Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
strich. »Ich wünschte, es gäbe eine andere Lösung als diese, aber ich sehe sie nicht. Die Vergangenheit hat wiederholt gezeigt, dass wir die Macht der Kristalle nicht wirklich zu kontrollieren vermögen. Zu groß sind die Verlockungen, denen die Sterblichen durch sie ausgesetzt sind, zu beträchtlich die Möglichkeiten, die sich aus ihnen ergeben.«
»Bedeutet das, dass Ihr auch die Kristallpforten zerstören wollt?«, fragte Zenan.
»Wenn es in meiner Macht läge, so würde ich es tun«, versicherte Farawyn entschlossen, »aber da wir nicht wissen, was genau die Verbindungen erzeugt, bleibt uns wohl nur, die Kristalle zu zerstören, die ihnen Energie spenden - und darauf zu hoffen, dass niemals andere Kraftquellen entdeckt werden, um die Pforten zu öffnen, seien sie nun mentaler oder materieller Natur. Zweimal haben die Kristallpforten Verderben über Erdwelt gebracht, meine Freunde - kein drittes Mal.«
Der Zauberer sagte dies mit derartiger Entschlossenheit, dass sich kein Widerspruch regte. Die Anwesenden senkten die Häupter. Niemandem gefiel, dass Farawyn Errungenschaften preisgeben wollte, die am Aufstieg und der Größe des Elfenvolks maßgeblich beteiligt gewesen waren. Aber keiner stellte seine Argumentation infrage.
»Da Tirgas Lan, die Stadt unserer Väter, uns nicht mehr offensteht«, fuhr Farawyn leiser und mit tonloser Stimme fort, »bestimme ich Tirgas Dun zur neuen Hauptstadt des Reiches.«
»Die Stadt gehört Euch, Majestät«, versicherte Statthalter Parnas und verbeugte sich.
»Das ist sehr großzügig von Euch, Statthalter«, erwiderte Farawyn, »aber ich brauche Eure Unterstützung. Ihr kennt diese Stadt und die Küste sehr viel besser, als ich es tue. Nur gemeinsam können wir sie regieren und zum Mittelpunkt eines neuen Reiches machen, von dem Ordnung und Frieden ausgehen.«
»Sehr wohl, Majestät«, versicherte Párnas geschmeichelt und verbeugte sich noch ein wenig tiefer.
»Eine neue Zeitrechnung hat begonnen, meine Freunde«, sagte Farawyn. »Dinge sind eingetreten, die ich schon vor langer Zeit vorausgesehen habe. Das Reich, wie es einst war, existiert nicht mehr. Die Grenzen sind in Bewegung geraten, und die glorreichen Legionen, die diesen Kontinent einst beherrschten, mussten hohen Blutzoll entrichten. Der Kampf gegen Margok hat uns unsere ganze Kraft gekostet, folglich werden wir in Zukunft der Hilfe anderer bedürfen. Fürstin Yrena?«
»Ja?« Die Herrscherin von Andaril, die in Begleitung ihrer Ritter bei Narwan und den Hofbeamten stand, trat vor. Sie trug dasselbe Kleid aus grünem Samt, das sie auch damals getragen hatte, und der Anblick ihres hübschen Gesichts und ihres kunstvoll geflochtenen schwarzen Haars versetzte Granock einen schmerzhaften Stich. »Was kann ich für Euch tun, Majestät?«
»Ihr habt schon mehr getan, als wir erwarten konnten«, entgegnete Farawyn mit dankbarem Lächeln. »Das Volk der Elfen wird ewig in Eurer Schuld stehen, Lady Yrena, deshalb lasst mich nun etwas für Euch tun: Kehrt nach Andaril zurück und verkündet in den Ostlanden, dass der neue Herrscher des Elfenreichs eine Amnestie für die Menschen erlassen hat. Eine Amnestie, die nicht nur jene betrifft, die im Krieg gegen den Dunkelelfen auf Tirgas Lans Seite standen, sondern auch jene, die gegen uns waren.«
»Majestät!«, rief Irgon entrüstet.
»Habt Ihr etwas einzuwenden, General?«
»Allerdings, Hoheit! Wie könnt Ihr denen vergeben, die sich mit den Mächten des Bösen verbündet und gegen das Reich gestellt haben? Habt Ihr vergessen, wie viele von uns sie getötet haben?«
»Viel Blut ist geflossen, das ist nur zu wahr«, stimmte Farawyn zu, »und allzu oft war es das von Unschuldigen. Aber sollen wir unsere Trauer und unseren Schmerz über unsere Zukunft bestimmen lassen? Ist es das, was wir aus diesem Krieg gelernt haben?«
»Wenn wir etwas gelernt haben sollten, dann dass man den Dienern des Bösen niemals die Hand reichen darf«, konterte Irgon, »oder noch größeres Verderben wird die Folge sein.«
»Worauf wollt Ihr Eure unnachgiebige Haltung gründen, General?«, hakte Farawyn nach. »Auf den Ruhm vergangener Tage? Auf die Stärke eines Heeres, das wir nicht mehr haben?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, mein tapferer Freund. Auch auf unserer Seite wurden Fehler begangen, die sich bitter gerächt haben. Sie niemals zu wiederholen, muss unser oberstes Ziel sein. Nur gemeinsam können wir Erdwelt wieder Sicherheit und dauerhaften Frieden geben, deshalb wollen
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