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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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diesmal hob er ihn nicht mehr. Die Gestalt des Generals entkrampfte sich, dann hing sie schlaff und leblos an den beiden Speeren.
    »Nehmt ihn ab«, knurrte Iomer.
    Alai und Nial griffen jeder nach einem Speer und zogen ihn aus dem Holz. Daraufhin brach die leblose Gestalt des Generals zusammen. Und erst jetzt, da Iomer sich bückte, um dem Oberbefehlshaber seiner Legion stellvertretend für alle anderen Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen, sahen seine Leute und er die albtraumhafte Schreckgestalt, die mit dem Gesicht nach unten zu Lavans Füßen lag.
    Sie trug eine dunkle Rüstung, doch ungleich schrecklicher anzusehen waren die grünen Schuppen, die reptiliengleich Arme und Hinterkopf überzogen - und der Furcht einflößende Schweif, der bis hinab zu den Beinen reichte. Die Kreatur lebte nicht mehr. Ein elfisches Breitschwert steckte in ihrem Rücken, das ihre frevlerische Existenz ganz offenbar beendet hatte, und es erfüllte Iomer und seine Männer mit grimmiger Genugtuung zu sehen, dass es die Klinge von General Lavan war.
    Iomer trat vor, stieß den leblosen Körper mit dem Fuß an und drehte ihn herum. Von Grauen geschüttelt, blickten die Späher in die grünen, schuppenbedeckten Züge einer Kreatur, die halb Elf und halb Echse zu sein schien.
    »Bei Glyndyrs Krone«, entfuhr es Alai. »Was für eine Kreatur ist dies?«
    »Ein neidor«, antwortete Iomer, dessen düstere Vermutung sich bestätigt hatte. »Ein Echsenkrieger.«
    »Ich habe von ihnen gehört«, sagte ein anderer aus seinem Trupp. »Es heißt, der Dunkelelf hätte sie gezüchtet...«
    »Sie sind das, was herauskommt, wenn man Elfenblut mit dem von Tieren mischt«, erklärte Iomer schaudernd. »Es heißt, dass Margok die neidora ins Leben rief, indem er seine Seele der Dunkelheit verschrieb. Deshalb ist es ihm nie wieder gelungen, Kreaturen wie diese zu züchten. Die neidora sind sein Meisterstück - und zugleich ist er mit ihnen an seine Grenzen gestoßen.«
    »Was vermögen sie?«, fragte Alai flüsternd.
    Iomer holte tief Luft. »Vor einigen Jahren«, erwiderte er dann, »ist an der Nordgrenze von Trowna eine königliche Legion verschwunden. Die Gründe dafür wurden nie offengelegt, aber natürlich gab es Gerüchte. Die einen behaupteten, es wäre zu einer Auseinandersetzung mit den Orks gekommen, andere sprechen von einem Überfall der Menschen. Wieder andere jedoch glauben, dass dunkle Mächte dabei im Spiel waren, und dass jene Legionäre das Opfer von seltsamen Wesen wurden, grauenhaften Mischwesen aus Elf und Tier ...«
    »... den neidora«, brachte Alai den Gedanken zu Ende.
    »Genau das«, bestätigte Iomer nur.
    Dann wurde es totenstill im Wald.
    Wie versteinert blickten die Kundschafter auf die leblose Kreatur, die vor ihnen lag, während die Bedeutung dessen, was ihr Anführer gesagt hatte, langsam in ihr Bewusstsein einsickerte. Wenn Iomer recht hatte - und dafür schien alles zu sprechen -, hatte Margok neben all den Unholden, die er unter sein Banner gerufen hatte, auch nahezu unbesiegbare Echsenkrieger in seinen Reihen, Kreaturen, denen es offenbar gelungen war, eine ganze Elfenlegion aufzureiben.
    Und sie hatten es nicht zum ersten Mal getan ...
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Nial irgendwann in die bleierne Stille. Es war nicht die Frage eines Soldaten an seinen Kommandanten, sondern eher die eines verschreckten Kindes an seinen Vater. Furcht ging unter den sonst so beherzten Spähern um, Verzagtheit löste die Trauer ab.
    Iomer lachte freudlos auf. »Als euer Anführer sollte ich wohl sagen, dass wir um jeden Preis versuchen müssen, nach Tirgas Lan zu gelangen und dem König und den Seinen im Kampf gegen die Krieger der Dunkelheit beizustehen. Allerdings werden wir es nicht schaffen, bis dorthin vorzudringen. Seht euch nur um! Wir sind alles, was von der Königslegion geblieben ist, und wir haben nicht die geringste Aussicht, den Gürtel der Angreifer zu durchdringen und Tirgas Lan zu erreichen. Deshalb kann ich euch ebenso gut befehlen, euch in alle Winde zu zerstreuen und euch irgendwo zu verstecken.«
    »Wo?«, fragte Nial zaghaft.
    »Wo immer ihr auf das Ende der Welt warten wollt«, entgegnete Iomer hart. »Womöglich gelingt es dem einen oder anderen von euch ja, sich zum Hain seiner Väter durchzuschlagen. Wenn nicht, so wünsche ich euch, dass ihr einen anderen Ort findet, an dem Frieden herrscht - jedenfalls so lange, bis ...«
    »Sprich nicht weiter«, fiel Alai ihm ins Wort. »Keiner von uns wird gehen. Wir

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