Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)
Wasser!“, erscholl Olivers Stimme über dem Lärm. „Deckt euch mit dem schwarzen Wasser ein!“
Im Nu stand die Menschenmenge vor jener Tür, die hinab in die Kellergewölbe führte. Kurz darauf hatte man bereits eine Menschenkette über die Treppe hinab gebildet und nun wurden unaufhörlich Krüge mit dem widerlichen schwarzen Wasser nach oben durchgereicht, bis ein jeder mit zweien dieser Krüge ausgerüstet war. Einige Krüge blieben sogar noch übrig und wurden achtlos auf dem Boden stehen gelassen, als die Menge nun dem Ausgang des Krematoriums zustrebte.
Auch Michael und Elizabeth schlossen sich den aufgeregten Menschen an, doch kurz vor dem Ausgang griff eine Hand nach Michaels Schulter. Es war Oliver, der schwer atmend und aufs höchste erregt neben ihm stand.
„Das ist dann wohl die einzelne Aktion mit einem eng begrenzten Ziel, von der ihr gesprochen habt, Master Michael“, grinste er angriffslustig. „Jener eine Schlag, bei dem die Gegenseite keine Zeit für Gegenmaßnahmen haben wird!“
Michael nickte ebenso angriffslustig zurück.
Oliver ballte die Faust. „Dann wird es Zeit zu gehen!“
…
Die Situation begann kritisch zu werden. Eleanor schätzte, dass mittlerweile mehr als einhundert Akoloythoi um sie herum waren. Ihr Gekreische und Fauchen war ohrenbetäubend. Innerhalb weniger Minuten nach ihrer Entdeckung hatte sich bereits eine große Schar Dämonen an ihre Fersen geheftet. Aus jeder Straße, an der sie vorbeigekommen waren, waren neue Horden an Akoloythoi hervorgequollen. Schließlich waren die ersten Schatten über ihren Köpfen aufgetaucht und dann waren die ersten fliegenden Akoloythoi vor ihnen gelandet.
Bislang war es erst zu wenigen Berührungen gekommen und jedes Mal waren die betroffenen Dämonen vor Schmerz schreiend vor ihr zurückgewichen. Auch an William trauten sie sich nicht heran, nachdem die ersten von ihnen auch mit ihm schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Bislang hatten weder Eleanor noch William die Akoloythoi auch nur ein einziges Wort sagen hören, doch schienen sie über irgendeine Form der Kommunikation zu verfügen, denn auch die Neuankömmlinge wagten es in der Regel nicht, die zwei Menschen zu berühren. Stattdessen hatten sie einen engen Ring um die beiden gebildet und behinderten sie allein aufgrund ihrer Masse und Zahl am fortkommen. Immer wieder stießen einzelne von ihnen kreischend nach vorn und täuschten Angriffe vor, wohl wissend, dass eine Berührung mit ihnen den Menschen zwar keine unerträglichen Schmerzen bereitete, ihnen aber dennoch unangenehm war. Der Lärmpegel war atemberaubend und der Anblick dieser sich windenden und tobenden Dämonenmasse überaus erschreckend und furchteinflößend. Das flackernde Licht der brennenden Stadt tauchte die grauen Leiber der Akoloythoi in finstere Rottöne und ihre Schreie hallten von den flimmernden Hauswänden wieder.
„Milady“, jammerte William. „Wir können nicht ewig so weitergehen. Spätestens wenn ihre Herren kommen, ist es aus mit uns!“
„Hab Mut, William!“, keuchte Eleanor. „Uns kann nichts passieren. Wir…“
In diesem Augenblick stieß William einen leisen Schrei aus und schlug der Länge nach hin. Einer der Akoloythoi hatte trotz seiner Todesangst nach Williams Bein gegriffen und ihn zu Fall gebracht. Der Akoloythos wand sich winselnd vor Schmerzen und hielt seine versengte Hand, doch sofort waren seine Kumpane herbei und trampelten über ihn hinweg. Jetzt, wo William den Kontakt zu Eleanor verloren hatte, hielt nichts die Dämonen zurück, über ihn herzufallen. Er schrie vor Schmerz, während dutzende grauer runzliger Hände nach ihm schnappten und das Gekreisch der Akoloythoi siegessicher anschwoll.
Und genau in diesem Moment – als hinter Eleanor unzählige Dämonenleiber über dem schreienden William hinweg wogten und sie keine Chance hatte, zu ihm zu gelangen – geschah noch etwas anderes. Vor ihr, an eben jener Stelle, wo rechts von ihr eine kleine Nebenstraße in einer finsteren Häuserschlucht verschwand, entstand urplötzlich eine weitere Unruhe in jenem dichten chaotischen Pulk aus Dämonenkörpern, Köpfen, Flügeln, Armen und Beinen. Ein unerträgliches Kreischen hallte in ihren Ohren und in wenigen Augenblicken war die dichte Wand vor ihr gesprengt. Schreiende Akoloythoi wälzten sich auf der brennenden Straße, während andere fluchtartig die Formation verließen und sich in andere Seitenstraßen hinein flüchteten. Dann tauchten die ersten
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