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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Augen sehen konnte, bewegte er sich den Gang hinab in Alannahs Richtung. Die Feuchte in der heißen Luft war so drückend und schwer, dass er nach Atem rang. Unwillkürlich musste Granock an die Wäschereien von Andaril denken, auf deren Höfen er sich als kleiner Junge herumgetrieben hatte, weil die Waschweiber bisweilen Mitleid mit ihm gehabt und ihm ab und zu einen Brocken Brot oder einen Apfel zugeworfen hatten ... »Granock! Ich bin hier ...«
    Alannahs flüsternde Stimme riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Verblüfft stellte er fest, dass er für einen Moment tatsächlich geglaubt hatte, noch ein Kind zu sein, das in den Straßen Andarils aufwuchs - die Hitze und die schlechte Luft mochten dafür verantwortlich sein, und vermutlich hatte auch sein mitgenommener Zustand dazu beigetragen.
    »Alannah ...«
    Kraftlos hauchte er ihren Namen. Aus den weißen Schleiern vor ihm löste sich eine schlanke Gestalt und fasste ihn am Arm. Er war erleichtert, als er die vertrauten Züge der Elfin unmittelbar vor sich auftauchen sah. Indem sie den Zeigefinger auf die Lippen legte, gebot sie ihm zu schweigen und zog ihn fort, noch tiefer in die dampfenden Schwaden hinein.
    Hinter einem Regal suchten sie Zuflucht. Durch die Waben, die in unterschiedlicher Höhe mit bislang noch unbeschädigten Kristallen gefüllt waren, spähte Granock den Korridor hinab. Gleichwohl er nichts sehen konnte als milchiges Grau, in dem es hier und dort orangerot flackerte, wusste er, dass irgendwo dort ihr Erzfeind lauerte, ihr Bruder von einst, dessen erklärtes Ziel es war, sie zu töten ...
    Das Brausen der Feuerwalze war verstummt, aber noch immer schwelten hier und dort Brände. Ihr fortwährendes Knistern und das Zischen des verdampfenden Eises bildeten den unheimlichen Hintergrund für das Gelächter, das plötzlich erklang.
    »Das hast du gut gemacht, Alannah«, tönte Rothgans Stimme durch Dampf und Qualm hindurch. »Wer hätte geglaubt, dass dein Zauber in der Lage sein würde, dem meinen zu widerstehen? Aber wie lange wirst du mir die Stirn bieten können? Wie viele Eiswälle wirst du errichten können?«
    Granocks Fäuste ballten sich um den Schaft des Zauberstabs. So viel Verachtung schwang in Rothgans Worten mit, dass es ihn schauderte. Wenn er sich jemals gefragt hatte, was das Böse in einer Kreatur bewirken konnte - hier war die Antwort...
    »Ich kenne dich«, fuhr Rothgan fort, »und daher weiß ich, was du vermagst. Der Zauber hat dich Kraft gekostet. Wie viele davon wirst du wirken können, ehe du erschöpft niedersinkst? Schon jetzt spürst du, wie deine Kräfte ermatten. Ist es nicht so ...?«
    Granock merkte, wie Alannah neben ihm unruhig wurde. Sehen konnte er sie kaum, aber er hörte ihren beschleunigten Atem und fühlte die Furcht, die von ihr ausging. Und wenn er sie fühlen konnte, würde sie vermutlich auch Rothgan nicht verborgen bleiben, der ihr Gefährte gewesen war ...
    »Ich hingegen«, drang es aus den sich allmählich lichtenden Schwaden, »habe gerade erst angefangen, euch meine Macht und Überlegenheit zu demonstrieren!«
    Um seinen Worten Taten folgen zu lassen, ließ er seine Hände wiederum zu lodernden Fackeln werden - und Granock und Alannah konnten ihn im Dampfhebel ausmachen. Er hatte die Stelle passiert, wo der Feuerball auf das Eis getroffen war, war jedoch noch ein Stück weit entfernt. Und auch wenn er ihre Furcht zu spüren schien, ihr Versteck hatte er wohl noch nicht ausgemacht ...
    »Weiter Widerstand zu leisten ist sinnlos, Alannah! Willst du wirklich an der Seite eines Verräters sterben? Eines nichtswürdigen Menschen? Einmal bist du meinem Feuer entgangen, ein zweites Mal wird es dir nicht gelingen. Noch ist Zeit! Sage dich von Granock los und kehre zu mir zurück, der ich dein Gemahl und dein König bin!«
    Granock wandte den Blick. Er sah Alannah jetzt neben sich kauern, die Beine an sich gezogen und umklammernd wie ein Kind und am ganzen Körper zitternd. Genau wie er fürchtete sie sich davor, in den Flammen des Dunkelfeuers eines qualvollen Todes zu sterben - aber der Gedanke, ihr Leben weiter an Rothgans Seite zu verbringen und erneut zu seiner Kreatur zu werden, schien sie noch ungleich mehr zu ängstigen.
    »Los doch, worauf wartest du«, schrie Rothgan in die Stille. Es war der Schrei einer gequälten Seele, voller Schmerz und Einsamkeit. Granock hielt den Atem an. Gerne hätte er seinem alten Freund geholfen, aber es war nicht mehr möglich. Die Entscheidung darüber war längst

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