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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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das Losungswort in die grüne Stille. Er erhielt keine Antwort.
    Nichts regte sich in den immergrünen Büschen, die zu beiden Seiten der von Laub übersäten Straße wuchsen, und auch jenseits der Biegung schien niemand zu sein.
    Die Späher tauschten vorsichtige Blicke, und in diesem Augenblick strich kalter Herbstwind durch die Bäume, der noch mehr Blätter zu Boden fallen ließ - und scheußlichen Blutgeruch in die Nasen Iomers und seiner Leute trug.
    Elfenblut!
    Die Krieger schnappten nach Luft, dann rissen sie die Bogen hoch und spannten die Sehnen. Die Waffen schussbereit erhoben, stürzten sie die Straße hinab. Jenseits der Biegung offenbarte sich ihnen die grausame Wahrheit.
    In ihrer Abwesenheit hatte es ein Massaker gegeben.
    Die Straße und das Unterholz zu beiden Seiten waren von Leichen übersät, von den leblosen Körpern unzähliger Elfenkrieger. Die Art, wie sie kreuz und quer übereinanderlagen und noch im Tod ihre Klingen umklammerten, ließ vermuten, dass sie sich bis zum letzten Atemzug gewehrt hatten. Aber wer immer ihr Gegner gewesen war, hatte ihnen keinen Ausweg gelassen.
    Iomer und seine Leute wurden von Grauen gepackt. Keiner von ihnen brachte ein Wort hervor, wie in Trance ließen sie die Bogen sinken und liefen die Straße hinab. Wohin sie auch traten, war Blut, elfischer Lebenssaft, der das Laub schreiend färbte und sich überall dort, wo der Waldboden gefroren war, in großen Lachen sammelte.
    Vergeblich suchten die Späher nach einem Lebenszeichen, der Tod hatte sorgfältig Ernte gehalten auf diesem Acker. Erschüttert starrte Iomer auf die Wunden, die die Gefallenen davongetragen hatten. Die wenigsten von ihnen schienen einem gewöhnlichen Kampf entsprungen - abgerissene Gliedmaßen, samt ihren Helmen zerschmetterte Köpfe und Brustkörbe, die aussahen, als wären sie von einem Raubtier zerfetzt worden, waren eher die Regel denn die Ausnahme. Dennoch stand außer Frage, dass es keine Tiere gewesen waren, auf die die Vorhut der Königslegion getroffen wäre. Denn entlang des Weges waren einige Elfenspeere in den Boden gerammt worden, auf denen die Köpfe ihrer ehemaligen Besitzer staken. Kein Tier, dachte Iomer beklommen, war zu solcher Barbarei fähig...
    »Seht!« Nial war niedergekniet. Zwischen zwei Leichenbergen schien er etwas entdeckt zu haben.
    Iomer ging zu ihm und sah die Spur, die sich im vom warmen Blut aufgeweichten Boden abzeichnete. Es war ein Fußabdruck, aber er stammte weder von einem Menschen noch von einem Ork. Sie war zu klein für einen Troll und zu groß für einen Gnom, und obschon sich die Kreatur aufrecht auf zwei Beinen bewegt zu haben schien, sah ihre Fährte wie die der coracdai aus, die in den Sümpfen und Dschungeln Anars ihr Unwesen trieben.
    »Weißt du, was das ist, Iomer?«, erkundigte sich Alai.
    Der Anführer des Spähtrupps nickte. »Ich weiß es«, sagte er gepresst, während er innerlich in Panik geriet. »Und ich fürchte, wir kommen zu spät.«
    »Zu spät wofür?«
    »Zu spät für alles«, entgegnete Iomer verzweifelt. Er erhob sich und begann zu laufen, die Straße hinab zur nächsten Biegung, wobei er über die unzähligen Leichen hinwegsetzen musste. Waldelfen, Bogenschützen, Lanzenträger - alle lagen sie in ihrem Blut, und ihre weit aufgerissenen Augen kündeten von dem namenlosen Schrecken, dem sie entgegengeblickt hatten. Auch die Anführer fand Iomer - die Offiziere waren ebenso abgeschlachtet worden wie ihre Gefolgsleute und wie die Pferde, auf denen sie geritten waren. Aus den Kadavern der Tiere waren auch große Brocken Fleisch gerissen worden, so als hätte sich jemand daran gütlich getan und seinen Hunger gestillt.
    »Iomer, warte ...«
    Alai und die anderen hatten Mühe, zu ihm aufzuschließen, aber er scherte sich nicht darum. Seine Panik trieb ihn weiter, die von Leichen übersäte Straße hinab. Er wollte Gewissheit...
    ... und er bekam sie.
    Iomer blieb wie angewurzelt stehen, als er die nächste Biegung hinter sich ließ. Dort, wo er auf das Hauptkontingent hätte treffen, wo stolze Legionäre Schild an Schild hätten stehen und darauf warten sollen, zur Befreiung von Tirgas Lan zu eilen, lagen weitere Leichen.
    Zu Hunderten.
    Die Männer waren gefallen, so wie sie gestanden hatten, als ob eine zerstörerische, alles vernichtende Naturgewalt über sie hereingebrochen wäre. Auch sie hatten erkennbar Widerstand geleistet, aber er war ebenso fruchtlos geblieben wie bei der Vorhut. Und wie zuvor gab es auch hier nur

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