Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
und enthüllt uns, was Eure Politik des Krieges und der Eskalation dem Orden an neuem Schaden eingetragen hat!«
»Bruder Cysguran«, rügte Gervan, der neben Farawyn auf dem Podest der Ältesten saß, »weder wurdet Ihr um Euren Kommentar gebeten, noch trägt er auch nur im Ansatz zur Lösung unserer Schwierigkeiten bei.«
»Schwierigkeiten?« Cysguran hob die Brauen. »Ihr gebt also endlich zu, dass wir in Schwierigkeiten stecken? Das wäre immerhin schon ein Zugeständnis!«
Einige Mitglieder des linken Flügels nickten zustimmend. Es schmerzte Farawyn zu sehen, dass auch einige ehemalige Parteifreunde darunter waren. Das Amt des Ältesten, hatte sein Vorgänger Semias ihm einst anvertraut, war ein einsamer Posten ...
»Was ist geschehen?«, bohrte Cysguran weiter. »Hat der Feind den Grenzfluss endlich überschritten? Steht er womöglich bereits in Trowna?«
Farawyn konnte sehen, welche Schreckensmienen diese Aussicht unter den Ratsmitgliedern hervorrief. Er atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Wenn er sich von Cysguran provozieren ließ, würde er ihm damit nur in die Hände spielen. Es hieß, Ruhe zu bewahren.
Wie schon unzählige Male zuvor ...
»Keineswegs, Schwestern und Brüder«, widersprach er, um Sachlichkeit bemüht. »Obschon die Truppen des Feindes unablässig versuchen, den Fluss zu überqueren und nach Trowna vorzudringen, ist es ihnen bislang nicht gelungen. Unterstützt von den Kämpfern unseres Ordens, können die Legionen des Königs die Verteidigungslinie halten. Der Feind begnügt sich auch weiterhin damit, rasche Vorstöße zu unternehmen und sich dann wieder zurückzuziehen.«
»Warum auch nicht?«, fragte Cysguran dazwischen. »Im Gegensatz zur königlichen Armee verfügt Margok über einen nicht enden wollenden Vorrat an Kämpfern. Unablässig führt er neue Truppen über das Schwarzgebirge heran, und keiner von uns vermag zu sagen, wie viele Unholde sich in den Tiefen der Modermark noch verbergen.«
»Das ist wahr«, räumte Farawyn ungerührt ein. »Dennoch ist es keine Nachricht über neue Truppenbewegungen, die uns aus Tirgas Lan erreicht hat.«
»Sondern?«
Farawyn ließ sich mit der Antwort Zeit, suchte nach einem Weg, sie so zu formulieren, dass er seinem Gegner nicht unnötig zuarbeitete. »Es wurden Leichen von Orks gefunden«, gab er so sachlich wie möglich bekannt. »Von Orks, die mehr als einmal an einer Schlacht teilgenommen hatten und darin getötet worden waren.«
Unverständnis blickte ihm von den nur spärlich besetzten Rängen des Ratsaals entgegen.
»Was genau versucht Ihr uns damit zu sagen, Bruder?«, erkundigte sich Hüterin Atgyva.
»Diese Orks«, erklärte Farawyn schlicht, »waren allem Anschein nach anmarwura.«
»Untot?«, hakte Cysguran nach.
Farawyn nickte. »Alles deutet darauf hin.«
Die Stille in der Halle blieb bestehen, nicht .weil sich die Ratsmitglieder auf die alte Disziplin besonnen hätten, sondern weil den meisten vor Entsetzen schlichtweg die Worte fehlten. Panische Blicke wurden getauscht, namenloser Schrecken zeichnete die Gesichter.
»Beruhigt Euch, Schwestern und Brüder«, rief Farawyn ihnen zu. »Sollte diese Nachricht tatsächlich wahr sein, belegt sie im Grunde nur, was wir schon vorher wussten: dass Margok und seine Anhänger verbotenen Künsten frönen und vor keinem Frevel zurückschrecken.«
»In der Tat«, stimmte Cysguran schnaubend zu. »Offenbar ist es ihnen gelungen, selbst den Tod zu betrügen! Glaubt Ihr jetzt immer noch, dass man gegen den Dunkelelfen mit herkömmlichen Mitteln bestehen kann? Dass glathan und flasfyn ausreichen, um in dem Sturm zu überleben, den Margoks böse Macht entfesselt hat?« Er hatte immer lauter gesprochen, bis sich seine Stimme zuletzt fast überschlagen hatte. Drohend und unheimlich hallte sie durch das Gewölbe, selbst die Statuen der alten Könige schienen darunter zu erzittern.
»Allerdings, das glaube ich«, widersprach sein Erzrivale Gervan ihm entschieden, noch ehe blanke Verzweiflung unter den Ratsmitgliedern um sich greifen konnte. »Denn möglicherweise birgt diese auf den ersten Blick so erschreckende Nachricht auch Hoffnung.«
»Hoffnung?« Cysguran verdrehte die Augen. »Ihr solltet nicht den Fehler begehen, uns zu verhöhnen, Bruder!«
»Das habe ich in keiner Weise vor«, versicherte Gervan und wandte sich vom Rednerpodest aus gleichermaßen an beide Flügel des Rates. »Keiner von uns weiß, was jenseits des Schwarzgebirges liegt«, begann er. »In den Alten
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