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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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entschlossen, sich durch nichts und niemanden von seinem Weg abbringen zu lassen - und im Kosmos seiner eigenen Gedanken, in Selbstvergessenheit und Kontemplation, fand er die innere Ruhe, die er brauchte, um Raum und Zeit hinter sich zu lassen und neue Kraft zu schöpfen für Körper und Geist.
    Wie lange er in diesem Zustand verharrte, wusste er nicht. Die Meditation endete abrupt, als die Tür seiner Zelle plötzlich geöffnet wurde. Abrupt fand er sich in der Wirklichkeit wieder.
    »J-ja?«, fragte er und erschrak über den krächzenden Klang seiner Stimme. Es ist so weit, erhielt er zur Antwort - eine Antwort, die er nur in seinem Kopf hörte. Geh deinem Schicksal entgegen, Aldurans Sohn!
    Sehnlich hatte Aldur auf diesen Augenblick gewartet, doch als er sich aus dem Schneidersitz erheben wollte, versagten ihm die blutleeren Beine den Dienst, und er brach zusammen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihm gelang, sich zu erheben. Dann folgte er der Stimme mit steifen Schritten nach draußen in den Gang. Zunächst bedeckte er noch seine Blöße mit den Händen, aber dann scherte er sich nicht mehr darum. Er fühlte sich frei und innerlich gestärkt, und ob bekleidet oder nicht, er würde dem Schicksal entgegengehen, so wie die lautlose Stimme es ihm gesagt hatte.
    Am Ende des Korridors war gleißend helles Licht, das ihn zu locken schien. Geh nur. Geh ...
    Aldur schritt auf das Licht zu, die ersten Meter noch unsicher und auf wackeligen Beinen, dann immer festeren Schrittes. Er blinzelte, doch seine Augen gewöhnten sich rasch an den grellen Schein, der ihn im nächsten Moment erfasste und ganz einhüllte.
    Gut so. Bleib stehen.
    Aldur kam auch dieser Aufforderung nach - und hatte plötzlich das Gefühl, dass unzählige Augenpaare auf ihn gerichtet waren und ihn intensiv musterten. Um seine Nacktheit scherte er sich nicht mehr, die innere Ruhe gab ihm Stärke und Vertrauen in sich selbst.
    »Aldur, des Aldurans Sohn«, erklang eine Stimme wie Donnerhall. »Aus welchem Grund bist du hier?«
    »Um Aufnahme zu erbitten in den Orden und in die ehrwürdigen Hallen von Shakara«, antwortete Aldur. Es war eine Formel. Als Kind schon hatte er diese Worte auswendig lernen müssen. »Um Vollkommenheit zu erlangen im Umgang mit der Gabe, die mir verliehen wurde. Und um dem Orden, dem Reich und der Krone zu dienen«, fügte er hinzu.
    »Gut gesprochen«, scholl es zurück. »So ergeht meine Frage an euch, Schwestern und Brüder des Ordens von Shakara. Sollen wir diesen jungen Mann, dessen Vater ebenfalls einst Mitglied unserer Gemeinschaft war, in unseren Kreis aufnehmen? Sollen wir ihn unterweisen in der Kunst der Magie und ihn teilhaben lassen an ihren Geheimnissen?«
    »Einiges spricht dagegen«, ließ sich eine Stimme vernehmen, in der Aldur die von Cethegar erkannte. »Seine Begabung mag außergewöhnlich sein und seine Abstammung makellos, dennoch habe ich Züge an ihm entdeckt, die eines Weisen unwürdig sind. Eingebildet ist er und überheblich ...«
    »D-das weiß ich, ehrwürdiger Meister«, gab Aldur freimütig zu, der das Gefühl hatte, unbedingt etwas sagen zu müssen; da er nichts sehen konnte, sprach er einfach in das gleißende Licht. »Und ich gelobe Besserung ...«
    »Was weiß ein Affe vom Fliegen?«, fragte Cethegar dagegen. »Kannst du Dinge versprechen, die du niemals kennengelernt hast? Hochmütig bist du und selbstverliebt. In diesen Mauern hingegen werden Demut und Weisheit gelehrt. Wirst du diese Dinge je begreifen?«
    »Das kann ich«, versicherte Aldur, und spontan sank er auf die Knie. Es widerstrebte ihm, das Haupt vor jemandem zu beugen, den er noch nicht einmal sah, und die herablassende Art des Ordensmeisters verletzte ihn zutiefst - aber noch ungleich größer war seine Furcht, abgewiesen zu werden und wieder in den väterlichen Hain zurückkehren zu müssen. Denn was hätte er in diesem Falle tun sollen? Sein ganzes bisheriges Leben wäre auf einmal völlig sinnlos gewesen. Er musste in den Augen der Zauberer Gnade finden! Seine Hemmungen fielen wie zuvor seine Kleider. Es war ihm gleichgültig, wie sehr sie ihn demütigen und verlachen würden, so wie ihm seine Nacktheit gleichgültig geworden war. Nicht länger war er der Sohn eines Elfenfürsten und Zauberers, sondern nur noch eine elende Kreatur, die darum bettelte, mehr werden zu dürfen.
    »Dennoch«, sagte plötzlich eine andere Stimme, die ungleich weicher und versöhnlicher klang als die des gestrengen Cethegar, »verfügt Aldur

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