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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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als dass er sie sich versehentlich hätte injizieren können. Wenn ihn nicht ein Zimmermädchen gefunden hätte, wäre er mit Sicherheit gestorben. Wie die Dinge liegen...« Sie seufzte. »Man glaubt nicht, dass er sich erholen wird, Harry. Man glaubt nicht, dass er jemals wieder aufwachen wird.«
    So war das also. Die letzte Ironie. Vielleicht hatte eine körperlose Schicksalsstimme die Nachricht für Harry hinterlassen, damit er erst erfuhr, dass er einen Sohn hatte, wenn es zu spät war, Anspruch auf ihn zu erheben. »Es gibt keine Hoffnung?«
    »Realistisch gesehen nicht viel. Das sagen jedenfalls die Ärzte. Natürlich geschehen manchmal Wunder. Aber sie meinen, dass die Chancen auf vollständige Genesung buchstäblich gleich Null sind. Selbst wenn er aus dem Koma erwacht, wird er bleibende Hirnschäden davontragen. Kannst du dir vorstellen, was das für einen brillanten Mathematiker bedeuten würde?«
    »Nein, ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Sie haben vorgeschlagen, ihn von den lebenserhaltenden Maschinen abzuhängen.« Sie sah Harry direkt in die Augen. »Ihn sterben zu lassen.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich? Verstehst du wirklich, was das für mich bedeutet?«
    »Es zerreißt dich, nehme ich an.«
    »Ja. Es zerreißt mich fast.« Sie wandte den Blick ab. Einen Augenblick lang war er versucht, ihre Hand zu ergreifen, physischen Trost zu bieten, wo ihm die Worte fehlten. Aber sie hatten sich nicht mehr berührt, solange David auf der Welt war, und vielleicht würden sie es nie wieder tun. »Manchmal wünschte ich...«
    »Sag es nicht.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie energisch und sah ihn wieder an. »Das ist nicht dein Problem.«
    »Nein?«
    »Nein. Absolut nicht. Ken und ich werden...« »Was denkt Ken, was du tun solltest?« Sie schürzte die Lippen. Eine Sekunde lang verriet ihr Gesicht Schwäche. Harry glaubte zu wissen, was Ken dachte, ohne dass sie es sagen musste. Wenn er recht hatte, war der anonyme Anruf vielleicht doch von Iris gekommen - damit er ihr half, ohne dass sie darum zu bitten brauchte.
    »Ich glaube nicht, dass du dich zu etwas überreden lassen solltest, was du später bereuen könntest.« »Wie überaus vernünftig von dir, Harry.« »Wer immer mir diese Nachricht hinterlassen hat, hat offenbar gedacht...« »Ich war es nicht.« »Wer dann?«
    »Ich weiß es einfach nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass David das, was ich ihm gesagt habe, für sich behalten hat.«
    »Vielleicht hat er es seiner Frau anvertraut.«
    »Das würdest du nicht sagen, wenn du sie jemals kennengelernt hättest.«
    »Oder einem engen Freund.«
    »Nein. Bevor ich es ihm sagte, war ich nervös. Aber das hätte ich nicht zu sein brauchen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er es nicht sehr bedeutsam fand.«
    »Da kannst du nicht sicher sein.«
    »Nein? Nun, hat er dich aufgespürt, Harry? Hat er dich gesucht, als er die Chance dazu hatte?«
    »Das war vielleicht schwierig. Ich habe im Ausland gelebt.«
    »Ja. Auf Rhodos.« Ihr Blick verhärtete sich. »Ich habe in den Zeitungen über dich gelesen. Vor sechs Jahren war es, nicht? Etwas mit einem Mädchen, das in den Ferien verschwand.«
    Mit müdem Fatalismus stellte Harry sich dem Augenblick, von dem er die ganze Zeit gewusst hatte, dass er kommen würde. Das Skelett in seinem Schrank war gar kein Skelett und doch sehr viel berühmter als die wirklichen Skelette. »Etwas, ja. Aber die Presse hat aus dem Geheimnis mehr gemacht als aus dessen Lösung. Wie immer.«
    »Ich glaube allerdings nicht, dass die Story es bis in die ame rikanischen Zeitungen schaffte. Und ich habe David keine Ausschnitte geschickt. Also befand er sich vermutlich in gnädiger Unwissenheit, was deine kurze Bekanntschaft mit dem Ruhm betrifft.«
    »Iris, du kannst doch nicht denken, dass...«
    »Wie bist du überhaupt auf Rhodos gelandet? Ich habe mir immer vorgestellt, dass du dein Leben als Angestellter im Stadtrat fristest.«
    »Fünf Jahre nachdem du nach Manchester gezogen bist, habe ich den Stadtrat verlassen und mit einem alten Kumpel vom National Service in der Marlborough Road einen Autohandel eröffnet. Ging leider bankrott.« Er beschloss, die betrügerische Rolle seines Partners bei dieser Episode nicht zu erwähnen, weil er fürchtete, Iris würde ihm nicht glauben. »Danach habe ich für eine Firma für Schiffselektronik in Weymouth gearbeitet. Aber leider fiel der Job nach ein paar Jahren flach.« Dieser Satz war ein weiterer Triumph der Verschwiegenheit. Er glaubte

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