Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Diener gereicht wurde.
Juliane erhob sich lächelnd. Jemand rempelte sie an und rannte sie beinahe über den Haufen. Sie erkannte in dem Rempler Ku’guar.
»Vorsicht«, rief sie aus und stolperte nach hinten.
Shaara sprang auf, doch da hielt Ku’guar sie bereits fest.
»Entschuldige, ich muss dich übersehen haben«, bat er.
Er stand sichtlich unter Anspannung. Sein Blick flackerte und seine Hände zitterten kaum merklich.
Sie nahm es nur wahr, weil sie an ihren Hüften lagen. »Alles in Ordnung? Ist was passiert?«
Ku’guar starrte sie an, als wüsste er gar nicht, wovon sie redete. »Natürlich.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ fluchtartig das Übungsgelände.
Sie blickte zu Shaara.
Dessen Aufmerksamkeit ruhte auf der wohlgeformten Kehrseite einer Magd, die eben den Hof überquerte.
*
Aran wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, als er Caryll neben den Stallgebäuden bemerkte. Sie winkte ihn mit einer Kopfbewegung zu sich. Aran warf Juliane einen fragenden Blick zu.
Geh ruhig .
Beinahe demonstrativ wandte sie sich Shaara zu und unterhielt sich mit ihm.
Aran schlenderte betont gelassen hinüber zu der Landadligen. Sie war in helles Blau gekleidet und trug ihr Haar zu sittsamen Zöpfen geflochten. Sie erweckte durch und durch den Eindruck einer tugendhaften Landadligen.
»Caryll, wir haben uns lange nicht mehr gesehen«, begrüßte Aran sie steif. Er wusste nicht, was sie wollte und wie sie auf seine Verbindung mit Juliane reagieren würde. Sie konnte nicht verstehen, in welch besonderer Beziehung er und Juliane standen. Dass sie ihm mehr bedeutete als sein eigenes Leben und dass es nie, niemals eine andere geben würde.
Caryll hob ihre Hand und berührte erst sein Gesicht und dann seine Gelöbnisschnur. »Ja, ich hatte viel zu tun.« Sie senkte verlegen den Blick und strich ihren Rock glatt. Einige Atemzüge lang schwiegen beide. Aus den Gebäuden hinter Caryll drang ein Wiehern und Stampfen von Pferdehufen. Caryll hob ihren Kopf und sah Aran direkt an.
»Bist du glücklich?«
»Ja«, entgegnete er, nicht willens, mehr zu sagen.
»Gut«, flüsterte sie. Sie blinzelte. »Ich wollte dir Lebewohl sagen. Ich reise morgen ab.«
Aran verbarg seine Überraschung. Diese Neuigkeit kam unerwartet. Bislang hatte sich Caryll stets geweigert, die Burg zu verlassen. Jetzt ahnte er, dass es an ihm gelegen haben mochte. An der Hoffnung Carylls, er möge seine Zuneigung für sie entdecken.
»Jerimo von Tym hat mich um meine Hand gebeten«, sagte sie gleichgültig. »Ich werde mich mit ihm verbinden.« Sie wartete Arans Reaktion nicht ab und lief davon. Nach ein paar Schritten hielt sie inne. Caryll zögerte sichtlich, ehe sie sich noch einmal umdrehte. »Du sollst wissen, dass ich dich immer noch liebe.«
Mit diesem Geständnis verschwand Caryll über den Hof in den Wohntrakt.
Der Mond zeichnete silberweiße Kringel auf den dunklen Dielenboden.
Juliane lag neben ihm. Ihr Körper strahlte Wärme ab und ihr Geruch betörte ihn. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Sie stöhnte und drehte sich um. Sie schlief tief und fest. In der Ferne heulte ein einsamer Wolf. Aran blinzelte und lauschte der nächtlichen Stille, ohne zu wissen, was ihn geweckt haben mochte.
Die Zeit verstrich und nun fühlte Aran ein Drängen, einen Zwang, aufzustehen und sie zurückzulassen. Gern wäre er liegen geblieben, doch etwas zog ihn fort. Er schlüpfte in Hose und Hemd und verließ leise das Schlafgemach. Die Tür klickte und einen Moment zögerte er, horchte, ob Juliane auch nicht erwachte und sein Fehlen bemerkte. Dann lief er den Gang entlang. Seine Schritte verursachten keine Geräusche. Er ignorierte das Gefühl der harten Steine an seinen nackten Fußsohlen ebenso wie den Gedanken, warum er dem Drang nachgab.
Was trieb ihn dazu, sein Bett zu verlassen und wie ein Dieb durch die Gänge der Burg zu schleichen?
Vorsichtig schlich er die Treppen hinunter. So spät nachts war niemand mehr unterwegs. Kein Mensch hielt ihn zurück, als er sein Pferd sattelte. Er kannte die Dienstpläne, die Wachablösung seiner Männer, wusste, wann und wo es eine Lücke in der Aufmerksamkeit seiner Männer gab und schlüpfte ungesehen aus der Festung. Er atmete auf, als er die Burg hinter sich zurückließ. Die Kälte verwandelte seine Füße in gefühllose Eisklötze, doch er beachtete dies nicht weiter. Er wollte nur herausfinden, wer ihn zu diesem nächtlichen Ausflug verleitete. Aran war bewusst, dass
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