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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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das Auge reicht.«
    »Sind wir noch auf Kurs?«
    »Das denke ich schon. Wir bewegen uns nur langsam vorwärts und loten in regelmäßigen Abständen die Tiefe - auf diese Weise gehen wir sicher, dass wir uns nicht zu weit von der Küste entfernen. Aber die Sache gefällt mir trotzdem nicht.«
    »Was genau meint Ihr?«
    Farnos legte den Kopf in den Nacken, schloss für einen Moment die Augen und schnüffelte wie ein Tier, das Witterung aufnahm. »Ich weiß es nicht, Herr«, sagte er dann. »Etwas ist anders an diesem Nebel. Er scheint mir nicht natürlichen Ursprungs zu sein. Nicht ein einziger Windhauch regt sich, und das schon seit Tagen. Und die Luft riecht nach Tod, wenn Ihr mich fragt...«
    Cian fragte nicht.
    Farnos' Worte hatten ihn erschreckt, denn im Grunde empfand er genauso. Auch Cian hatte den Eindruck, dass die Luft, die so zäh zu sein schien wie Gallerte, von beißendem Verwesungsgeruch durchsetzt war - oder spielten seine Sinne ihm einen Streich?
    Plötzlich war ein Geräusch zu vernehmen.
    Ein dumpfer, klagender Laut, der unheimlich durch den Nebel drang und plötzlich wieder verebbte.
    »Habt Ihr das auch gehört?«, zischte Cian.
    »Ja, Herr.«
    »Aus welcher Richtung ist das gekommen?«, fragte der Kaufmann und blickte sich unruhig um - doch außer milchigem Weiß, das die Hethwalas zu allen Seiten bedrängte und inzwischen auch den Bug verschluckt hatte, war nichts zu sehen.
    »Ich weiß es nicht, Herr. Bei diesem Nebel lässt sich das unmöglich sagen...«
    Cian nickte, keineswegs beruhigt. Der Nebel gab ihm das Gefühl, vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein, und das schon seit Tagen. Auch den Seeleuten, die an Bord der Hethwalas ihren Dienst versahen, erging es so.
    Das Geräusch wiederholte sich.
    Ein Stöhnen, das geradewegs vom Meeresgrund heraufzudringen schien. Dumpf und heiser drang es durch den Nebel und sorgte dafür, dass sich jedes einzelne Haar auf Cians Haupt aufstellte. Die Seeleute, obschon allesamt altgedient, verfielen in dieselbe ängstliche Unruhe, die auch Cian ergriffen hatte.
    »Habt Ihr das gehört?«, scholl es über das neblige Deck, dessen Planken leise knarrten. »So klingt nur Anyris, der Dämon der Tiefe!«
    »Nein«, widersprach ein anderer, »es war das Horn Norguds, des Herrn der See ...«
    Cian verzog das Gesicht. Es war bekannt, dass die Bewohner der Südküste und der Inseln (und unter ihnen ganz besonders jene, die zur See fuhren) weniger rational veranlagt waren als die Elfengeschlechter des Nordens. Ihre Neigung zum Aberglauben war ausgeprägt, und die Sagen der alten Zeit hatten bei ihnen noch eine tiefere Bedeutung. Der Kaufmann selbst hatte nie besonders viel von diesen eigenartigen Geschichten gehalten - in diesem Moment jedoch erschienen sie ihm seltsam greifbar, und als das grässliche Geräusch ein weiteres Mal erklang, erwartete er fast, dass ein riesiger Dreizack aus der Tiefe der See emporstechen und die Hethwalas zerschmettern würde.
    Zumindest in einer Hinsicht irrte Cian.
    Es war nicht die Spitze eines tirdanth, die die graue Oberfläche der See durchbrach, sondern ein riesiger Tentakel!
    Dick wie ein Baum und von ledriger Haut überzogen, die vom abperlenden Salzwasser glänzte, stieg der Fangarm an Backbord empor - und noch ehe Cian oder einer seiner Leute begriff, was geschah, schnellte das Ungetüm wie eine Peitsche nach vorn und packte einen der Matrosen.
    Der Mann brüllte aus Leibeskräften, als er von unwiderstehlicher Kraft emporgerissen wurde. Die Saugnäpfe, mit denen die Unterseite des Tentakels versehen war, bissen sich an seiner Haut fest, während der Fangarm selbst sich immer enger um ihn wand und ihn schließlich zerquetschte. Das Gezeter des Matrosen verstimmte jäh, dafür schrien seine Kameraden umso lauter, denn weitere Fangarme wuchsen aus dem Wasser. Einen Augenblick lang waren sie im Nebel nur als Schemen zu erkennen, die sich wie Seegras in der Strömung hin und her bewegten - dann setzten auch sie zum Angriff an und rissen weitere Seeleute von Deck.
    »Alarm!«, brüllte Kapitän Farnos aus Leibeskräften, während Cian nur dastand und sich mit beiden Händen an die Reling des Achterdecks klammerte. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen verfolgte der Kaufmann, was an Bord seines Schiffes geschah, konnte es jedoch nicht glauben. »Wir werden angegriffen! Feind an Backbord ...!«
    Während die Seeleute auf Deck ihren ersten Schreck überwanden und zu Äxten und Enterhaken griffen, um die Fangarme abzuwehren,

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