Die zauberhafte Tierhandlung, Band 02: Lotte und die Drachenmagie (German Edition)
ihrem Dad etwas Schlimmes zugestoßen war – , aber manchmal machte genau das sie so besonders.
»Du hast offensichtlich richtig Angst vor ihr«, sagte Shadow nachdenklich. »Ich kann sie an dir riechen. Was macht sie denn mit dir, dieses Mädchen?«
Lotte wurde rot. Es war beschämend zuzugeben, wie sehr sie sich vor Zara fürchtete. Besonders gegenüber Shadow, da der in die Jahre gekommene Kater nicht gerade der mitfühlendste Zuhörer war – außer er schenkte Tabitha sein Ohr, die er heiß und innig liebte.
Doch dieses Mal überraschte Shadow sie. »Erzähl es uns, Lotte-Liebes. Wir können dir nicht helfen, wenn du es vor uns verheimlichst. Wir wissen, wie schwer es für dich ist, dich schon wieder in einer neuen Umgebung einzugewöhnen. Auch wenn wir selbst vergessen haben, wie es ist, jung und verängstigt zu sein, können Ariadne und ich auf Tabithas Erinnerungen zurückgreifen. Wir haben Zara in ihrem Kopf gesehen und wissen, wie grausam sie ist. Du hast keinen Grund, dich zu schämen.« Er richtete seine opalfarbenen Augen auf Lotte. Sie wusste, dass er sie kaum noch sehen konnte, aber wenn sie ihn ließ, würde die Magie alles sehen, sogar durch seine müde gewordenen Augen.
Vertraute sie ihnen genug dafür?
Lotte überlegte einen Moment. Als sie die Vision von Zara gesehen hatte, war Lotte zum Teil deswegen so entsetzt gewesen, weil sie sich an einen Ort gestohlen hatte, an dem ihr nichts als Liebe entgegengebracht wurde – sogar vom griesgrämigen Shadow. Sie spürte Sofie in ihrem Geiste, eine samtweiche braune Präsenz, die ihr zuredete, die anderen hineinzulassen.
Lotte lächelte sie an. Wie hatte Sofie je denken können, sie könnte sie zurücklassen? Sie seufzte und entspannte sich und ließ die Eisschicht schmelzen, mit der sie ihren Geist abschirmte.
Ariadne atmete tief und geräuschvoll aus, stützte das Kinn auf die Hände und sah Lotte mit ruhigem Blick an.
Lotte konnte nicht genau sagen, wie lange sie so dasaßen. Es fühlte sich an wie Tage, aber genauso gut hätten es auch nur wenige Sekunden sein können. Ihr wurde am ganzen Körper wohlig warm, und sie fühlte sich geborgen, als wäre ihr sehr lange sehr kalt gewesen und jemand hätte sie in eine Pelzdecke gehüllt. Ja, auf jeden Fall Pelz. Ariadnes Geist fühlte sich klar an und jadegrün. Lottes Mum hatte ein wunderschönes Armband aus Steinen derselben Farbe, das Lotte ab und zu ausleihen durfte. Aber die zwei Katzen waren als wirbelndes Knäuel aus schwarzer, brauner und grauer Kuscheligkeit durch ihren Kopf geflitzt. Lotte kam der Gedanke, dass sie verstand, warum Menschen früher Pelzmäntel getragen hatten– obwohl sie es für grausam hielt –, denn nichts vermittelte einem eine solche Geborgenheit wie Pelz.
»Besser an- als abgezogen, Lotte«, miaute Tabitha, und Lotte blinzelte.
»Oh, ich hatte vergessen, dass ihr noch zuhört! Entschuldigt, es war bloß ein alberner Gedanke. Es fühlte sich innen drin so an, als hättet ihr mich in einen Pelzmantel gehüllt. Es war schön«, schloss sie lahm, da es ihr nicht gelang, es zu beschreiben.
Sofies Schnurrhaare bebten. »Ich kann nicht fassen, dass ich gerade eine Katze in meinem Kopf hatte«, brummte sie. »Eine Katze!«
»Zwei Katzen.« Shadow stieß ein pfeifendes Glucksen aus. »Gewöhn dich besser dran, kleines Hündchen.«
Ariadne ignorierte die Kabbelei. »Du hast dich lange Zeit sehr gründlich abgeschirmt, Lotte. Ich frage mich, ob es damit zu tun hat, dass du so lange ohne Magie gelebt hast? Du hattest vielleicht das Gefühl, sie gut unter Verschluss halten zu müssen.«
»Ach!« Lotte fuhr hoch, die angenehme kuschlige Trägheit verflüchtigte sich. »Ich hatte ganz vergessen, dass ich dich was fragen wollte, Ariadne. Als Mum zu Besuch war, hat sie erzählt, dass ich mal eine Tasse in dem alten Teeladen kaputt gemacht habe, der da war, wo jetzt das Valentins ist. Sie hat gesagt, sie wüsste nicht, wie ich das hätte anstellen sollen, ich wäre gar nicht in die Nähe der Tasse gekommen. Könnte das vielleicht Magie gewesen sein? Baby-Magie? Ich glaube, ich war erst knapp zwei Jahre alt.«
Ariadnenickte.»Wahrscheinlich.DuwarstdamalsständigvonMagieumgeben,deineeigeneMagie hat vielleicht versucht, ihr nachzueifern – wieeinkleinesKind,dasspielenwill.AberalsdeineMummitdirvonhierweggegangenist,hattedeineMagienichtsmehr,vondemsielernenkonnte.UnddeineMumhätteestrauriggemacht.Dashatvermutlichauchdazubeigetragen,dass deine Magie sich tief in dir vergraben
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