Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
dass der Dreistern einmal mehr das Unbegreifliche bewerkstelligt hatte.
    Die neue Umgebung war überwältigend.
    Zwar hatte die Elfin den Annun noch nie mit eigenen Augen gesehen, aber sie war überzeugt davon, dass es sich bei dem großen trapezförmigen Gebilde, das unter einer lichtdurchfluteten Kuppel hing und dessen sich nach oben und unten verjüngende Enden in glitzerndes Elfensilber gefasst waren, nur um den legendären Urkristall handeln konnte.
    Der Saga nach war in seinem Inneren ein Strahl von calada gefangen, dem ersten Lichtschein, dem einst alles Leben entsprungen war, und in der Tat hatte Alannah nie zuvor ein strahlenderes Licht und prachtvollere Helligkeit erblickt. Sie blendete nicht in den Augen wie das grelle Sonnenlicht, sondern war voller Wärme und lebenspendender Güte. Ein Licht wie dieses konnte es an keinem anderen Ort geben, sodass nicht der geringste Zweifel bestand: Der Dreistern hatte sie an die Fernen Gestade getragen!
    »Willkommen in Crysalion, Reisende.«
    Jetzt erst nahm Alannah wahr, dass sie nicht allein war. Nicht nur Aldur stand neben ihr, sondern auch mehrere Elfen, ergraute Männer und Frauen, die helle Roben trugen und sich ehrerbietig vor ihnen verneigten. Sie alle waren tragwythai, Ewige, wie die Bewohner der Fernen Gestade respektvoll genannt wurden.
    Sie befanden sich in einem achteckigen Raum, dessen Wände halb durchsichtig waren, sodass der blaue Himmel zu sehen war. Durch die in die Wände eingelassenen Öffnungen konnte man auf den Balkon blicken, der das Oktogon umgab und jenseits dessen Geländers sich filigran geformte gläserne Türme erhoben, in deren Prismen sich das Licht der einfallenden Morgensonne in allen Regenbogenfarben brach. Es war ein Schauspiel, wie man es sich prächtiger kaum vorstellen konnte.
    Crysalion, schoss es Alannah durch den Kopf.
    Die Stadt der Kristalle ...
    »Es ist uns eine Ehre, zwei Weise des Ordens von Shakara im Hort des Lichts zu begrüßen«, sagte einer der Greise, dessen Kinn ein weißer Bart zierte. Er verbeugte sich höflich und nickte ihnen zu, und Alannah hatte den Eindruck, dass seine Gesichtszüge ihr entfernt bekannt waren.
    »Die Ehre ist auf unserer Seite«, entgegnete Aldur schneidig, der seine Fassung bereits wiedergewonnen hatte. »Ich bin Meister Rothgan, und dies ist Meisterin Thynia«, stellte er sich und Alannah vor.
    »Wir wissen, wer Ihr seid«, entgegnete der Greis und deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Ylorin.«
    »Ylorin?«, fragte Alannah, der plötzlich klar wurde, woher sie das Gesicht des Mannes kannte. »Jener Ylorin, der in den Chroniken Nevians und Aurons Erwähnung findet? Über dessen Taten während des Großen Krieges der Dichter Varsur ein Heldenepos verfasst hat? Dem in den Ehrwürdigen Gärten von Tirgas Lan ein Denkmal gesetzt wurde?«
    Ein Lächeln huschte über die faltigen, milde dreinblickenden Züge des Alten. »Es freut mich zu hören, dass die sterbliche Welt die Früchte meines irdischen Daseins nicht vergessen hat. Aber Ihr müsst wissen, dass derlei Verdienste an diesem Ort nicht mehr von Belang sind.«
    »Aber Ihr seid es«, beharrte sie.
    »Ich war es«, verbesserte Ylorin. »Ich war das, was man einen großen Krieger nennt. Ich habe Heere in Schlachten geführt und sie siegreich entschieden, habe unzählige Orks und andere Kreaturen der Dunkelheit erschlagen. Meine wahre Berufung jedoch«, sagte er und machte eine ausladende Handbewegung, die nicht nur das umgebende Oktogon oder die Kristallstadt, sondern die ganze Insel einzuschließen schien, »habe ich erst an diesem Ort gefunden.«
    »Das wollen wir Euch gern glauben, ehrwürdiger Ylorin«, entgegnete Aldur. »Dennoch ist es möglich, dass Ihr vielleicht schon bald noch einmal jenes Wissen bemühen müsst, das Ihr Euch in der sterblichen Welt erworben habt.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Ich meine damit, dass Ihr möglicherweise noch einmal zum Schwert greifen müsst.«
    »Zum Schwert?« Ylorin schüttelte den Kopf; in den Gesichtern seiner Begleiter stand Unverständnis zu lesen. »Mein Freund, ich glaube, Ihr habt aufgrund Eurer Jugend noch nicht verstanden, was für ein Ort dies ist. Wir alle, die wir hier leben, haben dem sterblichen Dasein entsagt und unseren Geist der Kontemplation geweiht. Diese Insel ist ein Hort des Friedens. Ein Schwert werdet Ihr hier vergeblich suchen, ebenso wie jemanden, der bereit wäre, es zu führen.«
    »Ihr werdet dazu bereit sein müssen«, beharrte Aldur. »Denn wenn sich

Weitere Kostenlose Bücher