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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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an, als wäre sie eine Traumgestalt, die sich jeden Augenblick in Luft auflösen würde.
    »Nun?«, fragte sie, während sie aus dem Sattel stieg und ihn dabei weiter unverwandt anschaute. »Habt Ihr mir nichts zu sagen, Lhurian?«
    Granock stand völlig reglos. Noch einige Augenblicke lang rang er nach Worten. Dann brach er wortlos in die Knie und senkte das Haupt.
    Yrena deutete die Geste richtig. »Steh auf«, sagte sie leise und berührte ihn sanft an der Schulter, »ich habe dir längst verziehen.«
    Er erhob sich, überwältigt von der Macht des Augenblicks. Er hatte ohnehin nicht damit gerechnet, Yrena von Andaril noch einmal in seinem Leben wiederzusehen. Ganz gewiss aber nicht unter solchen Voraussetzungen. Es war so unwirklich, als hätten die Hunla einen ihrer berüchtigten Zauber gewirkt - nur dass dieser aus Fleisch und Blut war ...
    »So sehen wir uns also wieder«, sagte Yrena und nahm den Helm ab, unter dem ihr dunkles Haar voll und üppig hervorquoll. Ihr Kettenpanzer und ihr Waffenrock waren blutbesudelt, ebenso wie die Schienen, die sie an Beinen und Unterarmen trug, was verriet, dass sie ebenfalls gekämpft hatte.
    »Ich kann es nicht glauben«, stammelte Granock unbeholfen.
    »Offensichtlich«, sagte sie nur. Ihr Lächeln war so, wie er es in Erinnerung hatte. Die Zuneigung allerdings war aus ihren Gesichtszügen gewichen, und das konnte Granock ihr beim besten Willen nicht verdenken.
    »Wie kommt Ihr hierher?«, fragte er, nachdem er seine erste Überraschung verwunden hatte.
    »Zu Pferd«, entgegnete sie schlagfertig, »habt Ihr es nicht bemerkt? Die Orks, die den östlichen Teil der Stadt belagern, hielten uns für Menschen, mit denen sie verbündet sind. Auf diese Weise konnten wir sie überlisten und zum Osttor durchbrechen, zum Glück für Euch und Eure ...«
    »Davon spreche ich nicht«, fiel Granock ihr ins Wort. Er merkte, wie sein verletzter Arm schmerzte, und er wusste, dass er zu Meister Tavalian gehen musste, um sich ein Gegengift verabreichen zu lassen, aber vorher wollte er eine Antwort. »Ich meine, ich bin Euch dankbar, von ganzem Herzen ... Aber weshalb seid Ihr nach Tirgas Lan gekommen?«
    »Ihr meint, nach allem, was vorgefallen ist? Nach allem, was Ihr mir angetan habt?« Ihre Worte waren ebenso hart wie offen, aber er konnte keine Spur von Bitterkeit in ihrer Stimme erkennen. Yrena zeigte mehr Größe, als er es jemals vermocht hätte. Beschämt nickte Granock nur.
    »Das will ich Euch sagen«, erwiderte sie. »Ein junger Zauberer, der als Abgesandter Shakaras nach Andaril kam, um mich zur Schließung eines Bündnisses mit dem Elfenkönig zu überreden, hat mich davon überzeugt, dass es zum Besten Erdwelts ist, wenn Menschen und Elfen in diesem Kampf zusammenstehen. Und was Erdwelt dient, dient auch Andaril.«
    »Aber ich ...«
    »Was immer Ihr später getan habt, Meister Lhurian«, fuhr sie ungerührt fort, »hat nichts an der Richtigkeit Eurer Worte geändert.« Leiser fügte sie hinzu: »Du hast mir klargemacht, wozu wir Menschen fähig sind. In jeder Hinsicht.«
    »Ich verstehe«, sagte er nur - und kam sich dabei vor wie ein ausgemachter Narr. Dass er nicht verstand, was in den Köpfen von Elfen vor sich ging, war eine Sache. Nun jedoch musste er sich eingestehen, dass er auch nicht die geringste Ahnung von Menschen hatte. Weder war Yrena so naiv und beeinflussbar, wie er es zunächst angenommen hatte, noch war sie das berechnende Monstrum, als das Ardghal sie dargestellt hatte. Ihr Eintreffen in Tirgas Lan bewies deutlich, dass die Fürstin von Andaril Licht und Dunkelheit wohl zu unterscheiden wusste, womöglich sogar besser als ...
    »Granock! Granock!«
    Er fuhr herum, als jemand laut seinen Namen rief. Es war Alannah.
    Sie rannte auf ihn zu, Tränen in den Augen und blankes Entsetzen in ihren Zügen. »Granock ...!«
    »Was gibt es?«, wollte er wissen. »König Elidor«, presste die Elfin atemlos hervor. »Was ist mit ihm?«
    »Er ... er liegt schwer verwundet...«
      
      
     
7. TWAR SHA DWETHAN
     
    Woher das Geschoss gekommen war, das den König getroffen hatte, wusste niemand zu sagen, und es spielte auch keine Rolle mehr. Von den Zinnen des königlichen Palasts aus hatte Elidor die Bogenschützen befehligt und den Rückzug der Flüchtlinge gedeckt, hatte selbst zum Schwert gegriffen, als einzelne Unholde versucht hatten, die Palastmauern zu erklimmen - und dabei hatte ihn der Speer ereilt.
    Ihrer Bauart nach stammte die Waffe, die mit derartiger Wucht

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