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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Triumphs.«
    »Ich verstehe«, sagte Aldur widerwillig. Ihm stand der Sinn im Augenblick so gar nicht nach abgedroschenen Weisheiten.
    »Du fühlst dich erniedrigt und gedemütigt, nicht wahr?«, sagte sie und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Und du bist nicht gewillt, diese Schmach auf dir sitzen zu lassen.«
    »Das stimmt«, gab Aldur mit leiser Stimme zu. »Woher wisst Ihr das, Meisterin?«
    »Es ist meine Begabung, mich in die Herzen anderer Wesen zu versetzen und ihre geheimen Wünsche, Ängste und Hoffnungen zu erkennen«, erinnerte ihn seine Meisterin. »Ich weiß, was du fühlst. Ich weiß, dass du dir große Ziele gesetzt hast. Der größte Zauberer von allen willst du werden. Dein Leben lang hast du dich im väterlichen Hain darauf vorbereitet und dafür auf vieles verzichtet. Doch nun, da du alles erreichen könntest, was du dir vorgenommen hast, hast du auch Angst zu versagen, die Erwartungen nicht zu erfüllen, die sowohl dein Vater als auch du selbst in dich gesetzt haben. Oder sollte ich mich irren?«
    Aldur schaute seine Meisterin an. Es war ihm unangenehm, dass sie ihn so vollkommen durchschaute. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass sie mit ihren Vermutungen völlig falsch lag, aber so war es nicht.
    »Nein«, sagte er leise, »Ihr irrt Euch nicht.«
    »Ich rate dir, lass deine Ängste und Unsicherheiten fahren und besinne dich auf deine Stärken«, sprach Riwanon zu ihm. »Dann nämlich wirst du nicht nur ein mächtiger Zauberer werden - sondern vielleicht tatsächlich der mächtigste von allen.«
    Ihre Hand verließ seine Schulter und berührte seine Wange, zärtlich und liebkosend. Nicht wie die einer Meisterin bei ihrem Novizen.
    Sondern wie eine Frau bei ihrem Geliebten.

22. YMOSURIAD NYSA
    Hoch über jenem zerklüfteten Landstrich, der die natürliche Grenze zwischen dem Elfenreich und dem wilden Niemandsland Arun bildete, thronte, eingebettet in den mächtigen Wall von Cethad Mavur, die Grenzfestung Carryg-Fin.
    Sie war bereits in alter Zeit errichtet worden, noch vor dem großen Krieg, der Erdwelt entzweite, doch ihre Türme reckten sich so stolz in den Himmel wie ehedem. Acht Grenzfestungen hatte es einst gegeben, doch die anderen sieben waren allesamt im Krieg zerstört worden. Einzig Carryg-Fin war übrig geblieben, und dort befand sich die Kommandantur der Grenztruppen, die am äußersten Rand der Zivilisation ihren Dienst versahen, viele Meilen von Tirgas Lan entfernt, zum Schutz und zum Wohl des Reiches.
    Der Name des Elfenkriegers, der das zweifelhafte Glück hatte, Carryg-Fin zu befehligen, war Accalon. Als Soldat in der Armee zu dienen, gehörte zur Bürgerpflicht eines jeden einfachen Elfen, der sich später in Politik oder Gemeinwesen verdingen wollte; nur wenige gab es, die von dieser Regelung ausgeschlossen waren, etwa der celfaidydian, der tavalian oder der dwethian 4 . Derartige Tätigkeiten konnte ein Elf jedoch nur dann ergreifen, wenn er über die entsprechende Fähigkeit verfügte und in besonderer Weise dazu ausersehen war.
    Accalons Familie hatte solche Fähigkeiten stets missen lassen. Seit Generationen wartete man in seinem Heimathain darauf, dass sich in dieser Hinsicht etwas ändern, dass ein Elf geboren würde, dessen Gaben ihn dazu prädestinierten, etwas anderes zu sein als ein Soldat der königlichen Armee aber als hätte das Schicksal nichts als Missachtung für Accalons Sippe übrig, hatte sie noch nie etwas anderes als Krieger hervorgebracht, Beamte oder Verwalter, von denen es im Elfenreich so viele gab.
    Immerhin war es Accalon gelungen, sich vom einfachen rhyfal'ras zum swaidog emporzuarbeiten, zum königlichen Offizier. Mit vorbildlichem Einsatz und bemerkenswertem Mut in unzähligen Scharmützeln gegen die Orks hatte er sich dieses Privileg erstritten - zum Vorteil jedoch hatte es ihm kaum gereicht.
    An den Tag, an dem er noch auf dem Schlachtfeld zum Leutnant befördert worden war, erinnerte sich Accalon genau; denn an jenem Tag hatte er geglaubt, dass er das Schicksal wenden und der Erste aus seiner Familie sein könnte, der zu Höherem ausersehen wäre. Mit Fleiß und Strebsamkeit hatte er seine Offizierskarriere weiterverfolgt, hatte unzählige Strafexpeditionen gegen die Unholde befehligt, die ihn bis weit in die Modermark geführt und mehrmals fast das Leben gekostet hatten. Und wie hatte das Reich es ihm gedankt?
    Indem man ihn zum Hauptmann befördert und zum Befehlshaber einer Grenzfestung ernannt hatte, die sich jedoch nicht an

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