Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Zuflucht und Schutz verheißend - und noch in weiter Ferne.
Das Flirren von Pfeilen war zu hören, und Granock wirkte instinktiv einen Gedankenstoß. Einige der todbringenden Geschosse konnte er damit abwehren, andere landeten wirkungslos auf dem schneebedeckten Straßenpflaster. Wieder andere jedoch fanden ihr Ziel.
Immer wieder warfen flüchtende Elfenkämpfer die Arme hoch und brachen zusammen, einen schwarzen Orkpfeil im Rücken. Ihre Kameraden versuchten, die Getroffenen weiterzuschleppen, aber es war ebenso mühsam wie zwecklos. Die Horde der Verfolger holte auf, und als wäre das noch nicht genug, musste Granock plötzlich feststellen, dass ihnen der Weg abgeschnitten wurde!
»Verdammt, was ...?«
Es waren diejenigen Angreifer, die sich nach dem Eindringen in die Stadt nach Osten und Westen gewandt hatten. In weiten Bogen hatten sie den Wall der Verteidiger umgangen und waren auf diese Weise in ihren Rücken gelangt.
Die Flucht der Elfenkrieger - nach Granocks Schätzung mochten es noch an die hundertfünfzig sein - fand ein jähes Ende. Wie angewurzelt blieben sie stehen und starrten panisch auf die Orks, die aus den Seitengassen quollen. Jäh dämmerte ihnen, dass sie eingeschlossen waren. Vorn und hinten durch den blutrünstigen Feind, zu beiden Seiten von den Häusern Tirgas Lans.
Granock erwog für einen Augenblick, sich in den leer stehenden Gebäuden zu verschanzen, um den Unholden und ihren menschlichen Verbündeten möglichst lange Widerstand leisten zu können das Schicksal der Elfenkämpfer würde dort jedoch ebenso besiegelt sein, wie wenn sie sich dem Feind auf offener Straße stellten. Ihre einzige Aussicht auf Überleben bestand darin, einen Vorstoß zu wagen und zu versuchen, den gegnerischen Kordon zu durchbrechen, der sie vom Palast trennte. Vermutlich, so nahm Granock an, würde dieser Versuch blutig scheitern, aber er barg ihre letzte Chance...
»Vorwärts!«, befahl er deshalb mit lauter Stimme, die er durch den Kristall seines Zauberstabs noch verstärkte. »Weiter auf den Palast zu! Los doch, worauf wartet ihr? Kämpft um euer Leben! Kämpft, verdammt noch mal...!«
Die Elfen, von denen sich viele ihrer Waffen und Schilde entledigt hatten, als sie sich zur Flucht wandten, warfen ihm verängstigte Blicke zu, aber Granock kannte kein Erbarmen. Statt seine Kraft gegen die sie verfolgenden Orks einzusetzen, die sie fast eingeholt hatten, versetzte er seinen eigenen Leuten einen Gedankenstoß und riss sie damit aus ihrer Lethargie. Die Elfen setzten sich wieder in Bewegung, liefen in die Richtung, die er ihnen bedeutete. Zenan setzte sich an ihre Spitze, während Granock zurückblieb, um die nachrückende Streitmacht aufzuhalten.
Und er war nicht allein ...
»Nein!«, widersprach er entschieden, als sich Alannah an seine Seite stellte. »Du nicht! Geh mit den anderen!«
»Mein Platz ist hier«, erwiderte sie nur.
»Geh!«, rief Granock, der nicht um sein Leben, dafür aber umso mehr um das ihre fürchtete. »Ich befehle es dir!«
»Das kannst du nicht«, widersprach sie, und einen Herzschlag lang begegneten sich ihre Blicke - ehe es an beiden Enden des Pulks zum Zusammenprall mit dem Feind kam.
Die erste Reihe der wütend heransetzenden Angreifer prallte zurück oder wurde von messerscharfem Eis durchbohrt, aber schon die zweite Welle fiel mit blanken Waffen über die beiden Zauberer her. Granock und Alannah kämpften Rücken an Rücken, und sie setzten ihre Gaben so wirksam ein, wie sie es nur vermochten, wandten einen tarthan nach dem anderen an und schlugen mit ihren flasfyna um sich. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass feindliche Krieger an ihnen vorbeigelangten und den flüchtenden Elfen in den Rücken fielen.
Wer von diesen noch eine Waffe hatte, setzte sich damit zur Wehr, und auch die Aspiranten kämpften verbissen. Vor dem Stahl der Angreifer konnten jedoch auch ihre magischen Kräfte sie nicht schützen. Granock sah junge Männer und Frauen sterben, die er noch vor nicht allzu langer Zeit den Umgang mit dem Zauberstab gelehrt hatte. Und der abweisenden Härte zum Trotz, die er dabei an den Tag gelegt hatte, war ihm, als stürbe mit jedem seiner Schüler, der fiel, auch ein Teil von ihm.
Gehetzt blickte er zur anderen Seite des Pulks, nur um zu sehen, dass sich die Spitze mit Meister Zenan in den Reihen der Orks festgerannt hatte und schwer bedrängt wurde. Das Geschrei der Verwundeten und das Geklirr der Waffen dröhnten entsetzlich zwischen den
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