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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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auf den Haupteingang des Gebäudes zusteuerte.
    „Das Krankenhaus von Bude?“, rief Lilith hinter ihm aus. „Was tun wir hier? Liegt Eleanor hier in irgendeinem Kühlraum?“
    Raphael antwortete nicht, sondern ging entschlossen weiter. Er schien Lilith nicht einmal mehr wahrzunehmen, bis sie schließlich stehenblieb und ihn anschrie: „Verdammt! Rede endlich mit mir!“
    Abrupt blieb Raphael stehen. Er atmete tief durch und wandte sich dann zu ihr um.
    „Eleanor ist nicht tot!“, stieß er gepresst hervor. „Sie hat versucht sich das Leben zu nehmen, indem sie sich das Treppenhaus hinabstürzte. Aber sie blieb schwerverletzt an dessen Boden liegen…“
    Raphael verstummte und starrte plötzlich an ihr vorbei ins Leere.
    „Was ist denn?“, fragte Lilith betreten.
    „An dieser Stelle waren die Zeitungsberichte etwas… widersprüchlich“, wand er sich. „Die Bewohner von Stratton Hall haben ausgesagt, dass plötzlich ein markerschütternder Schrei durch das Haus ging. Der Schrei eines Mädchens. Sie liefen dem Schrei hinterher , der nicht aufhören wollte und so kamen sie in das westliche Treppenhaus. Dort fanden sie Eleanor in ihrem Blut liegen, aber die Quelle des Schreis fanden sie nicht. Sie ging von jemandem im Treppenhaus aus, darin waren sich alle einig, aber nicht von der verletzten Eleanor. Alle hielten sie für tot, erst im Krankenhaus stellte man fest, dass sie noch lebte und ins Koma gefallen war.“
    „Kann das tote Mädchen aus dem Treppenhaus die Quelle des Schreis gewesen sein?“
    Raphael nickte. „Elizabeth! Sie mag tot sein, aber sie besitzt genug von dem göttlichen Feuer, um zwischen den Dimensionen wechseln zu können. Sie kann ohne weiteres einen Schrei ausstoßen, der in der Welt der Lebenden gehört wird.“
    „Und Eleanor liegt hier? Im Krankenhaus von Bude?“
    „So hieß es in einer der Zeitungen.“
    „Aber warum kannst du sie nicht spüren? Müsstest du nicht ihre Seele fühlen können?“
    Endlich sah Raphael Lilith an. Sein Blick war gequält und voll Sorge. „Eben das verstehe ich nicht. Ich spüre selbst hier absolut nichts. Und dabei müsste ihre Seele so nah ganz deutlich eine Aura haben, die ich fühlen kann…“
    Ein paar Sekunden lang sahen sich die beiden an. Dann nickte Lilith entschlossen und setzte sich in Bewegung. Ohne noch weiter zu zögern gingen die zwei Seite an Seite auf den Haupteingang des Krankenhauses zu. Um diese Zeit waren keine Besucher im Krankenhaus mehr erlaubt und das Gelände lag öde und verlassen vor ihnen. Doch in den Gebäuden selbst würde noch immer reger Betrieb sein. Krankenschwestern, diensthabende Ärzte und nicht zuletzt die Patienten würden es unmöglich machen, ungesehen an Eleanors Krankenbett zu gelangen.
    Sie erreichten die große Eingangstür gemeinsam, doch noch bevor sich die gläsernen Flügel der Schiebetür von allein vor ihnen öffnen konnten, zerstoben sie mit einem lauten Knall in abertausende von Scherben.
    Raphael musste nicht zu Lilith hinübersehen um zu wissen, dass sie beide gleichzeitig im Geist den Befehl dazu gegeben hatten. Er lächelte grimmig, während er völlig sorglos durch die umherfliegenden messerscharfen Splitter ging.
    Eine unerklärliche Gleichgültigkeit legte sich in diesem Augenblick über die Menschen in diesem Teil des Krankenhauses. Sie alle hatten den Knall der gläsernen Eingangstür vernommen, doch niemand sah auch nur beiläufig auf oder fragte sich, was geschehen sein mochte. Raphaels Geist lag wie ein Alpdruck auf ihnen, machte sie träge und unterdrückte jede bewusste Handlung. Niemand sah die beiden Eindringlinge an, niemand sprach oder unterbrach seine Aktivitäten, während die zwei zielstrebig auf die Pförtnerloge des Eingangssaals zusteuerten. Fast schien es, als würde die Welt in Zeitlupe ablaufen.
    Der diensthabende Pförtner, ein untersetzter grauhaariger Mann mit Nickelbrille, nahm ihre Anwesenheit nicht einmal wahr, als Raphael seelenruhig über den Tresen griff, den Belegungsplan aufnahm und ihn sorgsam durchlas.
    „Ostflügel, Station III, Zimmer 11“, sagte er schließlich, warf dem Pförtner gleichgültig den Plan zu und setzte sich in Bewegung.
    Lilith folgte ihm und sah ihn dabei fasziniert an. Natürlich war auch sie schon in den Geist von Menschen eingedrungen um sie zu manipulieren. Sich aber aus der Wahrnehmung der Menschen eines ganzen Krankenhauses zu stehlen war ein gänzlich anderes Kaliber. Wahrscheinlich würden die Leute morgen früh dumm aus der

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