Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder
schmuggeln …« Lotte setzte eine gespielt strenge Miene auf.
Der besorgte Gesichtsausdruck ihrer Mutter verschwand. »Oh, Barney … Was machst du denn hier?«
Barney krabbelte ganz aus der Tasche und kuschelte sich mit einem überaus lächerlichen Ausdruck kaninchenhafter Selbstgefälligkeit in ihren Schoß.
»Armes Baby, ich kann dich nicht mitnehmen«, murmelte Lottes Mutter. »Jedenfalls nicht gleich. Ich frage mich, ob wir ein Kaninchen in unserer Wohnung halten könnten – er ist so ein Lieber …«
Der Lautsprecher knisterte und verkündete, dass der Zug in Kürze einfahren würde, und Isobel Grace sah ihre Tochter unschlüssig an. »Schaffst du es, Barney und Sofie zum Laden zurückzubringen?«, fragte sie. »Ich könnte Jack anrufen und ihn bitten, dich abzuholen.«
Lotte schüttelte den Kopf. »Ich komme schon klar. Guck, Barney passt in meine Tasche.«
Aber ich will, dass sie mich mitnimmt! , protestierte Barney, als Lotte versuchte, ihn in ihre Umhängetasche zu quetschen. Sie ist so nett!
Lotte seufzte innerlich. Ich bin auch nett, und sie kommt wieder, Barney. Aber sie muss jetzt in den Zug steigen. Dir würde es da drin nicht gefallen.
Nicht?
Nein , verkündete Sofie mit harter Stimme. Sie war sehr wütend. Groß, laut und unheimlich.
Oh. Aber sie kommt wieder.
Ja , versprach Lotte.
Gut.
»Lotte, ich melde mich, wenn sich etwas tut, ja? Ich werde nicht so schnell zurückkehren können, da ich in Paris einen Monat Kündigungsfrist habe und sie mich vielleicht noch so lange dort behalten werden. Doch die Zeit wird schnell vergehen.« Sie schenkte Lotte ein liebevolles Lächeln. »Bald ist wieder alles beim Alten, versprochen.«
Lotte winkte ihr zum Abschied, gleichzeitig hatte sie einen Arm um Sofie gelegt, die sich wütend zur Wehr setzte, und mit dem anderen hielt sie Barney davon ab, aus der Tasche zu klettern.
Sie wusste, nichts würde mehr wie früher sein. Und das wollte sie auch gar nicht.
Es war ein kalter, grauer Sonntagnachmittag. Zum Glück. So sah niemand, wie Lotte sich auf dem Heimweg mit einer Furie von Dackel und einem in Tränen aufgelösten Kaninchen abmühte.
»Du hast es ihr nicht gesagt«, knurrte Sofie, während sie die Straße entlangtrottete, die vom Bahnhof wegführte. Es hatte angefangen zu nieseln, und Lotte war den Tränen nahe. »Ein Monat! Ich wusste, du würdest nicht bleiben. In einem Monat wirst du fortgehen, und ich werde ganz allein sein.«
»Nein, werde ich nicht«, erwiderte Lotte fest.
»Aber das hast du ihr nicht gesagt!«, grollte Sofie.
»Ich kann nicht alles auf einmal machen, Sofie. Sie kommt wegen mir zurück nach England. Was hätte ich denn zu ihr sagen sollen? Tut mir leid, aber ich will nicht mehr mit dir zusammenleben? Denk mal darüber nach!«
»Also was wirst du tun?«, verlangte Sofie zu wissen.
Lotte zuckte mit den Schultern. »Ich kann keine Pläne schmieden, Sofie. Falls das wirklich mein Dad ist, den wir immer wieder sehen, und selbst wenn er es nicht ist – falls er tatsächlich hier aufkreuzt, wird das alles ändern, oder?«
»Oh!« Sofie blieb stehen und sah zu ihr hoch. »Du meinst, wir werden vielleicht bei ihm leben?«
Lotte schloss die Augen und hoffte, sie forderte das Schicksal nicht heraus. »Mum liebt ihn noch immer. Wieso sollten sie nicht zusammenwohnen, so wie früher?« Sie öffnete die Augen wieder, und der Himmel schien nicht eingestürzt zu sein, daher fuhr sie fort. »Sie hatten früher das große Zimmer unter meinem. Das hat Mum mir erzählt. Es ist echt schön.« Sie holte tief Luft. »Und falls sie tatsächlich hierher zurückkommen, werde ich ihr alles über dich erzählen. Es ist nicht fair, dass sie nicht Bescheid weiß. Vor diesem Wochenende hätte ich mir nicht vorstellen können, ihr von der Magie zu erzählen, aber seit ich sie mit Barney erlebt habe, sehe ich sie in einem ganz neuen Licht. Ich könnte sie dazu bringen, mir zu glauben. Ich weiß, dass ich es könnte.«
»Würde sie das denn wollen?«, frage Sofie leise. »Dein Vater hat es ihr nie erzählt. Er muss schon einen sehr guten Grund dafür gehabt haben, es nicht zu tun.«
»Das war wegen Pandora! Und Mum war hier nicht glücklich«, gab Lotte zu Bedenken. »Ich bin überzeugt, es hing damit zusammen, dass sie insgeheim ahnte, dass alle Dinge vor ihr verbargen.«
»Das ist nicht sehr nett«, warf Barney traurig ein.
Lotte zuckte erschrocken zusammen. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass er ihnen zuhörte.
»Deine Mutter wird
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