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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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alles darum gegeben hätte, jetzt an einem anderen Ort zu sein. Aber Granock war sicher, dass er seine Pflicht dennoch erfüllen würde.
    In gebückter Haltung huschten Granock und Alannah zu einem der glaslosen Fenster, durch die das graue Licht der Morgendämmerung fiel, und spähten vorsichtig hinaus.
    In der Nacht hatte es weiter geschneit. Ein weißer Mantel überzog Häuser und Straßen und selbst die Leichen der Erschlagenen, sodass die Stadt trotz der heftigen Kämpfe, die in der Nacht getobt hatten, ein trügerisches Bild des Friedens bot. Nur hier und dort loderten Fackeln, deren Lichtschein schmutzig gelb durch den Nebel schimmerte, der zäh zwischen den Gebäuden hing. Feindliche Krieger waren nicht zu sehen - zu hören waren sie jedoch allemal: Kreischende Schreie und dumpfes Gebrüll hallten durch die Schwaden, ohne dass man hätte feststellen können, woher genau sie kamen.
    »Gesang der faihok'hai«, knurrte Rambok, der neben Granock auftauchte und ebenfalls einen Blick riskierte. »Krieger der Orks allesamt saobh. Wollen Blut fließen sehen.«
    »Als ob noch nicht genug Blut geflossen wäre«, zischte Alannah entrüstet.
    Rambok bedachte sie mit einem undeutbaren Blick. »Du Orks schlecht kennen. Saobh gerade erst angefangen.«
    Granock griff unter seine Robe und holte die Zeichnung hervor, die er auf der Grundlage des Modells angefertigt hatte, das im Thronsaal stand. Zu sehen waren die Nordmauer und ein Teil des Palasts sowie die angrenzenden Stadthäuser mit den dazwischen verlaufenden Gassen. Wenn Farawyns Vermutung richtig war, so musste der Stollen des Feindes sich unweit von hier befinden - und mit ihm auch sein Eingang ...
    »Also los«, raunte er seinen Leuten zu. »Wir gehen hintereinander. Tretet jeweils in die Fußstapfen eures Vordermanns. Und seid so leise, wie ihr nur könnt!«
    Er blickte nacheinander in die Gesichter seiner Aspiranten, und zum ersten Mal fiel ihm auf, wie unglaublich jung sie aussahen, selbst für Elfen. Ihre Augen allerdings waren vom Grauen gezeichnet, das sie gesehen hatten und das sie wohl niemals wieder vergessen würden. Granock nickte ihnen aufmunternd zu, dann schlich er zum Stalltor, das halb offen stand, und huschte hinaus.
    Der frisch gefallene Schnee dämpfte seine Schritte, aber er barg auch Nachteile - zum einen deutlich sichtbare Spuren, zum anderen reflektierte er das Licht der Dämmerung, sodass es heller war, als es Granock und seinen Leuten recht sein konnte. Dennoch scherten sie sich nicht darum. Sie mussten den Eingang des feindlichen Stollens finden - taten sie es nicht, war ohnehin alles verloren.
    Im Laufschritt huschte Granock zum nächsten Gebäude und duckte sich in dessen Schutz. Zwei der Paladine, die ihre Rüstungen zurückgelassen hatten, damit sie sich leichter und schneller bewegen konnten, und nur ihre Schwerter bei sich trugen, folgten ihm. Dann kamen Alannah und die Aspiranten, zuletzt Rambok mit den verbliebenen Kriegern.
    Lautlos verharrten sie im Schutz eines Vordachs, und die Elfen lauschten hinaus in den kalten Morgen - als Una plötzlich zusammenzuckte.
    »Ich höre etwas«, flüsterte sie.
    »Ich ebenso«, stimmte Alannah zu.
    »Hammerschläge«, bestätigte Eoghan, dessen feines Gehör das Geräusch ebenfalls ausgemacht hatte.
    »Welche Richtung?«, wollte Granock wissen.
    Alannah bückte sich, fegte den gefrorenen Schnee beiseite und legte die Hände flach auf den Boden. Dabei schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Einen bangen Moment lang fragte sich Granock, ob es möglich war, die Erschütterungen, die von den Hammerschlägen herrührten, über eine solche Entfernung hinweg zu spüren. Natürlich, er hatte Elfen erstaunliche Dinge tun sehen, und die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass gerade Alannah in der Lage war ...
    »Diese Richtung«, verkündete sie unvermittelt und deutete eine schmale Gasse hinab, deren Häuser zu beiden Seiten geplündert worden waren. Die Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen und die Wände mit Blut beschmiert.
    »Bist du sicher?«
    Der Blick, mit dem sie Granock bedachte, war Antwort genug. Er nickte entschlossen und bedeutete sowohl den Paladinen als auch den Aspiranten, sich für den Kampf bereitzuhalten. Er selbst wechselte den Zauberstab in die linke Hand und zog mit der Rechten das Schwert. Alannah tat es ihm gleich, ebenso wie die Zauberschüler, die leichte, gebogene Elfenklingen mitführten. Dann setzten sie sich erneut in Bewegung, die Gasse hinab, die Alannah ihnen bedeutet

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