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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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keiner von uns. Wir haben nicht mal versucht, uns gegenseitig zu beschuldigen, oder? Wir haben Sie nicht angelogen.«
    »Aber jemand hat es getan!«
    »Nicht wir!«
    »Wer dann?« Lazenby zog die Pistole von Slade zurück und trat zurück, um sie beide anzusehen. »Wer?«
    »Vielleicht keiner. Vielleicht waren es wirklich bloß tödliche Unfälle.«
    »Das ist Quatsch.«
    »Aber dies hier ist kein Quatsch«, warf Slade ein, dessen Stimme jetzt ein wenig ruhiger klang. »Sie sind ruiniert, aber Sie sind nicht am Ende. Wenn Sie uns umbringen, sind Sie am Ende. Wenn es da draußen wirklich jemand gibt, der Ihren Sturz bewerkstelligt hat, dann ist er derjenige, der zuletzt lacht, nicht? Und Sie haben das zugelassen.«
    »Sie sind ein freier Mann«, sagte Harry. »Sie haben noch immer die Chance, Ihren Feind festzunageln. Sie haben noch immer die Chance, Ihr Leben wieder aufzubauen.«
    »Warum wollen Sie es wegwerfen?« echote Slade.
    »Warum nicht?« Lazenby starrte sie nacheinander an. Er hielt die Waffe noch immer fest in der rechten Hand, doch seine Linke krümmte und streckte sich, als suche er ein Objekt zum Zupacken. Langsam schlössen die Finger sich und pressten sich zur Faust zusammen. Er hob sie an den Mund und rieb sich mit dem Rücken des Daumens die Lippen. Dabei dachte er schnell und heftig nach, wog ihr Leben gegen seinen Wunsch ab, sich an demjenigen zu rächen, der ihn ruiniert hatte. »Das Band hat mich erledigt. Und Sie haben das Band gestohlen, Harry. Das habe ich nicht vergessen.«
    »Was immer Barnett getan hat«, sagte Slade, »ich war daran nicht beteiligt.«
    »Halten Sie den Mund.«
    »Ich versuche nur zu sagen, dass...«
    »Halten Sie den Mund!« Lazenbys Arm fuhr hoch. Er richtete die Waffe auf Slade und schien einen Augenblick gegen einen geradezu zwanghaften Drang zu kämpfen, ihn zu erschießen. Dann verlor sein Ausdruck etwas von seiner Intensität, der Griff um die Waffe lockerte sich, er ließ sie sinken. »Sie sind es nicht wert. Das Ganze ist wirklich ein Witz. Am Ende jage ich einem rückgratlosen Mistkerl nach...« Er sah Harry an. »Und einem, der sich fast so zum Narren gemacht hat wie ich. Herrgott! Ich war so sicher, dass Sie es sein mussten. Es gab niemanden sonst. Aber jetzt gibt es doch einen, nicht? Und ich habe keine Ahnung, wer es ist.«
    »Byron«, begann Harry, »warum versuchen wir nicht...«
    »Halten Sie den Mund, Harry. Sagen Sie kein Wort. Sie auch nicht, Slade. Sparen Sie sich Ihren Atem. Schon gut, ich werde Ihnen nichts tun, wenn Sie mich nicht provozieren. Ich rate Ihnen, absolut nichts zu tun und zu sagen, weder jetzt noch später. Ich gehe, und ich erwarte nicht, von einem von Ihnen noch einmal etwas zu sehen oder zu hören. Wenn Sie zur Polizei gehen, werden Sie das bereuen, das verspreche ich Ihnen. Dann habe ich wirklich nichts mehr zu verlieren. Für den Augenblick steht noch genug auf dem Spiel, was Ihre Hälse rettet. Seien Sie dankbar. Ich bin das weiß Gott nicht.« Er ging an Harry vorbei zur Tür und in die Diele. Dort blieb er stehen und drehte sich nach ihnen um. »Wenn ich jemals die Spur finde und sie zu einem von Ihnen führt, dann werden Sie sich wünschen, ich hätte Sie heute Abend fertiggemacht. Wenn Sie lügen, finde ich das heraus und jage Sie. Dafür setze ich mein Leben ein. Sie haben mein Wort.« Damit drehte er sich um und ging.
    Sie hörten die Haustür hinter ihm zufallen und ein paar Sekunden später das Geräusch seines anfahrenden Wagens. Langsam entspannten sich Harrys Muskeln. Die Spannung wich, es war vorbei. Er würde am Leben bleiben. Doch selbst dafür musste er einen Preis bezahlen: Genau wie Lazenby würde er die Wahrheit an diesem Abend nicht erfahren. Und auch an keinem anderen, wie es schien.

58. Kapitel
    Seit Lazenby fort war, waren zehn Minuten verstrichen, neun einhalb, seit Slade aus dem Raum gepoltert war, vier oder fünf, seit das Geräusch von Erbrechen und Husten nicht mehr in den Wohnraum drang. Harry empfand nicht die gleiche Übelkeit wie der Magier, nur ein dumpfes Gefühl der Niederlage. Es würde keine Antwort geben, die Schuld würde nicht geortet, niemandem zugewiesen werden. Ein Teil der Wahrheit blieb außer Reichweite.
    Er nahm sich gerade einen Scotch von den Regalen des Bar schranks, als Slade wieder hereinkam und ein türkisfarbenes Hemd in die schwarzen Hosen eines Abendanzugs stopfte. Der Rasierschaum war von seinem Kinn verschwunden, aber die Haut darunter war noch immer unrasiert und verlieh

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