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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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liegen.«
    »Dann komme ich zu dir.«
    »Nein. Ken würde... Also gut, wir werden uns treffen, wenn es sein muss, morgen früh in Manchester.« Er konnte beinahe hören, wie sie sich Lügen ausdachte, die sie Ken erzählen würde, die Strategien, mit denen sie die beiden Männer voneinander getrennt halten würde. »Am Albert Square um zehn Uhr auf den Bänken vor dem Rathaus. Kannst du das schaffen?«
    »Zeit und Ort spielen keine Rolle. Ich werde da sein. Und du am besten auch.«
    »Ich werde kommen.«
    »Das solltest du auch. Sonst komme ich zu dir, Iris. Das ist ein Versprechen, Iris. Und ich halte meine Versprechen.«

50. Kapitel
    Samstagmorgen in Manchester. Die Einkaufsbummler waren trotz kaltem Wind und drohendem Regen in Massen unterwegs. Bis Weihnachten war es noch mehr als einen Monat hin, doch schon jetzt hörte man aus den Läden mit den lamettageschmückten Schaufenstern Weihnachtslieder klingen. Harry ging von dem billigen Hotel, in dem er die Nacht verbracht hatte, zum Albert Square zu seiner Verabredung mit Iris.
    Nach der Uhr am Rathaus war es noch nicht einmal Viertel vor zehn, als er ankam. Auf dem Platz bewegten sich viele Menschen, aber sie hielten sich nicht auf, sondern jagten nach Geschenken und versuchten, Käuferschlangen auszuweichen. Die gotische Pracht des Rathauses und das Albert Memorial davor interessierten Harry nicht. Um sich auf die Bänke rings um den Platz zu setzen, war es zu kalt, selbst wenn die Leute sich die Zeit dazu hätten nehmen können. Zeit war das einzige, was Harry im Übermaß besaß. Er fand die eisige Luft merkwürdig tröstlich, setzte sich in die Nähe einer Statue von Gladstone, zündete sich eine Zigarette an und richtete sich darauf ein zu warten.
    Doch er brauchte nicht lange zu warten. Iris kam zu früh. Sie kam aus der Richtung, in die er nicht schaute, und setzte sich zögernd an das andere Ende der Bank. Sie trug einen grauen Mantel und einen schwarzen, pelzbesetzten Hut, Schuhe und Strümpfe waren ebenfalls schwarz. Warum Harry diese Anzeichen von Trauer so schmerzend fand, hätte er nicht zu sagen vermocht, nur, dass es ihm pervers vorkam, sie wegen etwas trauern zu sehen, das sie selbst herbeigeführt hatte. .
    »Hallo, Harry .« Sie sah blass und mitgenommen schlanker als bei ihrer letzten Begegnung. Ihr Kummer war echt, das wusste er, aber er nahm ihn ihr trotzdem übel. Und sein Groll hielt ihn von jedem Versuch ab, ihre Handlungsweise zu verstehen.
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Iris. Verstehst du das? Nach dem, was du getan hast, weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll.«
    »Es war nicht leicht, Harry. Tatsächlich war es das Schwerste, was ich je getan habe.« Sie stellte eine volle Tragetasche wie eine Barriere zwischen ihnen auf die Bank. »Aber es war das Beste, wirklich. Das musst du verstehen.« »Warum? Warum muss ich das?«
    »Weil er jetzt seinen Frieden hat. Den hätte er, mit Schläuchen an dieser Maschine hängend, nie gefunden. Sie hielten nicht ihn am Leben, sie hielten meine Hoffnungen am Leben. Ich musste ihn sterben lassen. So einfach ist das.«
    »O nein! Es ist alles andere als einfach!« Er wandte sich zur Seite und sah sie zum ersten Mal direkt an. »Warum hast du nicht gewartet?«
    »Weil ich keine Ahnung hatte, wie lange ich würde warten müssen. Die Zeitungen schrieben, dass Hammelgaard tot ist und dass die dänische Polizei einen Engländer namens Barnett sucht. Kannst du dir vorstellen, wie Ken darauf reagiert hat? Ich konnte ihm deine Version der Geschichte nicht erzählen, weil ich sie nicht kannte. Du fragst, warum ich nicht gewartet habe? Ehrlich gesagt, Harry, ich dachte, dein Schweigen würde bedeuten, dass ich ewig warten müsste, bis ich wieder von dir hören würde. Ken meinte...« »Ja? Was hat Ken gemeint?«
    »Dass du in Kopenhagen in ernstliche Schwierigkeiten geraten und abgetaucht bist.«
    »Nicht weit daneben! Aber damit bist du nicht vom Haken. Ich bin wieder da, wie ich gesagt hatte. Wie du hättest wissen müssen. Und die dänische Polizei hat Hammelgaards Tod auf natürliche Ursachen zurückgeführt, und zwar lange bevor Du David - wie nennt man das? - hast sterben lassen. Also das verfängt nicht, oder? Versuch's mit was anderem . Versuch's mit der Wahrheit.«
    »Also gut.« Sie legte den Kopf zurück, als schmerze er, und stieß einen langen Seufzer aus. »David hätte sich nie mehr erholt. Ich musste ihn gehen lassen. Zu dieser Entscheidung zu kommen und daran festzuhalten, hat

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