock und Alannah augenblicklich in Bewegung, als Farawyn es ihnen befahl, nur Aldur zögerte. Er starrte auf seine Meisterin, die verblutend in Labhras' Armen lag, wollte zu ihr eilen, um ihr zu helfen, aber Farawyn hinderte ihn daran.
»Zum Ausgang!«, herrschte der Zauberer ihn an, während die
Menschenkrieger sie schon fast erreicht hatten.
»Aber ich muss ...«
»Flieh, du Narr!«, schrie Farawyn, packte ihn am Arm und riss ihn einfach fort
- und das keinen Augenblick zu früh, denn wo sie eben noch gestanden hatten, flirrten im nächsten Moment bereits die Klingen der Angreifer durch die Luft. »Elfin!«, rief Fürst Erwein mit Blutdurst in den Augen Alannah zu. »Du wirst mir nicht entkommen, Mörderin!«
Die Flüchtlinge rannten auf den Ausgang zu, der so nah war und dennoch so fern. Nicht genug damit, dass der Fürst von Andaril und seine blutrünstige Meute ganz knapp hinter ihnen waren - da war auch noch Rurak, der sich ihnen in den Weg stellte, breitbeinig und auf seinen Zauberstab gestützt, den blutigen Orkdolch in der Hand.
»Palgyr!«, zischte Farawyn seinem Novizen zu. »Wir müssen ihn uns schnappen!«
Granock verstand, was sein Meister meinte. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab, aus dem Tempel zu entkommen, dann nur, wenn sie das Oberhaupt der Verschwörung als Geisel nahmen.
»Zurück! Zurück!«, schrie Rurak ihnen entgegen und hob abwehrend den Zauberstab, aber natürlich war er ebenso wenig in der Lage, einen tarthan zu wirken, wie alle anderen. Dennoch blieb er störrisch stehen - und wie ein betrunkener Stallknecht bei einer Dorfkeilerei stürzte sich Granock mit ausgebreiteten Armen auf ihn, umfasste ihn an der Hüfte, und Rurak schrie heiser auf, dann schlugen beide zu Boden.
»Auf die Beine, Verräter!«, herrschte der junge Menschennovize ihn an, und noch ehe sich's der benommene und durch den Messerstich des Orks geschwächte Zauberer versah, riss ihn der Novize in die Höhe, während Farawyn dem Verräter die Klinge entwand und sie ihm an die Kehle setzte. Dass Erwein und seine Leute schon fast zu ihnen aufgeschlossen hatten und sie einen Herzschlag später überrannt hätten, war plötzlich bedeutungslos. »Bleibt zurück!«, rief Farawyn. »Bleibt zurück, oder euren Anführer ereilt dasselbe Schicksal wie die Zauberin!«
Sein Angriff auf Riwanon hatte allen klargemacht, dass Farawyn keine leeren Phrasen drosch. Die Soldaten blieben so ruckartig stehen, als wären sie gegen eine unsichtbare Mauer gerannt, und selbst Erwein stoppte seinen Lauf, obwohl ihm anzusehen war, dass sein Hass auf Alannah seine Loyalität gegenüber Rurak bei Weitem überwog. In seinen Zügen zuckte es, und man konnte sehen, wie er seine Möglichkeiten abwog.
Auch Rurak blieb es nicht verborgen. »Tut, was er sagt!«, krächzte er, an seiner Kehle die Klinge, an der sein eigenes Blut klebte und die er nicht noch einmal zu spüren bekommen
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