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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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keiner. Auch nicht das mit Cecily und Alison. Gilbert, du kannst dir nicht vorstellen, was sie gemacht haben. Sie sind auf einer weißen Färse dahingezogen und haben französische Balladen als uralte Anrufung ausgegeben. Sie haben mit heiligen Aalen verkehrt. Die Bauern haben sie völlig verdorben. Mein Herr Gemahl, wir müssen die Mädchen so schnell wie möglich von hier fortbringen. Und wir können sie erst bestrafen, wenn wir weit weg sind, sonst erhebt sich das ganze Dorf gegen uns.«
    »Die sich erheben? Wohl kaum. Vielleicht stecken sie ein paar Heuhaufen in Brand.«
    »Gilbert, sie haben ihre Ernte verloren, sie haben Angst, daß sie auch noch ihre Tiere verlieren, denn die Viehseuche kommt immer näher; ihnen ist inzwischen alles einerlei. Sie glauben, daß die Mädchen ihre Rettung sind. Du kannst sie nicht allesamt über die Klinge springen lassen. Dein Vater braucht lebende Bauern, sonst setzt er dir erneut die Daumenschrauben an.«
    »Aber Margaret, ich schulde meiner Familie doch etwas.« Bei diesen Worten sank ich einfach neben ihm auf die Bank und barg den Kopf in den Händen.
    »Ich ertrage diese Menschen nicht länger. Gilbert, warum, ach, warum bin ich nur so bereitwillig mitgekommen?« Gilbert nahm mich in die Arme.
    »Wegen des Hauses, Margaret. Weißt du es nicht mehr? Der Kanonikus kommt heute abend, morgen ist die Zeremonie. Laß uns gute Miene zum bösen Spiel machen, die Einsetzung des neuen Priesters feiern, dann mag das Schicksal der Schenkungsurkunde seinen Lauf nehmen. Was hat Vater nur an sich, daß er mich immer wieder einfangt? Mein Leben verläuft klar, sauber und geordnet, bis er auftaucht. Jedesmal, Margaret, jedesmal…«
    »Ah, da seid Ihr ja, Weib, da seid Ihr! Ich komme gerade aus dem Hundezwinger, und was glaubt Ihr, was ich da vorgefunden habe? ANTWORTET MIR! So wahr ich lebe, ich mache einen HUT aus Eurem kleinen Köter!« Sir Hubert kam noch voller Reisestaub mit dem wiegenden Gang des Reiters in den Palas gestürmt. Ihm folgten Hugo und weiteres Gesinde, alle ungemein belustigt. »MEINE LIEBSTE JAGDHÜNDIN! Wie könnt Ihr es wagen?«
    »Vater, das war doch nicht Margaret«, sagte Hugo.
    »Unterbrich mich nicht! Du weißt, was ich meine!«
    »Und weißt du jetzt, was ich meine?« fragte Gilbert leise und blickte mich bekümmert an.
    »Ich weiß genau, was du meinst. Ich wäre auch ausgerissen, wenn ich als sein Sohn geboren worden wäre.«
    »Steh auf und sieh mich an, du KALB! Meine liebste HÜNDIN! Eine Schande ist das! Ich ERSÄUFE sie allesamt!«
    »Wenn ich Euch recht verstehe, Vater, so hat sie einen Wurf?« fragte Gilbert höflich, erhob sich von der Bank und baute sich vor seinem Vater auf.
    »Einen Wurf? EINEN WURF? Ein häßliches Gezücht widernatürlicher, mißgebildeter Geschöpfe mit abartigen weißen LOCKEN! DAS WAR EUER HUND, Madame. Das Geschöpf, das die ganze Zeit schläft!«
    »Wehe, Ihr rührt meine Welpen an«, sagte ich, und auf einmal packte auch mich der Zorn.
    »Genau das meine ich. Das ist Euer Werk.«
    »Es ist doch nicht meine Schuld, wenn Ihr bei Euren Besuchen gegen meinen Willen all diese riesenhaften, schmutzigen Jagdhunde mitbringt. Ihr habt ihnen erlaubt, daß sie, kaum daß sie ausgelegt waren, in meine schönen, sauberen Binsen pinkeln und überall ihre widerlichen Flöhe verstreuen.«
    »Pinkeln und Flöhe sind etwas Natürliches, Madame, gewöhnt Euch lieber daran«, sagte der alte Mann und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Desgleichen Hunde, die andere Hunde bespringen, gewöhnt Euch also daran«, sagte ich und spürte, wie es mir heiß ins Gesicht stieg.
    »Zwei Monate, genau auf den Tag, Hugo«, sagte Gilbert fröhlich.
    »Man bedenke nur den Größenunterschied«, sinnierte Hugo. »Wenn man schon zu einem Hut verarbeitet wird, sollte es sich wenigstens gelohnt haben.« Bei diesen Worten wurde ich noch wütender. Zuviel Arbeit, zuviel Ärger und zuviel Brokesford, das konnte jeden um den Verstand bringen. Kein Wunder, daß Lady Petronilla, so böse sie sonst auch sein mochte, völlig durchgedreht war.
    »Wehe, Ihr rührt auch nur einen von ihnen an«, sagte ich. »Ich habe es satt, wie Ihr im Blut watet.«
    »Madame, die Dinger da im Hundezwinger sind nutzlose Fresser. Sie sind allesamt abartig und taugen weder zum Jagdhund noch zum Schoßhündchen.«
    »Mein Lion ist kein Schoßhündchen.«
    »Nein, sondern ein Kissenhund, und von der Sorte dulde ich keine weiteren.« Aber als ich sah, wie sich der widerliche weißhaarige Mann

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