Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao

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richtig, sie ist hier bei mir, Trevarth Farm, gleich oberhalb von Gulval, in den Hügeln nördlich von Penzance.« Sie hörte einen Augenblick zu und nickte dann. »Auf der Landranger-Karte ist es deutlich eingetragen. Frag einfach jemanden auf der Straße, wenn du es nicht finden kannst, oder ruf Julia an, dann geben wir dir weitere Instruktionen, wenn du in der Nähe bist. Wir erwarten dich in einer Dreiviertelstunde. Zum Tee gibt es Krabbensalat. Ich hoffe, du bist nicht allergisch gegen Meeresfrüchte.« Sie drückte auf die rote Taste, beendete die Verbindung und gab mir das Handy zurück.
    Ich starrte sie an. »Warum, in aller Welt, hast du das getan?«
    »Ihr müsst eure Affäre zu einem guten Ende bringen, schon Annas wegen. Reicht euch die Hand und benehmt euch normal. Schließlich könnt ihr euch nicht in alle Ewigkeit aus dem Weg gehen, und deshalb solltet ihr es jetzt tun, während ich als Schiedsrichter dabei bin.«
    »Du hast gut reden, aber ich bin noch nicht bereit, ihn wiederzusehen. Ich gehe erst einmal duschen«, sagte ich steif und hievte mich aus dem Gartensessel.
    »Zieh dein rotes Kleid an«, rief sie mir nach. »Das steht dir besonders gut.«

    Als ich vierzig Minuten später sauber und frisch vom Duschen zurückkam, das Haar zu einem Knoten geschlungen, mit frischem Make-up und dem roten Kleid, einfach weil es das Einzige war, das nicht gewaschen oder gebügelt werden musste,
hatte Michael das Haus schon gefunden. Er saß mit dem Rücken zu mir in einem alten Liegestuhl, stürzte ein Glas Wein hinunter und kicherte über etwas, das Alison gesagt hatte. Es wurmte mich, dass er sich hier ganz offensichtlich wie zuhause fühlte.
    »Wo ist dein Wagen?«, fragte ich böse. »Ich habe ihn in der Einfahrt nicht gesehen.«
    Beim Klang meiner Stimme fuhr er herum. »Wie schön, dich zu sehen«, gab er zurück und kämpfte sich aus dem Liegestuhl. Ich betete für ein schmerzhaftes Durcheinander von ineinander verkeilten Holzteilen und Gliedmaßen, doch Michael schaffte es, ohne Mühe aufzustehen, elegant wie immer in einem cremefarbenen Hemd und steingrauer Hose. Sein Blick musterte mich von oben bis unten und blieb anerkennend an dem roten Kleid hängen. »Ich habe ein Taxi genommen. Es schien mir das Vernünftigste, die Feinarbeit einem Einheimischen zu überlassen. Er wusste sofort, wo ich hinwollte.«
    Ich wollte verdammt sein, wenn ich mich so leicht einwickeln oder mir gar einen keuschen Kuss von ihm gefallen lassen würde. Ich stand da, die Hände in die Hüften gestemmt und wurde plötzlich wütend über die Wirkung, die er immer noch auf mich hatte. »Was machst du hier? In Cornwall, meine ich.«
    Er hob eine Augenbraue und wandte sich wieder Alison zu. »Ich verstehe, was du meinst.«
    Ich rückte meinen Stuhl ein Stück vom Tisch weg und setzte mich mit finsterem Blick hin.
    »Ich, äh … hatte hier zu tun. Es geht um eine Immobilie von Anna, die sie verkaufen will. Ich soll euch übrigens von ihr grüßen.«
    Bei der Erwähnung ihres Namens erstarrte ich. Anna hatte Beziehungen zu Cornwall? Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut, als hätte mich eine kalte Brise erwischt. Ich streifte ihn mit einem Blick aus halb geschlossenen Augen. Der Blick einer Katze für ein Geschöpf, das sie abgrundtief verachtet. »Verstehe.
Ein bisschen Kapital flüssig machen für die zweiten Flitterwochen, wie?«, erklärte ich bissig, und er hatte wenigstens den Anstand, den Blick abzuwenden. »Wo ist sie denn, diese ›Immobilie‹?«
    »In Mousehole. Ein Cottage, mehr nicht, es steht leer. Anna hatte seit Jahren einen Mieter, doch der ist vor Kurzem verstorben. Sie hat es zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt bekommen und auch mir jetzt zum ersten Mal davon erzählt. Manchmal ist sie eine richtige Heimlichtuerin.«
    »Und wo wohnst du?«, fragte Alison mit gerunzelter Stirn.
    »Ich habe ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Mousehole. Es ist ein bisschen teuer, aber ich kann es meinen kornischen Brüdern nicht verdenken, wenn sie sich ein ehrliches Pfund verdienen wollen. Oder auch ein unehrliches.«
    Ich blickte starr durch den Garten auf das Tal und das Meer dahinter. Zwischen dem hellen Spalier der Bäume konnte ich so gerade den Kirchturm über der Küste von Penzance erkennen und ein kleines Stück der glitzernden Bucht dahinter. Mousehole lag ein paar Meilen jenseits der Landspitze, die den westlichsten Punkt von Mount‘s Bay bildete. Ich erinnerte mich an eine Stelle in Cats kleinem