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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Anfänge als auch durch Enden.
    »Bist du Diabetiker, Harry?« fragte Iris, nachdem er Zucker abgelehnt hatte.
    »Nein.«
    »Ich dachte, du wärst vielleicht Diabetiker, verstehst du? Ich dachte, David hätte die Krankheit vielleicht von dir geerbt. Er bekam sie als Teenager. Er machte nicht viel Wind darum, es war einfach ein Problem, das er lösen musste. Darin war er immer gut. Probleme lösen. Aber diesmal...«
    »Wie ist es passiert? Das Koma, meine ich.«
    »Ich weiß nicht. Ich verstehe es nicht. Er war allein in einem Hotelzimmer draußen in Heathrow. Dort hat er übernachtet, bevor er nach Amerika zurückfliegen wollte. Er wohnt und arbeitet in den Staaten, seit, ja, jetzt sind es neun Jahre. Er ist Mathematiker, Harry. Ziemlich brillant sogar. Aber das geht alles über meinen Horizont. Was er macht, worüber er nachdenkt. Über deinen auch, denke ich.«
    »Ein brillanter Mathematiker?«
    »Ja. Erstaunlich, nicht? In einem Alter, in dem du noch Kinderbücher gelesen hast, hat er Newtons Principia verschlungen. Und Sachen gebastelt, Dodekaeder aus Pappe, Hyperwürfel, Gott weiß was. Er war wirklich ein Wunderkind. Bestnote bei der mathematischen Abschlussprüfung in Cambridge, promoviert mit dreiundzwanzig. Wir waren so stolz auf ihn.«
    »Du und Claude?«
    »Ja. Claude starb ein Jahr, nachdem David nach Kalifornien gegangen war, um an der UCLA Postpromotionsforschung zu betreiben. Da hat er auch seine Frau kennengelernt. In Los Angeles.«
    »Er ist also verheiratet. Hat er...«
    »Nein, keine Kinder. Außerdem sind David und Hope inzwischen wieder geschieden. Vielleicht hast du von ihr gehört. Sie hat wieder geheiratet, diesen Filmstar, Steve Brancaster.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Es spielt auch keine Rolle. Es war gut für David, dass er sie loswurde. Sie hätte ihn nur zurückgehalten.«
    »Von was?«
    »Vom akademischen Erfolg. Sie wollte immer, dass er in den kommerziellen Sektor geht. Am Ende bekam sie ihren Willen, durch diesen Job bei Globescope. Globescope ist ein internationaler Konzern, der wirtschaftliche Voraussagen macht. David hat bis zum Frühjahr dieses Jahres für ihn gearbeitet. Aber ich glaube nicht, dass er wirklich mit dem Herzen dabei war. Als er uns letzten Monat besucht hat, war er ganz erfüllt von einem neuen Projekt, einem reinen Forschungsvorhaben.«
    »Bedeutet uns dich und deinen neuen Mann?«
    »Ja. Ken war ein Golffreund von Claude. Er war nach Claudes Tod sehr gut zu mir. Wir sind jetzt fünf Jahre verheiratet. Er hat eine Ingenieurfirma in Stockport.«
    »Du lebst also noch immer in Manchester?«
    »In Wilmslow. Aber seit das hier passiert ist, wohne ich bei meiner Schwester in Chorleywood. David ist hergekommen, um Interesse für sein neues Projekt zu wecken. Er hat in Amerika schon allerhand Geldmittel gesammelt und schien zuversichtlich, dass das auch hier klappen würde. Ein spezialisiertes Institut zur Erforschung der Mathematik höherer Dimensionen. Frag mich nicht, was das ist, ich habe solche Sachen nie verstanden. Aber David war ganz begeistert davon und fand die Aussichten sehr aufregend. Er konnte kaum erwarten, das Projekt endlich in Gang zu bringen. Das ist es, was die Vermutung eines Selbstmordversuchs so völlig...« Sie bemerkte seinen schockierten Blick. »Tut mir leid, vielleicht hätte ich es von Anfang an ausführlicher erklären sollen. Aber das ist nicht leicht. Ich hätte nie erwartet, dass ich all das jemandem erklären muss... jemandem, der nie...«
    »Der nie gewusst hat, dass er einen Sohn hat, Iris. Vergiss das nicht. Ich hatte keine Ahnung.«
    »Hätte es irgendwas geändert, wenn du es gewusst hättest? Hättest du zu mir gestanden, wenn ich ein paar Monate später nach Swindon zurückgekommen wäre und dir erklärt hätte, dass ich ein Kind erwarte? Ich glaube nicht, Harry. Oder glaubst du das?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. Er kapitulierte vor seiner eigenen Meinung von sich selbst und der Kraft ihres Arguments. »Nein. Mit Claude als Vater war er sicher besser dran. Aber heute früh hast du gesagt, dass er es weiß. Das über mich, meine ich.«
    »Ich habe es ihm nach Claudes Tod gesagt. Ich dachte, er hätte ein Recht darauf, es zu wissen. Aber er machte sich nicht viel daraus. Mathematik war für ihn immer wichtiger als menschliche Fehlbarkeit. Noch ein Grund, warum er niemals an Selbstmord gedacht hätte.«
    »Warum nimmt man an, er hätte?«
    »Weil das Koma durch eine Überdosis Insulin ausgelöst wurde. Eine zu hohe Überdosis,

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