Die zauberhafte Tierhandlung, Band 03: Lotte und das Einhorn (German Edition)
Fingern. Lotte lief knallrot an. Pandora hatte nach ihr Ausschau gehalten, sie hatte wahrscheinlich bemerkt, dass sie vermied, den Laden anzusehen. Sie hatte das hier geplant, und Lotte hatte genau getan, was sie wollte.
Hab dich dazu gebracht, zu gucken! Die kleine Plüschkatze schnurrte erfreut, und Lotte schauderte, während sie davonrannte, so schnell sie konnte.
Offensichtlich hatte Pandora noch lange nicht aufgegeben. Lotte musste sich die ganze Zeit vor ihr in Acht nehmen. Wenigstens war sie sich ziemlich sicher, dass Pandora ihr nichts tun konnte, solange sie in der Schule war. Aber das war auch gar nicht nötig. Zara Martin gab immer noch ihr Bestes, Lotte das Leben so schwer wie möglich zu machen. Sie hatte Pandoras Laden längst entdeckt, was Lotte wieder mal für typisch hielt. Sie hätte wahrscheinlich damit rechnen müssen. Shoppen bedeutete Zara alles, und sie gab ständig damit an, wo sie überall einkaufen gewesen war und wie viel Geld sie ihrer Mutter dabei aus dem Kreuz geleiert hatte.
Ein paar Tage zuvor hatte sie eine kleine Porzellanpuppe in der Schule herumgezeigt. Sie war wunderhübsch, mit heller Haut, blauen Augen und dunklem Haar – es war richtig unheimlich, wie ähnlich sie Zara sah. Lotte hätte schwören können, dass ihre Augen sich bewegten. Zara hatte die Puppe während der Mittagspause allen unter die Nase gehalten. Sie hatte sie sogar Ruby gezeigt. Allerdings hatte es fast so gewirkt, als hätte sie das gar nicht gewollt. Als habe die Porzellanpuppe sie dazu gezwungen. In Zaras Augen hatte ein verwirrter Ausdruck gestanden, als sie murmelte: »Ruby, hast du sie schon gesehen?«, und ihre Hände hatten sich ruckartig bewegt, als sie Ruby die Puppe hinhielt.
Ruby hatte beinah wie in Trance die Hand ausgestreckt, um das seidige Haar der Puppe zu berühren, und Lotte hatte sie schnell zurückgerissen, weil sie plötzlich Angst bekommen hatte, aber nicht schnell genug, um es zu verhindern. Die Berührung hatte nur einen Sekundenbruchteil gedauert, da konnte sie ihr nicht geschadet haben, oder? Lotte war sich fast sicher, dass das nicht sein konnte, aber es bereitete ihr trotzdem Sorgen. Sie erschauerte, als sie sich vorstellte, wie viele andere Menschen bereits Dinge in Pandoras Laden gekauft haben mochten.
Die Frau im Süßwarenladen hatte sich ihr gegenüber sehr seltsam benommen, als sie am Tag zuvor vorbeigeschaut hatte, um Erdnusskrokant für George und die pinkfarbenen Mäuse zu kaufen. Normalerweise war sie nett und freundlich, aber sie hatte Lotte angefahren, sich nicht bei den Süßigkeiten rumzudrücken und dass sie nicht meinen sollte, sie käme damit durch, etwas zu stehlen. Sie hatte dabei eine komische Glasperlenkette um ihren Finger gezwirbelt. Lotte konnte Pandora nicht für alles verantwortlich machen, das in ihrem Leben schieflief (so gern sie es getan hätte), aber die Kette hatte jenen zum Verwechseln ähnlich gesehen, die in Pandoras Schaufenster lagen.
Lotte stürzte auf die Brücke und sah sich suchend nach Ruby um. Aber sie konnte sie nirgends entdecken. Ruby war fast immer vor Lotte da und wartete auf sie, und heute war Lotte nicht besonders früh dran. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Tatsächlich war sie sogar fast ein bisschen zu spät an ihrem Treffpunkt. Ruby beeilte sich besser. Von hier aus waren es zu Fuß noch mindestens zehn Minuten bis zur Schule, und viel mehr Zeit blieb ihnen bis zur ersten Stunde auch nicht.
Fünf Minuten später gab Lotte das Warten auf und rannte los. Vielleicht war Ruby krank? Aber dann hätte sie doch sicher in der Tierhandlung angerufen, um Bescheid zu sagen? Rubys Mum wusste, dass sie zusammen zur Schule gingen, sie hätte sich gemeldet, falls Ruby selbst zu krank dafür gewesen wäre. Missmutig stürmte Lotte wenig später in die Schule und ließ sich auf ihren Stuhl fallen, als Mrs Laurence gerade mit der Anwesenheitsüberprüfung begann. Ihre Lehrerin runzelte missbilligend die Stirn, und Lotte bemühte sich, möglichst reumütig auszusehen. Es fiel ihr schwer, stattdessen nicht fuchsteufelswild zu gucken. Denn Ruby saß auf ihrem Platz, direkt neben Lotte. So wie ihr Pult aussah – die Stifte lagen ordentlich nebeneinander, in ihrem Hausaufgabenheft war eine neue Kritzelei –, war sie schon eine ganze Weile hier.
»Wo bist du gewesen?«, flüsterte Lotte ärgerlich.
Ruby blinzelte und wirkte verwirrt. »Was meinst du damit?«
»Warum hast du nicht auf der Brücke auf mich gewartet?« Lotte war
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