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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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die aufrecht und still neben mir saß.
    »Sie weiß auch Bescheid«, kreischte sie. »Diese blaßgesichtige Hexe hat es in der Kapelle mit angehört. Sie weiß alles.« Ich blickte Gilbert an. Er war schon wieder blaß geworden. Er wußte, daß Madame wußte.
    Madame sah Petronilla an. Sie hob eine Augenbraue, als hatte sie solch schändliches Betragen noch nie gesehen und wollte keine Gefühle zeigen, die unter ihrer Würde waren.
    »Sagt es ihnen, sagt es ihnen!« zeterte Petronilla. »Er hat mich zurückgewiesen, er hat es gewagt, mich zurückzuweisen! Das soll er mir büßen, so wahr ich lebe!«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr redet«, sagte Madame. »Nehmt Euch zusammen, Lady de Vilers. Diese Hirngespinste sind Eurem Herrn peinlich und bringen Schande über sein Haus.«
    Kreischendes Gelächter. »Ihr auch!« rief Petronilla und verschwand treppauf.
    »Das war Balam, der Dämon des unpassenden Gelächters«, vertraute Hugo dem Richter an. »Der Kanonikus hat ihn nicht völlig exorzieren können.« Gilbert, der uns gegenübersaß, rang nach Atem und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
    Nun jedoch lief alles fröhlich durcheinander, man schüttelte sich die Hand und redete, als wäre man schon lange befreundet, außer natürlich der Abt und seine Mönche.
    »Seid versichert, daß ich noch einmal beim König vorstellig werde«, hörte ich den Abt sagen.
    »Überhaupt nicht zu empfehlen«, antwortete ihm der Richter.
    Dann schrie Sir Hubert: »Falls Ihr es wagt, vor Gericht aufzutreten, lasse ich meine Fachleute Eure Siegel prüfen. Heinrich II. Ein Emporkömmling! Falls sie überhaupt aus der Zeit Heinrichs II. sind. Sieht mir mehr nach unserem guten Edward aus!«
    »Bald kehrt der Herzog zurück, Ihr könnt gar nicht gewinnen, also packt Euch lieber, ehe wir Euch vor Gericht bringen«, sagte Hugo gerade. Nur Gilbert, der aus seinem Herzen sonst keine Mördergrube machte, schwieg sich aus.
    Ich ging zu ihm, streichelte seine Hand und sagte: »Mein Herr Gemahl, wir sind gerettet.«
    »Margaret, ich begreife nicht, wie…« sagte er ratlos. »Malachi konnte doch gar nicht ahnen – vielleicht hat es der Mann gewußt, der es ihm verkauft hat – Ingolf. Es ist nicht zu fassen. Und ich habe geglaubt, er hätte ihn erfunden.« Gilberts Stimme klang erschöpft und schwach.
    »Gilbert, ich begreife allmählich«, antwortete ich. »Was auch immer die Runen und Siegel besagen, wir mußten siegen.«
    »Ei, Margaret, du bist ja blaß wie ein Geist. So krank wie jetzt hast du noch nie ausgesehen.«
    »Mein Herr Gemahl, mir ist so schwer ums Herz. Ich bin mir sicher, daß Euer Vater…«
    »Aber ja doch«, rief der Herr von Brokesford huldvoll. »John, hol das kleine Mädchen aus dem Söller. Sir Ralph, sie ist so lebhaft wie eh und je, aber weitaus gesitteter.«
    »Euer Vater hat hinter unserem Rücken Cecilys Heirat an den Richter verkauft.«
    »Wie? Dieser Unmensch! Dazu hat er kein Recht! Wie kann er es wagen!«
    »Ach, das Geld dafür erhältst gewiß du, Gilbert, aber dein Vater bekommt vor Gericht recht, heute, morgen, nächstes Jahr, wann immer er will. Wie kannst du dich ihm widersetzen und den Zorn des Richters über sein Haupt bringen, falls ihm Cecilys Mitgift durchs Netz geht? Alle Triumphe von heute würden sich im Handumdrehen in Luft auflösen. Wie kannst du deine Zustimmung verweigern, wenn du weißt, daß deinem Vater dann das königliche Gefängnis oder Schlimmeres droht? Wie soll ich mich weigern, wenn dir das gleiche zustoßen könnte? Er hat uns in der Hand, Gilbert. Er hat uns wegen eines elenden Stückchens Land ausgetrickst und mein Mädchen verkauft.« Ich konnte nicht anders, ich mußte einfach weinen.
    »Freudentränen, Sir Ralph, Freudentränen. Es sollte eine Überraschung werden. Ihr wißt ja, wie Frauen sind…«, hörte ich Sir Hubert sagen.
    »Ach ja, so rührselig. Sie mögen es gar nicht, wenn ihre kleinen Mädchen aus dem Haus gehen.«
    »Sie läuft uns schon zu lange zwischen den Beinen herum, es wurde allmählich Zeit.«
    »Ich muß gestehen, meine Schreiber haben nichts unversucht gelassen. Die Mitgift ist noch weitaus besser, als Ihr sie hingestellt habt. Ihr gehört sogar ein halbes Schiff, die Stella Maris, zusätzlich zu dem Besitz, den Ihr erwähnt habt. Bislang ist mir bei Mitgiftverhandlungen noch kein Edelmann begegnet, der seinen Fall bescheidener dargestellt hätte, als er ist.«
    »Es ist das Blut der de Vilers, mit dem Ihr Euch

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