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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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nicht die einzige, die Iris nicht eingeholt hatte.
    »Er war Ihr Neffe, Blanche, Ihr Neffe und mein Sohn. Wollen Sie ernstlich behaupten, dass es nichts zu besprechen gäbe?«
    »Dazu ist es zu spät.«
    »Wo ist sie?«
    Blanche schloss einen Moment die Augen und trat dann in die Diele zurück. »Sie kommen besser herein.«
    Er folgte ihr in kurzer Entfernung in einen mit Velourtapete ausgekleideten Wohnraum, in dem ein Feuer brannte und das Licht zahlreicher Tischlampen schmeichelhaft auf üppig gemusterte Teppiche und tiefe Polstersofas fiel, in eine Atmosphäre wohlhabender Achtbarkeit: die Welt seines Sohnes, die er selbst nur als durchreisender Fremder betreten hatte.
    Blanche ging hinüber zum Kamin, blieb dort stehen und starrte auf die brennenden Scheite, um seinem Blick auszuweichen. Doch ihr nervöses Hantieren mit den Nippsachen auf dem Kaminsims strafte ihr abwehrendes Verhalten Lügen. Sie war nicht so sicher, dass ihre Schwester richtig gehandelt hatte, wie sie vorgab. Zweifel und stellvertretende Schuldgefühle nagten an ihr. »Davids Zustand war ganz hoffnungslos. Das ist Ihnen doch klar, nicht wahr?« »Nein. Durchaus nicht.«
    »Die Ärzte waren sich einig. Da war nichts zu machen.« »Jetzt ist nichts mehr zu machen. Das allein ist klar.« »Es war natürlich Iris' Entscheidung. Es musste sein. Wir anderen konnten nur raten.«
    »Bis auf diejenigen von uns, die man keine Ratschläge geben ließ.«
    »Soweit ich gehört habe, waren Sie verschwunden.« »Sie meinen, das haben Sie sich alle gewünscht!« »Ihre Beziehungen zu meiner Schwester gehen mich nichts an, Mr. Barnett.«
    »Sie hatte versprochen, nichts zu unternehmen, bis sie wieder von mir gehört hätte. Hat sie Ihnen das erzählt?«
    Blanche sah ihn mit einer Überraschung an, die fast an Schock grenzte. »Nein, nein. Das kann nicht stimmen. Ken hat gesagt, Sie wollten mit der Sache nichts zu tun haben.«
    »Ach, das hat Ken gesagt, ja? Guter alter Ken. Na, das passt zu ihm, nicht? Weil vor allem er die ganze Zeit nichts mehr mit David zu tun haben wollte. Ich nehme an, dass teure lebenserhaltende Geräte für einen Stiefsohn ihm nicht als gutes Geschäft erschienen, nicht wahr?« »Geld war nie ein Thema.« »Sind Sie da sicher, Blanche? Ganz sicher?« Sie errötete und schürzte die Lippen. »Das ist sinnlos.
    David ist...«
    »Tot? Ja, ich weiß. Aber was ich nicht weiß, ist, warum!« »Ich sagte es Ihnen doch. Man konnte nichts mehr für ihn tun.«
    »Wo ist Iris?«
    Blanche seufzte. »Sie ist nach Wilmslow zurückgefahren, um die Beerdigung vorzubereiten.« »Geben Sie mir ihre Adresse!« »Das kann ich nicht.«
    »Ich bekomme sie auf jeden Fall heraus, also können Sie sie mir ebenso gut sagen.«
    »Das hilft doch keinem, Mr. Barnett. Sicher verstehen Sie...« Allmählich begriff sie. Harry würde stur bleiben. »Ich denke, ich sollte vielleicht besser Iris anrufen und bitten, mit Ihnen zu reden.«
    »Ja. Ich finde, das sollten Sie.«
    Sie ging zu einem Sekretär in der Ecke, nahm den Telefonhörer und wählte. Harry sah, wie sie auf Antwort wartete, und wartete mit ihr. »Iris?... Ja... Hör mal, es tut mir leid, aber... Harry Barnett ist hier... Ja, er ist jetzt bei mir. Er will dich sprechen... Ja, natürlich, aber... Ja, ich denke, das solltest du wohl. Warte.«
    Ausdruckslos reichte sie ihm den Hörer. »Iris?«
    »Harry, ich...« »Warum hast du das getan?« »Ich hatte keine Wahl.«
    »Du hattest versprochen zu warten! Du hättest dein Versprechen halten können!«
    »Es war sinnlos.«
    »Versprechen sind niemals sinnlos.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Nein. Aber ich möchte es verstehen. Ich werde dich oder diesen Bastard, mit dem du verheiratet bist, nicht in Ruhe lassen. Hast du mich verstanden?«
    »Ja.« Sie klang ergeben und müde, als habe sie dieses Gespräch vorausgesehen. »Komm nicht her, Harry. Bitte. Du und Ken... ich könnte irgendwelche unerfreulichen Auftritte nicht ertragen.«
    »Das wirst du aber müssen.«
    »Bitte, Harry. Was ist damit zu gewinnen?«
    »So wenig, wie damit zu verlieren ist.«
    »Um Himmels willen...«
    »Er war unser Sohn, Iris. Unser Sohn. Nicht bloß deiner.«
    »Du hast ihn nie gekannt.«
    »Dafür hast du gesorgt. Du und Ken.«
    Ein längeres Schweigen folgte. Dann sagte Iris: »Vielleicht könnten wir uns treffen. Nächste Woche. Ich könnte kommen, nach...«
    »Nein. Wir werden uns sofort treffen. Ob es dir passt oder nicht.«
    »Ich kann hier nicht weg. Nicht, wie die Dinge

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