Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
nur an ihre nachfolgenden Artgenossen gerieten, sondern auch an einige Trolle.
Die Schlachtordnung, die bis zu diesem Zeitpunkt zumindest noch im Ansatz bestanden hatte, löste sich damit vollends auf, und den dun'rai wurde klar, dass die Eroberung Tirgas Lans sehr viel schwieriger werden würde, als man es sie glauben gemacht hatte. Die Informationen, die man ihnen bezüglich der Stärke des Feindes gegeben hatte, waren falsch gewesen.
Rurak musste umgehend davon erfahren.
Granock war von dunkler Nacht umfangen.
Irgendwann, nachdem sie sein nacktes Fleisch mit einem Dutzend schwärender, dampfender Wunden versehen hatte, hatte sie von ihm abgelassen. Sein Bewusstsein hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch an einem seidenen Faden gehangen - gerissen war er jedoch nicht, und so schwebte Granock im finsteren Niemandsland verzweifelter Agonie.
Noch immer hing er von der Kerkerdecke, so als ob sie vorhätte, ihn bis in alle Ewigkeit dort hängen zu lassen, und vermutlich war das auch so; selbst als er zuletzt dem Schmerz nachgegeben und seine Qualen laut hinausgeschrien hatte, hatte Alannah nicht eine Spur von Mitgefühl gezeigt. Dennoch war er nicht in der Lage, sie zu hassen oder auch nur Abneigung gegen sie zu empfinden. Wenn es jemanden gab, der Schuld trug an ihrer Veränderung, der das Monstrum erschaffen hatte, das aus ihr geworden war, dann war es Aldur. Er und niemand sonst trug dafür die Verantwortung, er, der sich aus Machtgier und Geltungssucht dem Bösen verschrieben hatte.
War Granock anfangs noch bereit gewesen, wenigstens einen Teil der Schuld auf sich zu nehmen, so wurde dieser Teil angesichts der Qualen, die er litt, immer geringer.
Infolge der hängenden Position spürte er seine Beine kaum noch, Blut rann von seinen Fußgelenken herab, wo sich die Eisenschellen tief eingeschnitten hatten. Die Brandwunden schmerzten, ebenso wie sein Magen, der sich übergeben hatte, bis nichts mehr darin gewesen war. Aber das alles war nichts gegen das, was die Schwerkraft mit ihm anstellte.
Die nach unten drängenden Körpersäfte sorgten dafür, dass er seine Arme kaum noch heben konnte, und sein Kopf fühlte sich an, als wäre er auf Kürbisgröße angeschwollen. Das Rauschen in seinen Ohren war so laut, dass es alles andere übertönte, und er hatte den Eindruck, als wollten seine Augen aus ihren Höhlen quellen, sobald er sie öffnete. Krampfhaft hielt er sie geschlossen, als könnte er der grausamen Wirklichkeit auf diese Weise entfliehen.
Seine Zunge war zu einem fleischigen Etwas angeschwollen, was das Sprechen erschwerte - aber was hätte er auch zu sagen gehabt? Alannah hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass seine Feinde nichts von ihm in Erfahrung bringen wollten. Nur eines erwarteten sie von ihm: dass er möglichst qualvoll starb. Dies war die Rache, die Rothgan-Aldur ihm zugedacht hatte, und es gab kein Entkommen.
Sein nackter Körper war von kaltem Schweiß überzogen, und er fror erbärmlich. Vermutlich, dachte er in einem der lichteren Momente, war es das Wundfieber, das bereits nach ihm griff und das ihn elend zugrunde richten würde, wenn Alannah und ihre Folterknechte es nicht taten.
Wehmütig dachte er an die Zeit zurück, da sie Novizen in Shakara gewesen waren ... Wie einfach die Dinge damals gelegen und wie unschuldig sie alle gewesen waren. Aber die Zeiten hatten sich geändert, nicht nur für Erdwelt, sondern für jeden einzelnen von ihnen. Welch ein Narr war er gewesen, dies zu leugnen!
Was hatte er erwartet?
Dass Aldur ihm vergeben würde?
Dass Alannah ihren Entschluss von damals rückgängig machen, ihm ihre Liebe gestehen und zusammen mit ihm nach Erdwelt zurückkehren würde?
Granock bereute es zutiefst, Farawyns Verbot missachtet zu haben und nach den Fernen Gestaden gereist zu sein, und dies nicht so sehr um seiner selbst willen. Seine eigentliche Mission, die Menschenstädte im Kampf gegen Margok als Verbündete zu gewinnen, hatte er verraten. Und so war es nicht nur seine Existenz, die er der Vernichtung preisgegeben hatte, sondern auch die vieler anderer ... das Leben Unschuldiger, die hätten überleben können, wenn die Kämpfer Andarils ihnen rechtzeitig zur Hilfe gekommen wären.
Er jedoch war aus bloßer Selbstsucht in die Falle getappt, die seine Feinde ihm gestellt hatten, und alles, was ihm blieb, war das Warten auf sein Ende.
8. PESHUR SHA MATHAUTHAN
»Was?«
Fassungslos hatte Rurak dem Bericht der Unterführer gelauscht. Vier
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