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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Tatsache bewusst sein, dass ein zu langer Aufenthalt an einem Ort wie diesem unsere Seelen schädigt. Robert hat gerade bewiesen, dass diese Gefahr sehr real ist!“
    Robert wollte ob der ungewohnten Zurechtweisung durch William bereits zornig aufbegehren, doch dann knickte er ein und nickte schuldbewusst.
    „Es tut mir leid!“, sagte er leise. „Aber ich will nicht mit ansehen müssen, wie sie uns den Dämonen ausliefern. Wir sind so weit gekommen…“
    „Und wir werden noch weiterkommen“, meinte Eleanor bestimmt. „Wir müssen sie abschütteln oder sie aus freien Stücken zur Aufgabe zwingen…“
    Noch einmal sah sie zu Ibrahim hinüber, der grinsend auf den Ausgang des Disputs wartete. Dann hatte sie einen Entschluss gefasst und ging auf ihn zu.
    „Ibrahim“, sagte sie. „Es gibt etwas, was du wissen solltest. „Es mag sein, dass einige der gefallenen Engel, die hier in der Hölle leben, mich fangen wollen. Jene, die eure Akoloythoi von euch abberufen haben, werden sicher dazu gehören. Aber ich werde dir jetzt sagen, warum ich in der Hölle bin. Ich kam hierher, um einen dieser gefallenen Engel zu suchen. Einen, der auf meiner Seite steht. Sollte dieser Engel erfahren, dass du mich verraten hast, oder sollten wir zufällig auf ihn stoßen und du in seine Hände fallen, wirst du dir wünschen, du hättest anders gehandelt. Sollte er dich in das Seelenloch werfen, wäre das noch eine geringe Strafe für dich!“
    Ibrahim zögerte, sein Gesicht zuckte vor Verwirrung.
    „Du lügst doch!“, stieß er schließlich hervor.
    „Natürlich denkst du das “, erwiderte Eleanor ruhig, „denn du bist aufgrund deiner Verlogenheit hier gelandet. Du kennst es eben nicht anders. Aber ich bin an keinen der zehn Höllenkreise gebunden. Ich bin nicht wie du…“
    Verunsichert sah Ibrahim sich nach seinen Leuten um. Verwirrung hatte sich unter ihnen breit gemacht, man begann zu tuscheln und schließlich wurde offen gestritten. Die einen hielten Eleanor offen für eine Lügnerin, während die anderen ihre Argumente ernst nahmen und sich vor der Strafe jenes Engels fürchteten, von dem sie gesprochen hatte.
    Eine Weile sah Eleanor den Auseinandersetzungen wortlos zu, dann blickte sie sich um und gab ihrer Gruppe das Zeichen zum Aufbruch. Still marschierten sie an Ibrahims streitenden Gesellen vorbei und betraten wieder jenen Gang, der sie in diese Höhle geführt hatte.
    „Halt!“, hörten sie Ibrahims Stimme hinter sich. Sie blickten sich um und sahen ihn mit einer Handvoll Begleiter hinter ihnen hereilen. Ehe sie es sich versahen, hatte er sie eingeholt und steuerte nun auf Eleanor zu. Und wieder waren es Toby, Robert und William, die sich dazwischen stellten. Eleanor indes verlangsamte nicht einmal ihren Schritt. Sie wollte nur noch aus dieser Höhle heraus.
    „Denkt nicht, dass ihr uns so leicht loswerdet!“, schrie Ibrahim, während er sich seinen Weg durch Eleanors Gruppe boxte. „Ich bleibe an euch dran und über kurz oder lang werde ich einen Weg finden, euch als die Lügnerin zu enttarnen, die ihr seid. Ihr seid nicht besser als wir!“
    Eleanor erwiderte nichts. Sie hatte beschlossen, ihn zu ignorieren und marschierte nun tapfer durch den engen Tunnel, der sie zurück auf ihren Weg führen würde. Mochte Ibrahim sie verraten – sie würden es nicht verhindern können. Mehr und mehr begann Eleanor zu glauben, dass jene Macht, die sie unbeschadet bis hierher gebracht hatte, auch weiterhin eine schützende Hand über sie halten würde. Allein um all jene, die ihr folgten, tat es ihr leid. Ibrahim wäre es zuzutrauen, dass er sie alle ins Unglück reißen würde.
    Nur kurze Zeit später erreichten sie indes jene Abzweigung, an der sie zuvor von Ibrahim in die Irre geführt worden waren und dieses Mal bogen sie in den rechten Gang ein. Es war ungewöhnlich feucht hier. Ein beständiges Tropfen und Plätschern hallte um sie herum, während unablässig dicke, ölige Tropfen auf sie hinunterfielen. Dieser Ort war nicht allein finster, er war schmutzig und hinterließ bei ihnen allen das Gefühl, besudelt und verunreinigt zu werden. Schweigend gingen sie einige hundert Meter weiter. Dann jedoch blieb Eleanor unerwartet stehen.
    „Dort“, flüsterte sie.
    William an ihrer Seite folgte ihrem Blick und sah vor sich in jenem dämmrigen Zwielicht, welches seit ihrem Einstieg in diesen Gang unablässig von den Wänden selbst auszugehen schien, eine Wegkreuzung. Der linke Gang war ebenso dunkel wie jener, in dem sie

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