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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Eleanor. Sie musste einige Schritte gehen, um dem Gedränge in ihrer Nähe auszuweichen. Dann sah auch sie es. Dort, am Eingang des Krematoriums, standen zwei Engel. Und einer der beiden war Raphael!
    Schlagartig hatte sie das Gefühl, ihren Körper wieder zu spüren. Ihre Beine wurden weich und sie fiel wortlos auf die Knie. Die Welt um sie herum verblasste. Sie nahm nichts weiter wahr als Raphaels Gesicht, jenes Gesicht, dessen Anblick sie so lange und so schmerzlich vermisst hatte. Vollkommen ausdruckslos lag sein Blick auf ihr, lange, viel zu lange. Und dann zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. Ein Lächeln, das in Eleanor die Sonne aufgehen ließ. Von einem Augenblick auf den anderen war Eleanor nicht mehr in der Hölle. Mochte um sie herum die Schöpfung brennen und in einem ewigwährenden Feuersturm versinken – sie sah es nicht und es wäre ihr egal gewesen. Raphael! Dort stand Raphael!
    Alles in ihr zog nun in seine Richtung und doch fehlte ihr die Kraft sich zu bewegen. Schließlich aber setzte er sich in Bewegung. Er kam auf sie zugelaufen und dann war er bei ihr – endlich. Sanft sank er zu ihr hinab und nahm sie in die Arme. Seine Flügel legten sich um sie und deckten sie behutsam zu. Die Welt stand still und war in ewigen Frieden getaucht…
    Michael war hin- und hergerissen. Der Anblick der beiden zerriss ihn innerlich und die Eifersucht tobte mit einer Gewalt in seinem Herzen, dass es ihm förmlich den Atem raubte. Doch andererseits machte ihn Eleanors Anblick unfassbar glücklich. Sie hatte die Augen unter Raphaels Berührung geschlossen und ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, das vollkommen selig und entrückt wirkte. Um nichts in der Welt hätte er ihr diesen Gesichtsausdruck nehmen wollen. Wenn es Raphael war, der ihr dieses Gefühl gab, dann war es richtig und gut. Dann hätte Michael nichts zugelassen, was Eleanor dieses Gefühl hätte nehmen können. Und doch – warum gerade jetzt tauchte Raphael hier auf? Warum gerade jetzt, wo er selbst doch bis in die Hölle vorgedrungen war, um sie zu finden?
    Auch Lilith ging es nicht viel besser. Auch sie starrte auf die Szene zu ihren Füßen und kochte vor Eifersucht. Es war ihr nicht gelungen Raphael an sich zu binden. Ein wenig vielleicht – doch nicht genug. Einfach nicht genug…
    Aber andererseits gab es noch ein anderes Gefühl in ihr: Stolz. Der Stolz darauf, ihr Versprechen eingehalten und Eleanor aufgespürt zu haben. Und diese Empfindung würde sie nicht einem Zornesausbruch opfern, dessen war sie sich sicher. Sie musste jetzt stark sein. Zumindest solange, bis sie mit erhobenem Haupt gehen konnte.
    „Wieso seid ihr hier?“, durchbrach eine Stimme die Stille. Alle wandten sich Oliver zu, der am ganzen Leibe zitternd vor Angst vor ihnen stand. Er hatte sich nicht von der Panik der anderen anstecken lassen und war stehengeblieben. Verängstigt sah er Raphael und Lilith an. Dann wiederholte er seine Frage.
    „Wieso seid ihr hier? Warum habt ihr das Gebäude betreten? Kein anderer Höllenwächter hat das bisher getan!“
    Raphael öffnete die Augen und hob den Blick.
    „Das glaube ich gern“, sagte er. „Dies ist eine Kirche. Daher konnten weder die Akoloythoi noch die gefallenen Engel dieses Gebäude betreten, da sie es in böser Absicht getan hätten. Lilith und ich hingegen sind in guter Absicht hier. Daher gibt es für uns keine Schranken.“
    „Kirche?“, stammelte Oliver, während er sich verwirrt im Krematorium umsah. „Meint ihr die Kirche der Verlorenen?“
    Raphael verzog das Gesicht. „Dies ist keine Kirche, weil ihr sie als Kirche der Verlorenen bezeichnet habt. Es ist eine Kirche, weil die Menschen hier zu Gott beten. Weil sie sich um ihr Seelenheil kümmern und ehrlich und aufrichtig um Gottes Vergebung bitten. Das macht diesen Boden heilig und daher darf das Böse ihn nicht betreten.“
    Eleanor öffnete die Augen. Sie sah zu Oliver hinüber und nickte stumm. Olivers Blick wanderte zwischen den beiden hin- und her. Dann verstand er und lächelte.
    „All die Jahrhunderte hätten wir uns keine Sorgen machen müssen“, stellte er fest. „Die Aufrichtigkeit unserer Gebete war völlig ausreichend.“
    „Währt ihr aufrichtig gewesen, wenn ihr gewusst hättet, dass es eurem Schutz dient?“, fragte Raphael trocken.
    Olivers Lächeln erstarrte. Dann senkte er betreten den Kopf und nickte.
    „Was soll nun aus uns werden?“, fragte er schließlich leise. „Jetzt, da wir wissen, dass es sich so verhält?“
    „Das

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