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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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die gleiche wäre, wie für all diese Sünder?“
    Gabriel wies auf die gefrorenen und zersprengten Körper der Verdammten um sie herum.
    „Für dich wäre dieser Ort doch etwas vollkommen anderes“, fuhr er beschwörend fort. „Für dich könnte die Hölle das Paradies sein, weil ich dich schütze. Kein Akoloythos würde es wagen, dich auch nur anzusehen. Ich würde keine Höllenstrafe an dich heranlassen, nicht eine! Und selbst das göttliche Feuer müsstest du nicht entbehren. Wäre Raphael hier an deiner Seite, könnte die Hölle der Himmel für dich sein!“
    „Und warum das alles, wenn ich doch den richtigen Himmel haben kann?“, stieß Eleanor mühsam hervor. Mittlerweile begann dieses Gespräch sie zornig zu machen, doch ihre Frage hatte eine gefährliche Ruhe ausgelöst. Schließlich trat Gabriel noch näher an sie heran und blickte nun auf sie hinab. Noch vor kurzem hätte sie sich davon bedroht gefühlt, doch in diesem Augenblick war sämtliche Furcht von ihr abgefallen. Was konnte ihr schon geschehen, was schlimmer wäre als an diesem Ort bleiben zu müssen? Und das würde sie nicht, dessen war sie sich plötzlich vollkommen sicher. Hier, im Zentrum der Hölle, gab es absolut nichts, womit Gabriel ihr drohen konnte. Ganz egal, wofür sie sich auch entscheiden würde, solange sie sich zu nichts hinreißen lassen würde was sie zum Hass gegen sich selbst trieb, würde dieser Ort sie nicht halten können…
    Und in diesem Augenblick erkannte sie die monströse Falle, die Gabriel ihr gestellt hatte. Er wollte sie in den Selbsthass treiben! Er wollte sie zu einer Entscheidung zwingen, die sie sich selbst für immer vorhalten würde. Dieser Ort, das Zentrum der Hölle, war für sie bestimmt. Denn ganz egal für wen sie sich entschied – für Juda oder für Asasel – sie würde sich selbst nie vergeben können, dass sie den anderen nicht hatte retten können, nicht bis ans Ende aller Zeiten. Keiner der beiden hatte die Strafe verdient, seit so langer an diesem Ort leiden zu müssen. Aber egal wen der beiden sie befreien würde, sie selbst würde hier bleiben – das wurde ihr schlagartig klar.
    Gabriel schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er lächelte höhnisch und blickte stumm auf sie hinab.
    Wie in Trance wandte Eleanor sich um und ging langsam auf die Tür zu, die inmitten des Eisgestöbers auf sie wartete. Ihre Schritte waren schwer und unsicher und mit jedem Meter schwand ihre Kraft für die ungeheure Entscheidung, die vor ihr lag.
    Nur wenige Meter noch. Dort stand die Tür einsam und ohne eine Mauer, durch die sie Durchlass hätte gewähren können. Auf ihrer anderen Seite schien es nichts zu geben, was eine Tür notwendig gemacht hätte und doch stand sie da und wartete auf Eleanor. Wartete seit tausenden von Jahren.
    Jetzt stand Eleanor direkt vor ihr. Mit zitternder Hand legte sie die Finger auf den Türknauf, dann drückte sie die Tür auf und trat hindurch.
    Schlagartig veränderte sich die Umgebung. Die Welt aus Eis und gefrorenen Leibern war verschwunden und Eleanor stand in einem kleinen Zimmer, nur wenige Meter im Quadrat. Keine Fenster oder weitere Türen durchbrachen die Wände, die so hell und strahlend leuchteten, dass es in Eleanors Augen schmerzte. Aber das Licht dieser Wände war seltsam kalt und leblos, ohne Freundlichkeit oder die geringste Wärme. Noch immer hielt Eleanor die Türklinke in der Hand. Dann ließ sie sie los und betrat das Zimmer endgültig. Vollkommen still war es an diesem Ort, nicht der kleinste Laut war zu hören. Eleanor sah sich um, doch hier gab es nichts, was ihren Blick auf sich ziehen konnte. Das Zimmer war leer bis auf die beiden Gestalten, die einige Meter von ihr entfernt reglos auf dem Boden lagen.
    Eleanor trat näher und nun konnte sie die beiden Körper genauer sehen. Sie waren seltsam verkrümmt, so als seien sie ebenso wie die Verdammten draußen erfroren, aber dennoch wirkten sie vollkommen anders. Der linke Körper gehörte zweifellos Asasel. Es war der Körper eines Engels, doch völlig verkrüppelt und verunstaltet.
    „Mein Gott“, dachte Eleanor. „Wenn seine Seele ebenso verkrüppelt ist wie sein Körper, wie soll er dann je geheilt werden?“
    Schaudernd löste sie ihren Blick von Asasel und besah sich den rechten Körper. Er gehörte einem Mann, der kaum älter als fünfundzwanzig Jahre sein konnte. Seine Gesichtszüge waren in einer schauerlichen Grimasse des Schmerzes erstarrt und er hielt die Arme schützend über sich, so,

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