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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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sagte sie.
    Der Neffe stand auf. „Entschuldigen Sie, aber ich muß gehen."
„Oh, das ist aber schade. Na, aber zumindest können Sie mich
zum Abschied umarmen."
Und sie umarmte den Neffen inniglich.
    Als er heimkam, merkte er, daß seine Brieftasche fehlte.

    Der Rechtsanwalt war zur selben Zeit in der dritten Bar. Er hatte kein Interesse daran, etwas zu trinken oder mit einer Hosteß zu schäkern. Er kam ohne Umschweife direkt zur Sache. Er ging zum Besitzer und sagte: „Ich bin der Rechtsanwalt von Samuel Stone. War Mr. Stone jemals Gast hier in dieser Bar?"
    Der Besitzer musterte ihn kühl. „Nein. Wieso fragen Sie?" „Das geht Sie gar nichts an", fertigte ihn der Anwalt ab. „Sie sind jedenfalls sicher, sagen Sie, daß er nie hier war?" „Ganz sicher. Ich habe genug Fotos von ihm gesehen, daß ich es wüßte, wenn er einmal hier gewesen wäre."
    „Danke!" sagte der Anwalt und war schon wieder weg.

    Auch David ging es nicht viel besser. Der Besitzer der Bar, in der er nachforschte, hatte nicht einmal jemals etwas von Samuel Stone gehört.
    Alle trafen sich wieder im Haus und berichteten, wie es ihnen ergangen war. Die Witwe war noch immer leicht betrunken. „Mein lieber Ehemann hat uns einen schönen Quatsch erzählt", sagte sie. „Wenn ihr mich fragt, war der in seinem ganzen Leben in keiner Bar. Schon, weil er überhaupt nicht trank" „Wartet mal", sagte David. „Wie war das genau, was er sagte? Das Leben ist kurz... laßt euch nicht verbarrikadieren ... und genießt es, selbst wenn es ungesetzlich ist...." Er dachte kurz nach. „... Ungesetzliche Barrikaden ... Gitterstäbe also... hm ..." Er fragte den Anwalt: „Ist Samuel Stone irgendwann einmal hinter Gitter gekommen?"
    Der Anwalt wurde förmlich. „Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich glaube nicht, daß ich ermächtigt bin..."
    „Herrgott", sagte David ungehalten, „der Mann ist tot. Was macht es jetzt noch für einen Unterschied? Also, war er jemals hinter Gittern?"
    „In der Tat, ja. Da war er gerade von einer Europareise zurückgekommen. Ich sollte das eigentlich wirklich nicht ausplaudern, aber nachdem er, wie Sie zu Recht bemerken, ja tot ist, kann es wohl keinen Schaden mehr anrichten. Haben Sie schon einmal von der Schwarzen- Penny-Briefmarke gehört?" „Nein", sagte David.
    „Das ist eine der kostbarsten Marken der Welt. Sie ist zehn Millionen Dollar wert. Sie ist die erste gummierte Briefmarke überhaupt und stammt aus dem Jahr 1840."
    Die Witwe fragte: „Und was hat das mit meinem Mann zu tun?"
    „Ihr Mann", klärte der Anwalt sie auf, „hat diese Briefmarke per Diebstahl an sich gebracht und hier ins Land geschmuggelt. Er war auf dem Weg vom Flughafen nach Hause, überfuhr dabei ein Rotlicht und rammte ein anderes Auto. Er wurde festgenommen und verbrachte die folgende Nacht im Gefängnis. Erst am nächsten Morgen konnte ich ihn mit Kaution freibekommen, und da erzählte er mir, daß er die Briefmarke verstecken mußte, weil er befürchtete, daß sie bei ihm entdeckt würde."
    „Dann ist sie eventuell in dem Gefängnis versteckt?" fragte David.
    „Das ist durchaus möglich", sagte der Anwalt.
    „Zehn Millionen Dollar!" rief die Witwe. „Worauf warten wir noch? Holen wir uns diese Briefmarke!"
    „Ja, aber wie wollen wir denn in das Gefängnis hineinkommen?" sagte der Neffe. „Wir haben doch nichts verbrochen. Wir können doch nicht einfach hingehen und sagen, wir möchten uns dort mal umsehen."
    „Da hat er recht", sagte der Anwalt. „Am besten vergessen wir
die ganze Geschichte."
„Absolut", sagte die Witwe.
„Ja, stimmt", meinte auch der Neffe.
    David war der einzige, der nichts sagte. Er wußte schon, was sie wieder alle im Sinn hatten. Und er hatte recht damit.

    Eine Stunde danach ging die Witwe auf der Straße auf einen Polizisten zu und sagte: „Hallo, Sie, ich mag Polizisten nicht!" Und versetzte ihm einen Schlag mit ihrer Handtasche. „Was soll das denn?" sagte der Polizist. „Kommen Sie mal mit." Und er lieferte sie im Gefängnis ab.

    Der Neffe hielt seinerseits einen Polizeistreifenwagen an und sagte: „Sie müssen wissen, ich habe gerade eine Bank ausgeraubt."

    Auch der Anwalt war unterwegs, wartete, bis er einen Polizisten kommen sah, hob dann einen Stein auf und warf damit das Schaufenster eines Juwelierladens ein.

    Selbst David tat so, als sei er betrunken, und taumelte so lange mitten auf der Fahrbahn einer belebten Straße herum, bis die Autos zu hupen anfingen und

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