Die Zauberlehrlinge
seinem Gesicht auf einer Seite einen dunklen Schatten. Auch die Grimasse der Angst war verschwunden, doch Slades Hände zitterten noch sichtbar. Seine Panik verebbte, doch er hatte seine alte Arroganz noch nicht zurückgewonnen.
»Sind Sie noch da, Barnett? Ich dachte, Sie wären inzwischen weggekrochen.«
»Ich brauchte einen Drink. Sie haben doch nichts dagegen, oder?« Harry achtete darauf, dass es nicht so klang, als bitte er wirklich um Erlaubnis.
»Sieht so aus, als würde mir das auch nichts nützen. Gießen Sie mir auch einen ein. Einen großen mit etwas Eis.«
»Außerdem wusste ich nicht, ob Sie wollen, dass ich warte, während Sie die Polizei rufen.« Er reichte Slade ein Glas.
»Sind Sie verrückt? Sie haben doch gehört, was er gesagt hat.«
»Haben Sie ihm geglaubt?«
»Allerdings. Abgesehen davon... es gäbe so etwas wie schlechte Publicity. In den Globescope-Skandal verwickelt zu werden, ist nicht gerade die Art von Werbung, die ich brauche.«
»Weil Sie gezwungen sein könnten, Ihr Geständnis zu wiederholen, dass Ihre hyperdimensionalen Kräfte reine Augenwischerei sind?«
»Kommt nicht in Frage. Sollten Sie daran denken, öffentlich zu machen, was ich unter extremem Druck gesagt oder nicht gesagt habe, dann kann ich Sie nur warnen. Ich werde alles leugnen und Sie verklagen, bis Ihnen kein Penny mehr bleibt.«
»Das wird Ihnen nicht viel einbringen.«
»Ich musste ihm schließlich irgendetwas dieser Art sagen. Ich wollte ihn daran hindern, mich zu erschießen, mein Gott.«
»Genau deshalb haben Sie ihm die Wahrheit gesagt!«
»Geben Sie's auf, Barnett.« Der Whisky begann, Slades Selbstvertrauen wiederherzustellen. »Was mich betrifft, ist heute Abend hier nichts passiert. Außer, dass Sie mich uneingeladen besucht haben. Und der Besuch ist soeben zu Ende. Trinken Sie aus, und gehen Sie. Klar?«
»Worüber haben Sie und David im Skyway Hotel gesprochen?«
»Geben Sie nie auf? Es ist vorbei. Lassen Sie's gut sein.«
»Sie haben recht. Es ist vorbei. Also können Sie es mir genauso gut sagen. Schließlich habe ich mein Bestes getan, damit Lazenby Sie nicht umbringt.«
»Ha!« Slade betrachtete sich selbst im Spiegel und rieb sich die unrasierte Kinnhälfte. »Scheiße, ich sehe furchtbar aus. Und jetzt werde ich zu spät in die Oper kommen. Ich muss mich fertig rasieren, und das kann ich erst, wenn meine Hände nicht mehr zittern.« Er wandte sich nach Harry um. »Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe?«
»Warum sagen Sie mir nicht, was Sie mit meinem Sohn besprochen haben?«
»Was meinen Sie wohl?« Slade knallte sein Glas auf den Kaminsims unter dem Spiegel und starrte Harry an. »Die verdammten höheren Dimensionen. Er glaubte an die Möglichkeit, dass sie zugänglich sind. Er glaubte fest, ich würde das Geheimnis schon kennen, aber ich konnte ihn nie dazu bringen, mir öffentlich sein Vertrauen zu erklären. In dieser Nacht war es genauso, nur dass er zu denken schien, er sei der Antwort viel näher als vorher. Er schien anzunehmen, er hätte es fast geschafft.«
»Er war nicht depressiv? Nicht selbstmordgefährdet?«
»Keineswegs! Er war genau am anderen Ende der Skala. Froh, aufgeregt, eifrig. Als wüsste er etwas, was ich nicht wüsste.« Slade hielt inne, um sein Glas zu leeren. »Ich habe noch nie jemanden so gesehen. Es war, als könne er einem direkt in den Kopf gucken. Als könne er hineingreifen, wenn er wollte. Da war dieses... Machtgefühl. Und etwas wirklich Eigenartiges.«
»Was?«
»Ich bekam dauernd diese Schocks, verstehen Sie? Wie statische Elektrizität. Von den Möbeln, dem Besteck, von David, als ich ihm die Hand gab. Als wenn ich aufgeladen wäre. Oder er.«
»Hat er Ihnen seine Theorie jemals erklärt?«
»Nicht in Begriffen, die ich verstehen konnte. Er hat an diesem Abend viel über höhere Mathematik geredet. Und er redete so schnell, so flüssig. Es war, als schaute ich einem anderen Zauberer bei einem Trick zu, den ich nicht kannte. Man glaubt nicht, was man sieht, aber man durchschaut auch nicht, wie es gemacht wird. Solange ich mit ihm zusammen war, glaubte ich zu verstehen. Ich hatte mich für meine Bühnenvorstellungen mit der hyperdimensionalen Theorie vertraut machen müssen, also war nicht alles neu für mich. Ich habe sogar eine Zusammenfassung dessen niedergeschrieben, was er gesagt hat, noch auf dem Parkplatz, bevor ich wegfuhr. Ich dachte, ich könnte es benutzen, um meiner Vorstellung ein bisschen zusätzlichen Glanz zu verleihen.« Er
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