Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
ein wenig Trost zu sprechen schien. Sie nickte Alannah, die von ihrer in der Menschensprache geführten Unterhaltung kaum etwas verstanden hatte, zu und schien noch etwas sagen zu wollen, als ein heiserer Schrei die betretene Ruhe im Schlafgemach zerriss.
Es war Elidor.
Der Todeskampf des Königs trat in die letzte Phase. Noch einmal bäumte sich der hagere Körper des Elfenherrschers auf, wehrte sich mit aller Macht gegen das Gift, das inzwischen ganz von ihm Besitz ergriffen hatte. Sein Atem ging stoßweise, die Haut war aschfahl, die Augen blutunterlaufen und rot gerändert, das Haar hing in schweißnassen Strähnen. Zitternd tastete seine Hand nach Caias. Als er sie fand, schien er sich ein wenig zu beruhigen.
»Meine Getreuen«, hauchte er in die entstandene Stille, worauf sich alle Anwesenden um sein Lager versammelten. Die Gesichtszüge des Königs waren vom nahen Tod gezeichnet, und Alannah, die vor einigen Jahren an Elidors Hof geweilt und ihn als dem Leben aufgeschlossenen, an Kunst und Muse interessierten jungen Mann kennengelernt hatte, rang mit den Tränen. »Werde nicht mehr lange ... auf dieser Welt... verlasse euch ... in dunkler Stunde ...«
»Wir sind vorbereitet, Majestät«, versicherte Fürst Narwan. »Ihr habt uns stets gut und verlässlich geführt.«
»Nein«, widersprach Elidor und schüttelte trotz seines geschwächten Zustands den Kopf, »habe ich nicht... Reich von meinem Vater Gawildor übergeben ... schützen und erhalten ... viele Fehler gemacht... ein junger Narr ...«
»Wir alle haben Fehler gemacht, Hoheit«, sagte Farawyn, der direkt neben Caia stand, die noch immer am Bett ihres Liebsten kauerte, »und ein Narr seid Ihr ganz sicher nie gewesen. Ihr habt nur versucht, dem Schönen in der Welt den Vorzug vor dem Hässlichen zu geben.«
»Aber ich habe ... schändlich versagt...«
»Noch ist Tirgas Lan nicht untergegangen«, widersprach der Älteste mit ruhiger Stimme, »und dazu habt Ihr entschieden beigetragen. Und selbst wenn wir diesen Krieg verlieren sollten, wäre es angesichts einer solchen Übermacht keine Schande zu versagen.«
»Darf ... keinesfalls geschehen ... Elfenvolk muss weiterleben ... hört Ihr? Hört Ihr mich ...?« Die geröteten Augen weit aufgerissen, versuchte Elidor sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht einmal, als Caia auf der einen und ein Leibdiener auf der anderen Seite ihn dabei stützten. Hustenkrämpfe schüttelten ihn, und das Gift schien ihm grässliche Schmerzen zu bereiten. Stöhnend sank der König auf sein Lager zurück.
»Wir werden um das Überleben kämpfen, Majestät«, versicherte General Irgon, die eine Hand am Schwertgriff, die andere zum Schwur erhoben. »Bis zum letzten Atemzug.«
»Ich ... weiß, General«, versicherte Elidor. »Aber das Volk ... braucht Führung ... wenn es überleben soll...«
»Sorgt Euch nicht darum, Hoheit«, legte Farawyn ihm nahe. Elidor jedoch war entschlossen, seine Gedanken zu äußern, ganz gleich, wie viel Kraft es ihn kosten mochte.
»Hinterlasse keinen Erben ... neuer König ...«
»Darum werden wir uns kümmern, wenn die Gefahr gebannt ist«, versicherte Narwan. »Die Fürsten werden darüber entscheiden, wer ...«
»Nein«, lehnte Elidor ab, seinem gebrechlichen Zustand zum Trotz mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete. »Werde meinen Nachfolger ... selbst bestimmen.«
»Ich bedaure sehr, Majestät«, wandte Narwan stammelnd ein, »aber das ist nicht möglich. Wenn ein Monarch von uns geht, ohne einen Erben zu hinterlassen, so ist es die Aufgabe des Kronrats...«
»Es sei denn, es herrscht Krieg«, fiel General Irgon ihm ins Wort. »In diesem Fall obliegt es dem Herrscher selbst, seine Nachfolge zu regeln, damit das Reich im Kampf gegen seine Feinde nicht ohne Führung sei.«
Narwan blickte nervös zu den anderen Beratern, die ihm nickend zu verstehen gaben, dass das Gesetz tatsächlich eine solche Regelung vorsah. Sie war wohl aus den Erfahrungen des Ersten Krieges heraus eingeführt worden, hatte in der jahrtausendelangen Geschichte des Reiches jedoch noch niemals Anwendung gefunden.
Bis heute ...
»Wer, Hoheit?«, erkundigte sich Fürst Narwan, nachdem er die erste Überraschung verwunden hatte. »Wer soll Euer Nachfolger auf dem Thron von Tirgas Lan werden? Wer soll künftig die Elfenkrone tragen?«
Elidors Antwort fiel knapp aus.
Sie bestand nur aus einem Wort.
»Farawyn.«
Atemlose Stille trat ein. So sehr sich alle danach sehnten, dass die Führung des
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