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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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gesehen. Aber sie hatte mich nicht als Mr. Nemo erkannt. Ich hatte mich zu sehr verändert. Das setzte mir wirklich zu. Das oder die Drinks. Am Ende mussten sie mich in einem Taxi nach Hause bringen. Und ich brabbelte die ganze Zeit etwas über meine Frau und den Tag, an dem sie vom Trapez gestürzt war. Am nächsten Morgen konnte ich mich kaum noch daran erinnern. Ich dachte, ich würde bestimmt keinen von den beiden jemals wiedersehen, aber da hatte ich mich geirrt. Sie kamen am gleichen Nachmittag zu mir. Sie waren übers Wochenende aus Washington gekommen und wollten nicht abreisen, ohne nachzusehen, wie es mir ging. Anscheinend hatte David sich meine Theorien über Slades Vorstellung zu Herzen genommen. Und Donna war gerührt von den alten Plakaten von Mr. Nemo, die in meinem verschimmelten Apartment an den Wänden hingen. Sie wollten mir helfen, mich wieder auf die Füße stellen. Ist das zu glauben? Sie waren wie die Heilsarmee, nur ohne Tamburin.«
    »Aber es hat funktioniert?«
    »Ja, es hat funktioniert. Neben sich sehen Sie einen gesunden, übergewichtigen Mann, der keinerlei Stimulanzien nimmt. David und Donna zogen ein paar Fäden bei einem Doktor, den sie an einer Klinik draußen auf Long Island kannten. Ich wurde kostenlos aufgenommen und so ziemlich geheilt. Dann halfen sie mir, einen Teilzeitjob zu finden, als Hausmeister in der Vanderbilt Law School. Nicht gerade ein Gehalt wie an der Wall Street, aber ich komme zurecht. Mit dem, was ich allein an Schnaps und Drogen sparte, konnte ich mir ein besseres Apartment leisten, jedenfalls eins, in dem man leben kann. Und den schicken Schlitten, in dem Sie im Moment sitzen. All das haben zwei Leute für mich getan, die mir nicht das mindeste schulden. Einer davon ist Ihr Sohn, der offenbar zu bescheiden war, um Ihnen davon zu erzählen.«
    »Wir hatten zwischenzeitlich ein bisschen den Kontakt verloren.«
    »Wirklich? Hatten Sie Meinungsverschiedenheiten?«
    »Es war eher ein Mangel an Verständnis.«
    »Das kommt vor. Ich hoffe, Sie bekommen eine Chance, das richtigzustellen, Harry. Sehen Sie, dieser ganze akademische Ehrgeiz, dieses Karrierestreben, das ist ja nicht der ganze Mensch, nicht? Im Grunde ist David ein guter Kerl.«
    »Vertrauenswürdig? Loyal? Zuverlässig?«
    »Na klar. Deswegen tue ich ja das hier! Warum zum Teufel sollte ich es sonst machen? Als ich ihn zuletzt traf, war er noch immer hinter diesem hyperdimensionalen Zeug her.«
    »Wann war das?«
    »Ach, vor ein paar Monaten. Unmittelbar bevor er nach England flog, Anfang September.«
    »In New York?«
    »Ja. Er erschien in meinem Apartment, als ich am Freitagabend grade zur Arbeit gehen wollte. Er sah gut aus, aber er hörte sich irgendwie merkwürdig an. Fragte, ob er bei mir übernachten könnte. Na ja, das war kein Problem, war das mindeste, was ich tun konnte. Samstag Morgen hat er dann gefragt, ob ich ihm einen Gefallen tun und mit ihm nach Norden fahren könne, um jemanden zu treffen. Na, auch das war kein Problem, ich war im Gegenteil froh, ihn fahren zu können. Wir fuhren nach Poughkeepsie, gleich westlich von hier, den Hudson runter.«
    »Wen haben Sie getroffen?«
    »Jemanden, der im Hudson Valley Psychiatric Center untergebracht war, einen Typen namens Dobermann. Kennen Sie den? Wie der Hund, Carl Dobermann.«
    »Wer ist das?«
    »Jedenfalls kein Hundezüchter, das steht fest. Ein Spinner. Chronisch verrückt. Lebt seit mehr als dreißig Jahren in dieser Klinik. Auf dem Weg nach Poughkeepsie hat David mir ein bisschen was von ihm erzählt, aber nicht alles. Etwas hat er zurückgehalten, das hab ich ihm angemerkt. Er war zappelig, nervös, schämte sich irgendwie. Jedenfalls scheint Dobermann da in Hudson Valley eingesperrt zu sein, seit er in den fünfziger Jahren an der Columbia University studierte. So lange, dass keiner mehr weiß, weshalb er eigentlich da ist. In letzter Zeit durfte er mehr mit den anderen Insassen zusammen sein, auf dem Grundstück Spazierengehen und es sogar verlassen, wenn jemand mitging. Ich denke, deshalb fingen die Gerüchte an. Besucher haben berichtet, sie hätten ihn die seltsamsten Sachen tun sehen. Dinge bewegen, ohne sie anzufassen, aus der blanken Luft erscheinen und auf demselben Weg wieder verschwinden, vorhersagen, dass ein Auto einer bestimmten Farbe und Marke auf dem Parkplatz auftaucht, bevor jemand anderes es sehen kann. Ich meine, bizarres Zeug. Ernstlich verrückt.«
    »Und was hat David an ihm interessiert?«
    »Können Sie sich das

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