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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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geworden. Auch sie riefen nun, einige von ihnen gingen sogar zwischen die Kontrahenten und bemühten sich, sie zu trennen. Nach und nach erstarb der Lärm in der Höhle und die zwei Gruppen standen sich nun gegenüber und funkelten einander unversöhnlich an.
    „Was sollte das?“, schrie Eleanor, während sie am ganzen Leib zitterte. „Wären jetzt Dämonen in der Nähe gewesen, hätten sie uns unter Garantie bemerkt. Aber ihr …“, sie zeigte zornig auf Ibrahim und seine Leute, „… ihr wolltet, dass wir entdeckt werden!“
    Ibrahim starrte sie trotzig an, die Hände zu Fäusten geballt.
    „Warum wolltet ihr uns verraten?“ Eleanor war nun ganz leise geworden.
    Noch immer blickte Ibrahim sie feindselig an, auch die meisten seiner Leute teilten seinen Ausdruck.
    „Weil wir keine Chance auf einen Ausbruch aus dieser Hölle haben!“, sagte er schließlich. „Keiner von uns! Und wenn man keine Chance hat, zu entfliehen, muss man sich eben arrangieren!“
    Niemand sagte ein Wort und gerade als die Stille unerträglich wurde, fuhr er schließlich fort.
    „Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren ich hier gefangen bin. Es können tausende gewesen, oder auch nur hunderte. Aber all die Menschen hier haben mein Schicksal geteilt!“, er zeigte auf seine Gruppe, „Wir wurden von den Akoloythoi in den Teergruben dieser Höhle festgehalten. Wir spürten die Hitze, sie brannte in unseren Seelen und ließ uns glauben, dass wir noch einen Körper hätten, der unter dieser Qual leiden könnte. Doch wir haben keine Körper mehr, die in der Hitze des kochenden Teers zu Staub verbrennen könnten. So waren wir in immerwährendem Leid gefangen, bewacht von den Akoloythoi, die uns zurück in den Teer stießen, wenn wir zu entkommen versuchten.“
    Ibrahim zögerte einen Augenblick, dann fuhr er leise wie zu sich selbst fort.
    „Gegen die haben wir keine Chance!“
    Dann blickte er plötzlich wieder zu Eleanor auf und sein Blick war wieder scharf und grausam.
    „Aber vielleicht können wir uns bei ihnen ein besseres Leben erkaufen, wenn wir euch ausliefern. Denn ihr seid es doch, die von den Dämonen gesucht werdet!“
    Eleanor war fassungslos. Sie sah sich hilfesuchend nach ihren Begleitern um, doch offenbar waren die meisten ebenso sprachlos, wie sie selbst.
    „Verdammt, wir haben eine Chance!“, zischte Robert. „Wir haben es so weit gebracht und nur, weil wir Lady Eleanor haben. Ihr hättet mit uns auch eine Chance gehabt!“
    „Mit den Akoloythoi könnt ihr nicht verhandeln“, warf William ein. Seine Stimme klang vor Enttäuschung plötzlich leise und belegt. „Sie werden euch dennoch wieder in die Teergruben werfen. Das ist ihre Natur!“
    „Bleibt abzuwarten“, erwiderte Ibrahim selbstsicher. „Da sie euch so dringend haben wollen, dass sie dafür sogar ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigen, beurteile ich die Lage etwas anders.“
    „Was tun wir jetzt?“, wandte Eleanor sich an ihre Gruppe.
    „Wir lassen sie einfach hier zurück!“, warf jemand von hinten ein, doch Ibrahim hatte es gehört. Mit einem hämischen Grinsen rief er: „Wir bleiben an eurer Seite. Ob es euch passt, oder nicht. Über kurz oder lang werden wir auf Dämonen stoßen und dann werden wir sie rufen!“
    „Verräter!“, zischte Toby.
    „Was hast du erwartet?“, meinte William resignierend an seiner Seite. „Sie sind nicht umsonst in jenem Kreis der Hölle gelandet, die der Lüge und dem Verrat gewidmet ist. Diese Menschen haben nichts aus ihrem Aufenthalt in der Hölle gelernt und können eben nicht anders.“
    „Und wir werden sie nicht mehr los!“, stellte Toby frustriert fest. „Wenn wir nichts dagegen unternehmen können, sind wir geliefert. Es hilft nichts – wir müssen sie loswerden. Ich werde nicht zulassen, dass die Dämonen Lady Eleanor in die Fänge bekommen!“
    „Was wäre, wenn wir es mit ihnen bis zum nächsten Grenzfluss schafften?“, flüsterte Robert, während er lauernd zu Ibrahim und seinen Leuten hinüberblickte. „Sie wissen nicht, dass man die Flüsse durchqueren kann, solange man eine Verbindung zu Lady Eleanor hat. Sie würden uns vorausgehen sehen und uns dann folgen…“
    „Robert!“, mischte sich Allys entsetzt ein. „Das wäre Verrat. Nicht anders als das, was sie uns antun wollen!“
    „Sie hat recht!“, sagte William ungewohnt streng. „Wir sollten aufpassen, dass wir nicht ebenso werden wie jene, die zu recht in diesen Kreis der Hölle geworfen wurden. Und wir sollten uns der

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