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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Elfenbeinküste reden sie Französisch. Sie läuft offiziell unter ihrem französischen Namen, Cote d'Ivoire. Kapiert?«
    »Ach so.« Was Harry begriff, war, dass man ihn grundlos gefoppt hatte. Hackensack war ein unordentlicher, dickwanstiger Mann in übergroßen Sportkleidern, gekrönt von einer Baseballmütze, die zu klein für seinen kurzgeschorenen Schädel war. Sein Aussehen machte seinen Sarkasmus irgendwie noch schwerer erträglich. »War diese Pantomime wirklich notwendig?« beschwerte sich Harry.
    »Pantomime habe ich nie gemacht. Ich arbeite mehr im Kabarettfach.«
    »Wirklich? Als Clown, nehme ich an.«
    »Nein. Taschenspielerei, Illusionismus, Entfesselung, das ganze Paket. Und Gedächtnistricks. Zu ein paar davon gehört die sofortige Identifizierung obskurer Nationalflaggen.« Er grinste. »Ich bleibe gern auf dem laufenden.«
    »Sie sind Zauberkünstler?«
    »Ich war. Bin jetzt seit ein paar Jahren im Ruhestand. Konnte mit dem Tempo nicht mehr mithalten.« Für das Tempo auf den New Yorker Straßen schien das nicht zu gelten. Unter protestierendem Hupen wechselten sie dauernd die Fahrspur. Doch falls Hackensack das Gehupe hörte, störte es ihn nicht. »Torben sagt, Sie sind Davids alter Herr.«
    »Ja, bin ich.« Harry wusste, dass er ihm eigentlich sofort von Hammelgaards Tod erzählen sollte, aber Hackensacks nervenaufreibender Fahrstil schien Grund genug, damit noch zu warten. »Wie haben Sie David kennengelernt?«
    »Reiner Zufall. Für mich ein glücklicher Zufall. David hat mich aus einem Loch geholt, in das ich mich selbst vergraben hatte, ziemlich tief, vor ein paar Jahren. Er und Donna waren wirklich freundlich zu mir. Deswegen versuche ich ihnen zu helfen, so gut ich kann. Und deswegen bin ich jetzt Ihr Chauffeur.«
    »Wohin bringen Sie mich?«
    »Nach Norden.«
    »Wohin nach Norden?«
    »Albany, ungefähr hundertvierzig Meilen von hier. Da setze ich Sie heute Abend in den Zug nach Chicago. Donna wollte das so. Sie hätten den Zug auch in New York nehmen können, aber wir fahren bei Dunkelheit über entlegene Straßen, um jeden abzuschütteln, der Ihnen eventuell folgt.«
    »Mir folgt keiner.«
    Hackensack schaute einen Moment in den Rückspiegel. »Ich würde sagen, Sie haben recht, aber Donna geht kein Risiko ein.«
    »Ist sie in Chicago?«
    »Sie wird morgen da sein.«
    »Verstecken sie sich da?«
    »Könnte sein. Ich weiß es nicht. Ich bin bloß ein Briefkasten, ich gebe Botschaften weiter, genau wie Sie. Übrigens will ich nicht wissen, worin Ihre Botschaft besteht. Behalten Sie sie für sich. Allerdings muss sie verdammt wichtig sein, wenn Sie solche Risiken eingehen.«
    »Wieso glauben Sie, dass wir Risiken eingehen?«
    »Torben hörte sich am Telefon so zappelig an wie eine Broadway-Debütantin, also nehme ich an, dass es riskant ist.«
    »Da ist was, was ich Ihnen sagen muss«, sagte Harry, als sie in den dunklen Schlund einer Unterführung fuhren. Es vergingen mehrere schwarze Sekunden, bis er hinzufügte: »Torben ist tot.« Wieder Schweigen, in Abständen unterbrochen vom doppelten Rumpeln der Räder, wenn sie Nahtstellen im Straßenbelag passierten. »Er wurde vorletzte Nacht umgebracht.«
    »Großer Gott«, murmelte Hackensack, nahm eine Hand vom Steuer und bekreuzigte sich. »Ich hätte nie gedacht, dass sie ihn kriegen.«
    »Kannten Sie ihn gut?«
    »Nein, aber... Wie ist es passiert?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau.«
    »Also wie bei den anderen!«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Kaum etwas. Als ich von David hörte, habe ich gedacht, es wäre bloß ein Unfall gewesen. Sie müssen das auch gedacht haben. Sie haben mein Mitgefühl, Harry, wirklich. David ist ein feiner Kerl. Wie wird seine Mutter damit fertig?«
    Hackensack wusste ganz offensichtlich nicht, wie zweideutig Harrys Rolle als Vater war. »Sie gibt sich alle Mühe.«
    »Das ist sicher schwer.«
    »Wann haben Sie erfahren, dass es kein Unfall war?« Sie kamen aus dem Tunnel wieder in das Zwielicht von Manhattan.
    »Als Donna vor sechs Wochen zu mir kam und mir von Kersey und dem Franzosen erzählte. Sie hat mich gebeten, als Verbindungsmann zwischen ihr und Torben zu fungieren. Zwischen ihnen allen und der Außenwelt, heißt das. Bei Globescope wusste keiner, dass sie und David sich mit mir angefreundet hatten, deswegen war ich wohl der ideale Kandidat.
    Ich bin bloß ein alter, abgewrackter Zauberkünstler, um den sich keiner kümmert. Gibt keine bessere Deckung als meine Art von

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