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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verteidigen?«
    »Niemals!«, wiederholte Atgyva, deren bleiche Züge sich vor zorniger Erregung gerötet hatten. »Tut es nicht, Bruder, ich beschwöre Euch! Die Kristalle als Waffen zu gebrauchen fordert einen hohen Preis!«
    »Und wenn! Welcher Preis könnte höher sein, Schwester, als jenen Ort zu verlieren, den wir unsere Vergangenheit und unsere Zukunft nennen? Wir brauchen diese Waffen, daran kann nun kein Zweifel mehr bestehen! Und wir müssen augenblicklich nach den Fernen Gestaden aufbrechen, ehe Margoks dunkle Magie die Kristallpforten erneut verschließt!«
    Diejenigen Ratsmitglieder, die Cysgurans Meinung waren, begnügten sich nicht mehr damit, die Handflächen aneinanderzureihen. Rufe der Zustimmung wurden laut, Zauberstäbe mit leuchtenden Kristallen emporgereckt.
    Mit Besorgnis stellte Farawyn fest, dass die Situation kurz davor stand zu entgleiten. Durch seine düsteren Voraussagen hatte Cysguran die meisten Ratsmitglieder auf seine Seite gebracht; nur wenige waren bereit, Hüterin Atgyva auf ihrem Weg eiserner Prinzipien zu folgen. Wenn es um die bloße Existenz ging, schienen auch jene Räte, die sich bis vor Kurzem noch vehement für die Wahrung der alten Werte und Regeln eingesetzt hatten, nichts mehr davon zu halten. Unter dem Eindruck der Bedrohung würden sie demjenigen folgen, der ihnen Rettung versprach - die Folge würde eine Revolte im Zauberrat sein und dessen endgültige Spaltung.
    Der Älteste wusste, dass er dies nicht zulassen durfte. Also musste er sein Schweigen brechen.
    »Habt keine Sorge, Schwestern und Brüder«, rief er in das Gewirr der Stimmen hinein. »Die Fernen Gestade sind nicht bedroht!«
    »Was?« Cysgurans Augen weiteten sich unter seinem streng zurückgekämmten Haar. »Wie könnt Ihr so etwas behaupten?«
    »Es ist keine Behauptung«, versicherte Farawyn, »sondern eine Tatsache.«
    In der Halle war es still geworden. Die eine Hälfte der Ratsmitglieder starrte Farawyn an, als hätte er den Verstand verloren, die andere, als hätte er vor ihren Augen ein Wunder gewirkt. Lediglich Cysguran schien sich weder der einen noch der anderen Gruppe anschließen zu wollen.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, bohrte er nach.
    »Vielleicht erinnert Ihr Euch daran, Rat Cysguran, dass vor etwas mehr als vier Wintern unser junger Mitbruder Rothgan hier vor uns stand und uns vor der Gefahr eines Überfalls auf die Fernen Gestade gewarnt hat. Er vermutete, dass der Dunkelelf womöglich eine geheime Schlundöffnung unterhalten und ihn diese geradewegs in den Palast von Crysalion führen könnte. Allerdings habt weder Ihr noch irgendjemand sonst in dieser Halle seinen Worten damals Bedeutung beigemessen.«
    Farawyn ließ den Blick unbarmherzig über die lückenhaft besetzten Ränge schweifen. Die meisten Ratsmitglieder wichen ihm aus, nur wenige hielten seinem Augenspiel stand. Cysguran freilich tat so, als wäre er sich keiner Schuld bewusst.
    »Ich habe Bruder Rothgans Ersuchen, im Auftrag des Ordens nach den Fernen Gestaden entsandt zu werden, nicht entsprochen, das ist wahr«, gab er zu. »Allerdings nicht, weil ich seine Warnung nicht gehört oder sie nicht ernst genommen hätte, sondern weil ich sein Verhalten für anmaßend und hochmütig befunden habe.«
    »Dennoch habt Ihr das Thema niemals wieder zur Sprache gebracht«, hielt Farawyn dagegen, »wohl weil Ihr wie alle anderen in diesem erlauchten Gremium gehofft habt, es würde sich von selbst erledigen. Aber bisweilen, Schwestern und Brüder, erteilt uns die Geschichte Lektionen, über die wir uns nicht einfach hinwegsetzen können.«
    »Was wollt Ihr uns damit sagen, Ältester Farawyn?«, fragte Cysguran streng.
    »Damit will ich Euch sagen, dass Ihr Euch um die Sicherheit der Fernen Gestade nicht zu sorgen braucht - denn dank Bruder Rothgans Voraussicht befinden sie sich in sicheren Händen.«
    Verwundertes Gemurmel setzte wieder ein, selbst der Älteste Gervan machte kein Hehl aus seiner Verblüffung. »Wie? Soll das heißen ...?«
    »Bruder Rothgan und Schwester Thynia haben den Orden nie verlassen«, erklärte Farawyn rundheraus. »Stattdessen haben sie sich vor vier Jahren nach Crysalion begeben, um über die Fernen Gestade zu wachen.«
    Die Verwunderung der Ratsmitglieder schlug in Empörung um, der Cysguran wiederum Ausdruck verlieh: »Soll das heißen, Ihr habt Euch über den Willen des Rates hinweggesetzt?«
    »Keineswegs. Es war Bruder Rothgans und Schwester Thynias dringender Wunsch, sich nach den Fernen Gestaden

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