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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gefallen, und nicht er hatte sie getroffen.
    Inzwischen war Rothgan nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt. Das Regal, hinter das Granock und Alannah sich geflüchtet hatten, bildete das einzige Hindernis zwischen ihnen, und das war spärlich genug. Schon das leiseste Geräusch würde genügen, um sie zu verraten - was dann geschehen würde, war Granock nur zu klar. Zaghaft holte er Luft, während er Rothgan weiter herankommen ließ.
    Es blieb nur dieser eine Versuch.
    Wenn er misslang, waren sie verloren, denn Alannahs Kraft würde tatsächlich nicht ausreichen, um Rothgans vernichtende Feuersbrunst ein weiteres Mal aufzuhalten.
    Mithilfe seines Zauberstabs wollte sich Granock aufrichten, wobei er das Gefühl hatte, dass jedes einzelne Glied seines malträtierten Körpers schmerzte. Plötzlich stieß er mit dem Ellbogen gegen ein Buch, das lose in seiner Wabe gelegen hatte. Der Kristall löste sich und fiel klirrend zu Boden. Granock zuckte zusammen und schaute auf - nur um sich Rothgan gegenüberzusehen, der die letzte Distanz im Sprung überwunden hatte und nun mit lodernden Händen vor ihm stand. Sein Gesicht war zu einem bösen Grinsen verzerrt, und Granock hätte nicht zu sagen vermocht, ob seine zu Schlitzen verengten Augen lediglich den Feuerschein reflektierten oder ob sie selbst in unheimlicher Glut leuchteten.
    »Sieh an - hier bist du«, sagte der Abtrünnige nur. »Hier also begegnen wir uns zum letzten Mal, mein Freund.«
    »Sieht... ganz so aus«, bestätigte Granock nur, der dem Schmerz nachgab und stöhnend auf den Boden zurücksank.
    »Wo ist Alannah?«, fragte Rothgan, sich in den Dunstschwaden umblickend.
    »Ich ... weiß es nicht.« Granock schüttelte den Kopf. »So wirst du also doch allein sterben«, versetzte der Elf mit unverhohlener Genugtuung. »Das verdiente Schicksal eines Verräters.«
    »Du musst es ja wissen«, konterte Granock und schaute an ihm empor, schaudernd ob der Schreckgestalt, zu der Rothgan geworden war. Dieser jedoch lachte nur, und ausgehend von den Handflächen griffen die Flammen erneut auf seinen Körper über. Fauchend krochen sie die Arme hinauf und erfassten seinen Rumpf, machten ihn erneut zur lebenden Fackel, die hohnlachend vor Granock stand. Ein Beben durchlief das Gewölbe, und ein grässliches Zischen war zu vernehmen, und Granock wartete darauf, dass sich Rothgans magische Macht in einem vernichtenden Feuerstrahl bündeln und aus seinen Händen hervorschießen würde.
    Gleich, jeden Augenblick ...
    »Nein, Ru! Tu es nicht!«
    Alannahs Stimme war so klar und silberhell, dass sie das Fauchen der Flammen übertönte. Die Nennung seines essamuin, seines Geheimnamens, ließ Rothgan innehalten und sich halb nach der Elfin umdrehen - und Granock wusste, dass seine Gelegenheit gekommen war.
    Die einzige, die er hatte ...
    Die ganze Zeit über hatte er seine Kräfte gesammelt, hatte darauf verzichtet, einen Gedankenstoß zu üben oder sich auf sonst eine Art gegen Rothgan zu verteidigen. Er hatte seinen Körper geschont und jeden einzelnen Augenblick genutzt, um seinen Geist zu regenerieren, so gut es eben ging. Nun jedoch half kein Warten mehr.
    Der Moment der Entscheidung war gekommen.
    Indem er alle mentale Kraft sammelte und sie innerhalb eines Lidschlags wieder entließ, versuchte er einen Zeitbann zu wirken. Weder war er so gezielt noch so präzise wie die Zauber, die man ihn zu wirken gelehrt hatte, und einen Atemzug lang sah es so aus, als pralle er wirkungslos an seinem Gegner ab. Doch noch während Rothgan zu ihm herumfuhr, um ihn mit der Macht seiner Flammen zu zerstören, wurden seine Bewegungen plötzlich langsamer - und dann hielt er ganz darin inne, verharrte wie eine der Königsstatuen, die die Ratshalle von Shakara säumten, groß und schrecklich anzusehen, aber zur Reglosigkeit verurteilt.
    Die Flammen waren ebenso erstarrt, eingefroren in ihrer Bewegung, jedoch nicht in ihrer Wirkung. Granock bezweifelte aller dings, dass sie Rothgan großen Schaden zufügten, zumal die Wirkung des Banns nicht lange anhalten würde. Zu geschwächt war er selbst, zu übermächtig die magische Kraft des Elfen. Schon glaubte Granock zu erkennen, wie die Wirkung des Zaubers nachließ und das Feuer, das Rothgan umgab, hier und dort wieder zu züngeln begann. »Alannah!«, brüllte er, und er vermochte nicht zu sagen, ob es die Erschöpfung war, die Hitze oder Trauer, die ihm Tränen in die Augen trieb.
    Einen endlos scheinenden Augenblick lang geschah nichts, und

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