Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
hegte, dass der Zauberer seine Drohung wahr machen würde, und natürlich tat er das, wozu sein ausgeprägter Überlebensinstinkt ihm riet... »Ich verstehe, Hoheit«, sagte er nur und senkte das Haupt so tief, dass die Stirn fast den Boden berührte. »Verfügt über mich, wie es euch beliebt.«
Rothgan lachte nur. »Du pflegst deine Loyalitäten rasch zu wechseln.«
»Ich diene dem, der die Macht hat«, entgegnete Ardghal diplomatisch.
»Natürlich - denn auf diese Weise bist du stets auf der Seite des Siegers, nicht wahr?« Rothgan nickte. »Aber ich warne dich, Ardghal. Noch einmal werde ich dir einen Verrat nicht verzeihen. Solltest du dich also entschließen, dich von mir abzuwenden, so wie du dich von Elidor und nun von Rurak abgewandt hast, wäre dies dein sicheres Ende.«
»Seid unbesorgt, Hoheit. Ich werde Euch folgen. In den Tod, wenn ich muss - und sogar darüber hinaus.«
Rothgan lachte höhnisch ob dieser Versicherung. »Ich nehme dich beim Wort, Fürst Ardghal«, entgegnete er, »und ersetze deinen wertlos gewordenen Titel durch einen, der in der Welt von Morgen Klang und Gewicht haben wird, denn er verbreitet Furcht und Schrecken. Steh auf, dun'ras Ardghal.«
»D-dun'ras?« Der Elf schaute unsicher an seinem neuen Herrn empor. »Ihr ernennt mich zu Eurem Unterführer?«
»Zu einem von vielen. Du bist mir lebend nützlicher als tot.«
»Eine weise Entscheidung, Hoheit«, beteuerte der ehemalige königliche Berater, von dessen einstiger Würde nicht viel geblieben war. Zögernd raffte er sich auf die Beine, wobei er immer wieder furchtsam nach Rothgans Händen spähte, die auf Verlangen ihres Besitzers Glut und Feuer schleudern konnten.
»Du wirst zu Rurak zurückkehren und künftig als mein Ohr und Auge auf seiner Blutfeste dienen.«
»Als Euer, Spion, Hoheit?«
»Ganz recht.«
»Das ist gefährlich ...«
»Nicht annähernd so gefährlich, wie meinen Zorn herauszufordern«, versetzte der Zauberer und blies Rauch aus seiner Nase wie ein schnaubender Drache. Das Entsetzen, das er damit auf Ardghals Zügen hervorrief, amüsierte ihn. »Und nun geh mir aus den Augen, dun'ras, ehe du die Luft an diesem ehrwürdigen Ort vollends mit dem Gestank deiner Feigheit verpestest. Geht zurück zu diesem Intriganten Rurak und sag ihm, dass sein Plan misslungen ist und ich den Menschen habe töten lassen. Und dann ...«
»Bist du nicht ein wenig voreilig, Aldur?«
Blitzschnell fuhr Rothgan herum. Nicht Ardghals ölige Stimme hatte diese Frage gestellt, sondern eine andere, die voller Bitterkeit war und deren barbarischen Akzent er nur zu gut kannte ...
Granock!
Rothgan stieß ein feindseliges Zischen aus, als er den Erzfeind erblickte, der im Eingang der Bibliothek stand, aufrecht und mit dem flasfyn in der Hand. Befremdlicherweise war er in die lederne Rüstung eines dun'ras gehüllt, die er wohl gestohlen und die ihm die sichere Passage durch die Gänge Crysalions ermöglicht hatte.
»Du!«, stieß Rothgan überrascht und zugleich voller Hass hervor. »Wie bist du aus dem Kerker entkommen?«
»Ich habe ihn befreit«, sagte eine zweite Gestalt, die aus dem darunterliegenden Korridor unter den Türbogen trat - und heißer Schmerz fuhr wie ein glühendes Eisen durch Rothgans Eingeweide, als er erkannte, dass es Alannah war.
»Es ist vorbei«, sagte sie nur. »Margoks Bann ist erloschen ...«
Iomer hatte kein gutes Gefühl.
Der Anführer des Waldelfen-Spähtrupps erstarrte in seiner Bewegung. Reglos, so als wäre er mit den ihn umgebenden Bäumen verschmolzen, verharrte er und griff mit allen seinen Sinnen um sich - und jeder Einzelne signalisierte Gefahr.
Iomer sah die Vögel, die verschreckt über den Bäumen kreisten, hörte dumpfes Stampfen und grässliches Gezeter. Und er roch den Gestank des Todes, von Fäulnis und Verwesung, der die Luft giftig durchsetzte.
Mit einem fragenden Blick wandte er sich an seine Untergebenen, die wie er waldgrüne Kleidung trugen und mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Ihre Kapuzen hatten sie hochgeschlagen, damit ihr helles Haar und ihre bleichen Gesichter sie nicht verrieten.
»Orks«, flüsterte einer von ihnen überflüssigerweise - auch so war nur zu klar gewesen, wer jenen scheußlichen Odem verströmte.
Iomer merkte, wie sich sein Magen verkrampfte. Nicht so sehr der Orks wegen - als Veteran der Grenzfeldzüge und der Schlacht am Siegstein war er daran gewöhnt, Margoks fürchterlichen Kreaturen ins Auge zu blicken. Aber wenn die Unholde so weit nach
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