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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Cysguran, der als Erster die Fassung wiederfand und das allgemeine Entsetzen in Worte kleidete.
    »Also ist es geschehen!«, rief er laut. »Der Feind greift uns von Süden an! Glaubt Ihr nun immer noch, Margok wäre am Ende seiner Kräfte, Bruder Gervan? Dass er die Toten aus Notwendigkeit auf die Schlachtfelder zurückruft? Natürlich nicht! Er tut es, weil er seine Kämpfer an einem anderen Ort benötigt. Nun ist unser Untergang nur noch eine Frage der Zeit!«
    Die Panik, die die beiden Ältesten zuvor noch mit knapper Not verhindert hatten, brach nun doch aus. Die verbliebenen Ratsmitglieder schrien wild durcheinander, stocherten nach rettenden Gedanken wie Ertrinkende nach etwas, woran sie sich festklammern konnten. Farawyn blickte voller Beklemmung auf das traurige Schauspiel, und zum ungezählten Mal fragte er sich, was aus dem Hohen Rat geworden war.
    »Beruhigt Euch, Schwestern und Brüder!«, rief er mit lauter Stimme, die selbst Cysgurans noch übertönte. »Hört mich an! Noch ist nichts verloren!«
    »Aber Bruder«, wandte Lonyth ein, ein Meister, dessen Gabe darin bestand, Kraft seiner Gedanken kleine Gegenstände von einem Ort zum anderen zu transferieren. Er hatte sich der Kontemplation verschrieben und ergriff nur selten das Wort, aber nun vermochte auch er nicht mehr an sich zu halten. »Wie könnt Ihr so etwas sagen? Habt nicht Ihr selbst uns immer wieder darauf hingewiesen, wie verderblich eine dritte Kriegsfront wäre? Und hat Bruder Cysguran nicht recht, wenn er sagt, dass die Übermacht des Feindes erdrückend ist?«
    »Selbst wenn«, konterte Farawyn, »dürfen wir nicht den Fehler begehen, uns unserer Furcht zu ergeben, sondern müssen Ruhe und Gelassenheit bewahren, so wie es die Tradition unseres Ordens verlangt.«
    »Traditionen.« Cysguran lachte spöttisch auf. »Ist das alles, was Euch einfällt angesichts dieser neuen Bedrohung?«
    »Keineswegs.« Farawyn schüttelte den Kopf. »Natürlich müssen wir auch Maßnahmen zur Abwehr des Feindes ergreifen. Margok muss aufgehalten werden.«
    »Hehre Worte - aber was gedenkt Ihr zu tun? Seht Euch um, Bruder! So viele von uns sind bereits gefallen oder befinden sich an weit entfernten Orten im Einsatz gegen Margoks Horden. Was Ihr seht, ist der letzte Rest dieser einstmals so mächtigen Einrichtung! Wie Ihr es auch dreht und wendet, Ihr müsst einsehen, dass wir am Ende unserer Möglichkeiten angelangt sind. Deshalb«, wandte sich Cysguran Beifall heischend an die Versammelten, »wiederhole ich meine Forderung nach einer Öffnung der geheimen Archive! Nur wenn wir das verbotene Wissen nutzen und die Elfenkristalle als Waffen einsetzen, haben wir eine Chance, den Feind noch abzuwehren. Andernfalls werden wir den Krieg verlieren.«
    »Niemals!«, widersprach Atgyva entschieden, die mit verschränkten Armen neben ihrem Flügelsprecher stand und ihm in einer grotesken Verkehrung der Verhältnisse die Stirn bot. »Lieber werde ich kämpfend untergehen, als die Prinzipien unseres Ordens und unserer Magie an die Dunkelheit zu verraten.«
    »Das steht Euch frei, Schwester«, gestand Cysguran ihr zu. »Aber ich versichere Euch, dass die meisten Anwesenden anders darüber denken. Zumal wir den bedrohlichsten Aspekt dieses Angriffs noch gar nicht bedacht haben.«
    »Nämlich?«, fragte Farawyn.
    »Wenn es Margok gelungen ist, eine Kriegsflotte zu versammeln, so steht ihm das Südmeer offen. Und wir alle wissen, was das bedeutet, oder nicht?«
    Die Ratsmitglieder tauschten erschrockene Blicke, denn ihnen war sofort klar, worauf Cysguran anspielte. Wenn der Dunkelelf die See kontrollierte, so stand ihm auch der Zugang zu jenem Eiland offen, das die Vergangenheit und die Zukunft des Elfengeschlechts darstellte und mit dem Urkristall Annun seinen größten Schatz beherbergte - die Fernen Gestade!
    Die Vorstellung, der Dunkelelf könnte seine Klauen nach der Heimat der Ewigen Seelen ausstrecken, ließ die anwesenden Räte bis ins Mark erschaudern. Ihr Gemurmel versiegte, blankes Entsetzen zeigte sich auf ihren Gesichtern. Und wie ein Raubtier, das sein Opfer sicher in der Falle wusste, holte Cysguran zum entscheidenden Schlag aus.
    »Wie nun also, Bruder Farawyn«, rief er dem Ältesten zu. »Teilt Ihr Schwester Atgyvas Ansicht, dass das geheime Wissen auch weiterhin geheim bleiben sollte? Oder wollt Ihr angesichts dieser ungeheuren Bedrohung für unser Volk eine Ausnahme machen und uns die Möglichkeit zugestehen, uns mit der Macht der Kristalle zu

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