Die Zauberlehrlinge
Bedeutungslosigkeit.«
»Wie haben die beiden Sie kennengelernt?«
»Das ist eine lange Geschichte, Harry. Aber da wir eine lange Fahrt vor uns haben...« Hackensack blickte aufmerksam in den Rückspiegel und nickte dann vor sich hin, offenbar zufrieden. »Ich kann Sie Ihnen ja erzählen. Überrascht mich, dass Sie sie nicht von David gehört haben. Aber vielleicht sagt sie Ihnen bloß was, was Sie schon wissen.«
»Was denn?«
»Dass Sie einen Sohn haben, auf den Sie stolz sein können.«
24. Kapitel
Woodrow Hackensack hielt es anscheinend für nötig, seinen Bericht in seinen frühesten Kindheitstagen beginnen zu lassen. Sie waren schon mehr als eine Stunde unterwegs, bis Hackensack endlich einen Namen erwähnte, den Harry kannte. Inzwischen hatten sie New York weit hinter sich gelassen, die Sonne war untergegangen, und sie fuhren über entlegene Landstraßen, eine Serpentinenstrecke voller Schlaglöcher von Nirgendwo nach Nirgendwo. Hackensacks Geschichte war mittlerweile ebenfalls im Zwischenreich seiner jüngeren, wenn auch noch nicht jüngsten Vergangenheit angelangt: ein Apartment voller Ungeziefer in New Yorks Lower East Side, Fahrten in der U-Bahn mit dem Geist seiner verstorbenen Frau nach Coney Island, in Drogen und Alkohol verschwimmende Tage und Nächte am Rand der Obdachlosigkeit, eine trübe Spirale aus Selbstmitleid und Selbstzerstörung. Und dann, eines Abends in einer Bar in der Bowery, fand er eine weggeworfene Zeitung und las von der neuesten Off-Broadway-Sensation: dem englischen Zauberkünstler Adam Slade.
»Ich weiß nicht mehr, ob es sein Grinsen auf dem Foto oder seine blödsinnigen Behauptungen über höhere Dimensionen waren, was mich wütend machte. Vielleicht war es beides. Vielleicht war es auch seine mangelnde Achtung vor seinen Zaubererkollegen. Alle Illusionisten arbeiten mit Tricks und Illusionen, das sollten sie auch zugeben und sich gegenseitig zugute halten. Vermutlich hat mich das sauer gemacht. Also habe ich mich fein rausgeputzt und bin zu einer seiner Freitagabendshows gegangen, in einem Theater in Greenwich Village, nur um ihn mal selbst zu sehen. Und wissen Sie, was ich gesehen habe? Eine Menge leichtgläubiger Leute und ein paar clevere Tricks.«
»Ich habe Slade kürzlich in London gesehen«, warf Harry ein. »Er war in der Tat beeindruckend.«
»Das war ich zu meiner Zeit als Mr. Nemo auch, und ich brauchte dazu diesen hyperdimensionalen Hokuspokus nicht. Slade ist zwar ein Naturtalent, glatt und gewandt, aber das macht es nur schlimmer. Er motzt seine Vorstellung mit diesen höheren Kräften auf und tut so, als sei er besser als wir übrigen, ohne es beweisen zu müssen.«
»Beweist seine Vorstellung es denn nicht?«
Hackensack grunzte verächtlich. »Die Vorstellung beweist gar nichts. Reifen um Tischbeine und ähnlicher Humbug? Allmächtiger, das kann ich im Schlaf.« Er verstummte für einen Moment. »Na ja, vielleicht doch nicht. Aber ich könnte es auch mit genügend Übung. Ich weiß nicht genau, wie er's macht. Aber es gibt einen Trick. Es gibt immer einen. Mit Zeit und Geduld käme ich dahinter. Als mir das ganze Getue zu bunt wurde,bin ich aufgestanden und habe Slade angeschrien. Ich habe geschrien, ich wäre ein wirklicher Zauberkünstler, der nicht versucht, seine Kundschaft zu täuschen. Ich hätte mehr Tricks vergessen, als er je gelernt hätte. Nicht sonderlieh originell, aber ich hatte eine Stinkwut auf ihn, weil er so schamlos war und damit auch noch Erfolg hatte. Als mich die Sicherheitsleute rausschafften, folgte mir ein Mann auf die Straße und fragte, ob er mich zu einem Drink einladen könne, damit ich ihm meine Meinung über Slades hyperdimensionale Kräfte sage. Netter Kerl. Jung, gutaussehend, freundlich. Hatte seine Freundin bei sich.«
»David und Donna?«
»Sie haben's erfasst. Wir gingen in eine Bar, und er fragte mich aus, wie Slade ohne besondere Kräfte diese Sachen machen könne. Und da er laufend neue Drinks bestellte, hatte ich nichts dagegen, ihm meine Meinung zu sagen. Zumindest meine Vermutungen darüber, wie er es machte. David war nicht überzeugt, das habe ich gemerkt. Ich habe ganz deutlich gemerkt, dass er daran glauben wollte. Donna sah das anders. Sie war ganz begierig darauf, dass ich Slade bloßstellte. Ich denke, es machte ihr Sorgen, dass David ihm glaubte. So habe ich mir das jedenfalls später erklärt. Damals war ich bloß froh, dass mir jemand zuhörte. Donna hatte einmal in Seattle eine Vorstellung von mir
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