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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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verstehen, aber er hat sich geirrt. Er war sicher, dass uns keiner folgen konnte, weder mir noch ihm. Jemand muss es aber doch getan haben.«
    »Das Hotel hat keiner beobachtet. Wir sind unbemerkt weggefahren. Ein zweiter Wagen ist uns gefolgt, um das sicherzustellen. Da war nichts, das garantiere ich Ihnen.« Jensen lächelte vorsichtig. »Es ist mein Beruf, wertvolle Fracht zu befördern. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Haben Sie Torben beherbergt?«
    »Ich habe ihm einen Ort verschafft, wo er bleiben konnte, also habe ich ihn wohl beherbergt. Aber Sie meinen Schutz? Den hat er nie verlangt.« Jensen füllte seine Tasse aus einer Kaffeekanne auf dem Herd und goß auch Harry ein; dann gab er in beide Tassen etwas Brandy. »Sie denken, das hätte nichts genutzt, was? Sie denken, die sind zu schlau für uns. Immer einen Schritt voraus.«
    »Bisher waren sie das.«
    »Auf Schweden kommt keiner. Keiner wird Ihnen auf die Fähre folgen. Ich mache meine Arbeit gut. Für einen Freund besonders gut.«
    »Sie haben sicher recht«, sagte Harry zweifelnd und trank den Kaffee. »Und das mit Torben tut mir leid, wirklich.«
    »Ja, ja.« Mit einer Kopfbewegung tat Jensen das Thema ab. »Trinken Sie Ihren Kaffee aus. Dann gehen wir, solange es noch dunkel ist. Zweite Reiseregel: Immer bei Dunkelheit abreisen. So weiß keiner, dass Sie fort sind.« Er schaute sich nach dem schwarzen, leeren Fenster um. »Wenn Sie Glück haben.«

22. Kapitel
    »Die werden am Telefon warten«, hatte Jensen gesagt. Falls sie das taten, mussten sie taub sein, weil sie das Läuten so lange ignorierten.
    Harry stand in einer Telefonzelle in der Ankunftshalle des JFK-Flughafens, lauschte mit zunehmender Angst auf das ferne Tuten an seinem Ohr und bemühte sich verzweifelt, nicht daran zu denken, was er tun sollte, wenn sich überhaupt niemand meldete. Er wusste nicht, wen er da anrief. Strenggenommen wusste er nicht einmal, warum er anrief. Erschöpft nach anderthalb Tagen in Zügen, Schiffen und Flugzeugen, dem Wechseln von Zeitzonen, Währungen und so ungefähr allem außer seinen Kleidern, verkatert und ausgelaugt, brauchte er dringend jemanden, der diesen Hörer abnahm. Wer immer er war, wo immer er sich befinden mochte.
    Natürlich, sein Flug war verspätet. Vielleicht war das die Erklärung. Eine halbe Stunde Warteschleifen am Himmel, eine weitere halbe Stunde, um sein Gepäck zu holen, das er dann, um einen Zöllner zufriedenzustellen, ausleeren musste, da dieser offenbar fand, Norman Page habe ein Schmugglergesicht. Dann volle vierzig Minuten in der Warteschlange vor dem Einreiseschalter, sein kaffeefleckiges Formular umklammernd. Alles in allem war seine Ankunft in der Neuen Welt nicht viel besser als die von Oscar Wilde.
    Was ihn so auslaugte, war allerdings hinterhältiger als die widrigen Umstände. Was wirklich an seinen Nerven zerrte, war die Unsicherheit, mit der er noch ein Weilchen länger würde leben müssen. Waren sie hinter ihm her? Hatten sie ihn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Jensens verfolgt? Logik und Augenschein sprachen dagegen. Aber etwas, das primitiver war, das ihm die Haare im Nacken sträubte, wann immer er daran dachte, sang sein eigenes düsteres Lied.
    »Ja?«
    Die Stimme unterbrach seine Gedanken so abrupt, dass Harry für einen Moment völlig fassungslos war und nicht mehr wusste, wie er sich hatte vorstellen wollen.
    »Verdammt, wer ist denn da?«
    »Ich... äh... hier ist Harry Page. Mein Gott, Verzeihung, ich meine Barnett.«
    »Könnten Sie sich vielleicht entscheiden?«
    »Mein Name ist Harry Barnett. Es ist bloß... es spielt keine Rolle.«
    »Für mich spielt es vielleicht eine Rolle.«
    »Ich denke, Sie haben meinen Anruf erwartet?«
    »Ja, fast den ganzen Nachmittag. Warum mussten Sie mich auch grade erwischen, als ich auf dem Klo war?«
    »Tut mir leid. Verspätung.«
    »Dann lasse ich Sie besser nicht länger warten. Aber zuerst habe ich noch eine Frage. Torben hat gesagt, Sie könnten sie mit Sicherheit beantworten. Sie und sonst niemand. Als Sie Torben das erste Mal trafen, vor ein paar Jahren, wer war da bei ihm?«
    Harry seufzte. »David Venning und ein Mädchen namens Hanne.«
    »Stimmt genau. Scheint so, als wären Sie Barnett, wenn Sie's auch selbst nicht recht wissen.«
    »Doch, ich weiß es. Und wer sind Sie?«
    »Ein vorsichtiger Mensch, Harry. Hören Sie gut zu. Wo sind Sie jetzt?«
    »Am Flughafen.«
    »Okay. Wir treffen uns in einer Stunde beim Gebäude der Vereinten Nationen. Kennen Sie

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