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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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die andere Seite und sah ihn an. Seine rechte Gesichtshälfte war dick geschwollen. Sein Auge erschien kaum mehr als ein schmaler Schlitz. Die Haut schillerte dunkel. Als sie die linke Seite überprüfte, erschrak sie. Die linke Augenbraue verkrustete dicker Schorf und Blutrinnsale auf seinem Gesicht waren zu einer grotesken Maske getrocknet. Die Stricke hinderten Aran, sich abzuwenden und so wanderte ihr Blick weiter.
    Seine Miene verdüsterte sich und Juliane unterdrückte eine Unmutsäußerung. Die Haut unter seinem zerfetzten und blutigen Hemd übersäten Striemen und Schnitte. Das genaue Ausmaß erkannte sie in der Dunkelheit nicht, doch sie ahnte bereits, dass es bei Tageslicht betrachtet noch schlimmer sein würde. Die Todesreiter hatten Aran gefoltert und das nicht nur einmal. Hass, schwarz und zäh wie Pech durchzog ihre Empfindungen.
    »Geh, Juliane. Du kannst nichts für mich tun. Du bist in Gefahr«, stieß Aran mühsam hervor.
    Zornig sah sie ihn an. »Das ist der größte Blödsinn, den du je von dir gegeben hast.«
    Sie durchschnitt die Fesseln und konnte Aran gerade noch auffangen, ehe er zu Boden stürzte. Erst jetzt bemerkte sie die klaffende Fleischwunde an seinem Oberschenkel. Einer der Soldaten hatte ihm das Bein oberhalb abgebunden, damit er nicht verblutete. Juliane rang die aufsteigende Übelkeit nieder.
    Sie stützte ihn und er humpelte mit ihr zum Seil. Dass er sich von ihr führen ließ, hilflos wie ein Kind oder Greis, bewies ihr, wie schlecht es ihm ging. In ihr kämpften Zorn, Trauer und Mitgefühl um die Vorherrschaft. Seine Bewegungen, gewöhnlich von fast katzengleicher Geschmeidigkeit, wirkten abgehackt und langsam. Seine Haut fühlte sich klamm und kühl an und seine Glieder zitterten kaum merklich. Schmerz und Erschöpfung zeichneten seine Mimik. Zu gern hätte sie sich sofort um seine Wunden gekümmert, doch es fehlte an Zeit und Gelegenheit. Sie half ihm, sich an die Wand zu lehnen.
    Einer der Todesreiter schnarchte laut. Sie warf einen Blick hinüber und schluckte nervös, als die Wache aus ihrem Nickerchen auffuhr und sich das Gesicht rieb. Er saß immer noch mit dem Rücken zu ihnen. Als der Todesreiter aufstand, holte sie ein paar Maroni aus dem Beutel und warf sie nacheinander in das Lagerfeuer. Sie machten nur ein leises, knackendes Geräusch beim Aufprall. Eine hervorragende Idee von Michaela, ihr die Maronen mitzugeben. Im Feuer würden die Schalen mit lautem Knallen platzen.
    Juliane band Aran am Seilende fest, so wie es Ku’guar und sie geübt hatten, als sie auf die Dunkelheit warteten. Sie zog zweimal kurz am Tau, als Zeichen für Ku’guar, dass Aran in schlechter Verfassung war. Nun, da der Wachposten munter geworden war, hielt sie den Mund und deutete Aran, sich am Strick festzuhalten.
    Geschwächt, wie er war, konnten sie nicht telepathisch miteinander kommunizieren. Sie zog ihn an sich und küsste ihn kurz, aber intensiv.
    Wärme schoss durch ihre Adern und einen Moment waren ihre Knie weich. Dann schob sie ihn von sich und drängte ihn, das Seil zu umklammern.
    Ku’guar zog Aran hoch.
    Sie sah ihm hinterher, bis seine Füße über ihrem Kopf schwebten.
    Der Nebel verdichtete sich und sie erkannte kaum noch die Hand vor Augen. Die Schwaden zogen sich um Juliane zusammen. Es kostete sie Mühe, zu atmen. Das Wispern drang aus allen Richtungen an sie heran. Sie drehte sich um, als etwas an ihrem Haar zog. Ein Zwicken in ihren Beinen ließ sie zusammenzucken. Sie sah niemanden, obwohl sie deutlich Finger gefühlt zu haben glaubte. Panisch streckte sie ihre Hände aus. Sie verlor vollkommen die Orientierung in dem weißen Nichts. Unsichtbare Stimmen lachten sie aus. Sie tastete sich blind vor und stolperte über einen Körper. Eine fremde Stimme fluchte. Juliane erstarrte. Der Nebel zog sich zurück. Sie stand vor dem Lagerfeuer. Der bärtige Mann, über den sie gefallen war, griff nach ihr, bekam sie jedoch nicht zu fassen.
    »Unser Gefangener ist weg«, brüllte einer der Todesreiter. Er zog sein Schwert und stürzte vor.
    Sie sprang über das Lagerfeuer. Sie schob ihren Fuß unter den Rand der Brandstelle und schleuderte mit der Fußspitze Glut in das Gesicht des dritten Mannes, der von dem Tumult erwachte. Er heulte auf.
    Sie nahm ihren Dolch in die linke Hand und zog ihr Schwert. So hatten sie und Ku’guar das nicht geplant. Juliane hatte noch immer Skrupel, zu töten und sich gegen Ku’guars unbarmherzigen Vorschlag, hinunterzugehen und den Todesreitern die

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