Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
geschleudert worden war, dass sie seinen Brustpanzer durchstoßen hatte, aus dem Besitz eines Menschen. Aber ihre Spitze war ebenso mit Gift getränkt wie die eines Orks oder eines anderen Unholds, und gegen dieses Gift gab es kaum eine Maßnahme, da es geradewegs in sein Herz gedrungen war.
Man hatte den verwundeten König in sein Schlafgemach im Palast gebracht und in sein Bett gelegt. Einst war dies für ihn ein Ort des privaten Rückzugs gewesen, den außer dem König und seiner Konkubine nur seine Leibdiener sowie seine engsten Vertrauten hatten betreten dürfen. Nun wimmelte es dort von Heilern und Zauberern sowie von beflissenen Dienern, die alles daransetzten, ihrem darniederliegenden Herrscher zu helfen. Elidors Berater und Generäle waren ebenfalls zugegen; sie hofften verzweifelt darauf, dass sich die Lage bessern und ein Heilmittel gefunden würde. Aber auch sie konnten nichts anderes tun, als hilflos dabei zuzusehen, wie das Herz von Tirgas Lan langsamer und langsamer schlug.
Schließlich gaben die Wundärzte ihre Bemühungen auf, und auch Meister Tavalian und Meisterin Tarana, die bis zuletzt um das Leben des Königs rangen, mussten irgendwann erkennen, dass bereits zu viel Gift in Elidors Körper gedrungen war. Da er kein Weiser und nicht mit den Prinzipien der Selbstheilung vertraut war, würde ihn auch Zauberkraft nicht mehr vor dem Tod bewahren können. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der König des Elfenreichs diese Welt verlassen würde.
Bedrückte Stimmung breitete sich aus.
Elidors Leibdiener standen mit bekümmerten Mienen am Kopfende des Bettes, während Caia an der Seite ihres Geliebten kauerte und ihm die schweißnasse Stirn mit einem feuchten Tuch tupfte. Farawyn stand bei ihr, die Arme vor der Brust verschränkt. Nachdem der Älteste von Shakara von Elidors Verwundung erfahren hatte, war er sofort herbeigeeilt. Granock erkannte jedoch keine Bestürzung in seinen Zügen. War Farawyn auf diese Entwicklung besser vorbereitet gewesen als sie alle? Hatte er sie in seinen Visionen vorausgesehen?
Granock selbst und die übrigen Angehörigen des Kriegsrats, unter ihnen auch Alannah und Cysguran, standen ein wenig abseits, zusammen mit General Irgon und den königlichen Beratern. Auch Prinz Runan als Abgesandter des Zwergenreichs war anwesend, ebenso wie die Fürstin von Andaril, deren beherztes Eingreifen vielen das Leben gerettet hatte.
»Du bist uns wirklich zur Hilfe gekommen«, sagte Granock mit gedämpfter Stimme zu ihr. So erleichtert er über Yrenas Auftauchen gewesen war, so sehr beschämte es ihn noch immer.
Die Fürstin, die nach wie vor ihre blutbesudelte Rüstung trug, schaute ihn herausfordernd an. »Ich habe gehört, dass Tirgas Lan in Bedrängnis ist«, erklärte sie, »und als Oberhaupt von Andaril sah ich keine bessere Gelegenheit als diese, um dem König meine Loyalität zu beweisen.«
»Aber nun ist Andaril ohne Schutz«, wandte er ein.
»Das ist wahr«, bejahte sie, und ein säuerliches Lächeln spielte dabei um ihre Züge. »Aber genau darum geht es bei einer Entscheidung, nicht wahr? Man ist für eine Sache und gegen eine andere.
Man kann«, fügte sie mit einem bedeutsamen Seitenblick auf Alannah hinzu, »nicht alles haben. Aber das weißt du ja zweifellos, oder nicht?«
»Du hättest nicht kommen sollen«, sagte Granock leise, den Seitenhieb ignorierend. »Tirgas Lan ist dem Untergang geweiht. Dies ist ein Kampf auf verlorenem Posten.«
»Worum sorgst du dich?«, fragte sie. »Um mein Wohlergehen? Um dein eigenes?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, es ist zu spät, um darüber nachzudenken. Auch du hast dich entschieden, nicht wahr?«
»Yrena, ich...»
»Nein«, sagte sie mit einer Entschlossenheit, die zumindest ansatzweise ahnen ließ, wie sehr sein Vertrauensbruch und seine überstürzte Abreise aus Andaril sie verletzt haben mussten. »Ich will keine Entschuldigung hören. Jeder von uns hat versucht, den anderen zu benutzen, also sind wir uns nichts schuldig geblieben. Aber ich hatte damals recht, oder?«, fügte sie mit einem weiteren Seitenblick auf Alannah hinzu. »Es gab diese unerfüllte Liebe, nicht wahr?«
Granock schluckte sichtbar. Er hätte am liebsten widersprochen und alles abgestritten, aber ihm war klar, dass er Yrena zumindest diese Wahrheit schuldig war. Deshalb nickte er langsam. »Ja«, bestätigte er zögernd. »Du hattest recht.«
Sie reagierte anders, als er es erwartet hatte, nämlich mit einem Lächeln, aus dem
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