Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
unheimlichen Nebels Tirgas Dun genähert, und angesichts der schwarzen Banner, die über den Schiffen wehten, war es keine Frage, unter wessen Befehl die Streitmacht stand. Woher all die Schiffe stammten, konnte Párnas nur vermuten - vermutlich aus dem tiefsten Arun, wo der Dunkelelf angeblich seinen geheimen Schlupfwinkel unterhielt, aber letzten Endes spielte es keine Rolle. Die Schiffe waren hier, und natürlich blieben sie nicht lange unbemerkt.
Die Nachricht, dass eine feindliche Flotte vor der Küste aufgetaucht war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Tirgas Dun, und angesichts der drohenden Übermacht des Feindes griff Panik um sich. Man rechnete damit, dass der Feind jeden Augenblick angreifen und die Stadt überfallen würde, aber nichts dergleichen geschah.
Die fremden Schiffe begnügten sich damit, vor der Küste Stellung zu beziehen und zu warten. Worauf, das wusste niemand.
Nur eines schien sicher: dass es die einstmals so blühende Stadt Tirgas Dun schon bald nicht mehr geben würde, wenn nicht rasch Verstärkung eintraf.
14. NEGYS LARWUNAS
Keine Nachricht von Granock.
Farawyn fühlte Beklommenheit, wenn er daran dachte, dass er noch immer nichts von seinem ehemaligen Schüler gehört hatte. Vor drei Wochen hatte Granock in Nimons Begleitung die Ordensburg verlassen und musste Andaril inzwischen längst erreicht haben - aber wieso gab er keine Nachricht?
Es setzte dem Ältesten zu, nicht zu wissen, wo sich Granock aufhielt und wie es um die Verhandlungen stand, und dies umso mehr, da er seit einigen Nächten von dunklen Visionen geplagt wurde, an deren Ende stets dasselbe geschah: Ein Messer blitzte im Mondlicht auf, und ein gellender Schrei erklang, aber Farawyn vermochte nicht zu sagen, was danach geschah. Alles, was er sah, waren vorbeihuschende Schatten. Eines jedoch war ihm nur zu klar - dass dieser finstere Albdruck mit Granock in Verbindung stand.
War sein einstiger Schüler womöglich nicht mehr am Leben? War er hinterrücks ermordet, war die Rückkehr zu den Menschen ihm zum Verhängnis geworden? In früheren Zeiten hätte Farawyn der bitteren Ironie, die darin gelegen hätte, vielleicht etwas abgewinnen können. Angesichts der jüngsten Entwicklungen jedoch war er nur voller Sorge.
Sorge um Granock.
Sorge um das Reich.
Sorge um seine Pläne ...
Der Älteste wartete, bis die Abgeordneten zu beiden Seiten des Ratssaales Platz genommen hatten. Seit der letzten Versammlung hatte ihre Zahl weiter abgenommen; Meisterin Awyra war nach Tirgas Lan entsandt worden, zusammen mit der Eingeweihten Larna und einigen anderen Schülern. Die Gruppe derjenigen Ratsmitglieder, die Farawyns Politik rückhaltlos unterstützten, war dadurch noch kleiner geworden, und Farawyn war sicher, dass Cysguran dies zu seinem Vorteil nutzen würde, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab.
Wenn Farawyn ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er sich in zunehmendem Maße alleingelassen fühlte, und er ertappte sich dabei, dass er sich nach Granocks Rückkehr sehnte. Was hätte er darum gegeben, seinen ehemaligen Schüler in diesen Tagen an seiner Seite zu wissen.
Ihn - und Aldur.
Die Selbsterkenntnis schmerzte ihn und schickte einen Anflug von Traurigkeit über seine sonst so beherrschte Miene, was andere Ratsmitglieder zu bemerken schienen. Er konnte sehen, wie sich seine Trauer in ihren Zügen spiegelte, und rief sich zur Ordnung. Als Ältester des Rates durfte er keine persönlichen Empfindungen zeigen. Seine Aufgabe war es, neutral zu bleiben, die Ruhe und den Fokus zu bewahren, so wie es in den Leitsätzen der Weisen verlangt wurde.
Inzwischen hatten alle auf ihren Sitzen Platz genommen, und Farawyn eröffnete die Sitzung. »Der Grund für diese Zusammenkunft«, verkündete er, nachdem er die Eingangsformel gesprochen hatte, »liegt in einer neuen Entwicklung, über die uns Schwester Tarana unterrichtet hat.«
Die Erwähnung Taranas sorgte für unruhiges Gemurmel unter den Räten. Jeder wusste, dass die Meisterin als Abgesandte Shakaras an Elidors Hof weilte. Und wenn es von dort Alarmierendes zu berichten gab, so verhieß das nichts Gutes.
»Also rückt schon damit heraus, Bruder«, verlangte Cysguran, ohne dass ihm das Wort erteilt worden wäre. Die Disziplin im Rat hatte seit Ausbruch des Krieges merklich gelitten, und je weniger Ratsmitglieder es wurden, desto deutlicher schien auch sie zu schwinden. »Haltet nicht länger mit der Wahrheit hinter dem Berg
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